DONOTS – JAK’s Not Dead
Die dritte Donots-Nachlese in diesem Jahr auf Whiskey-Soda.de, nach Münster 1 (Warm-Up), 2 und 3 (Grand-MS-Slam), nun noch zweimal Jahresabschlusskonzert (kurz JAK) im Rosenhof. Könnte man bekloppt nennen – aber nur dann, wenn man die Jungs noch nie gesehen hat und nicht weiß, was die auf der Bühne abreißen.
Traditionell beenden die Ibbenbürener ihr Jahr nur etwa 25 km von ihrer Heimat entfernt in Osnabrück. Aus bekannten Gründen drei Jahre nicht, dafür in diesem Jahr wieder mit einer Doppelladung. Im Gegensatz zum Münster-Slam, wo sie die gleiche Setlist spielten, sind für den Rosenhof zwei Spezial-Shows angekündigt: Tag 1 steht im Zeichen der Scheibe „Amplify The Good Times“, Tag 2 im Zeichen von „Wake The Dogs“, die ihr 20- bzw. 10-jähriges Jubiläum feiern und an den jeweiligen Tagen im Mittelpunkt stehen sollen.
Mittwoch, 28.12.2023 – Amplify The JAK
Nach einer lauten Eröffnung durch Val Sinestra und einer kurzen Umbaupause, legen GuidoIngoEikeAlexPurgen mit der aktuellen Single „Auf sie mit Gebrüll“ los und direkt steht Osnabrück Kopf – was sich in den folgenden mehr als zwei Stunden nicht ändern soll. Ohne Luft zu holen legen sie mit „Calling“ nach. Ingo begrüßt freudestrahlend alle Anwesenden und bewundert das bauliche Update, das der Club in der Zwangspause erfahren hat (dazu später mehr).
Nun folgt ein erster Block aus dem Amplify-Album, u.a. mit „Saccharine Smile“, „Get Going“ und „Worst Friend/Best Enemy“. Tatsächlich spielen sie nicht die komplette CD, was sich aber als gute Entscheidung zeigen soll. Auch wenn alle Stücke gut sind, und der Tonträger einen gewissen Kult-Charakter hat, sind nur wenige der Lieder zu Hits geworden, und davon gibt es im Oeuvre des Quintetts nach fast drei Dekaden jede Menge. Als Kontrast zu den selten gespielten Oldies gibt es dann die Doppel-A-Seite der ersten Single, aus dem im kommenden Jahr erscheinenden „Heut ist ein guter Tag“. Zunächst singt Guido „Augen sehen“, bevor Ingo seinen Aufbau-Song „Hey Ralph“ liefert.
Zwischendrin immer wieder Anekdoten aus der Geschichte der Truppe, der Verbundenheit mit der Stadt (Ingo hat hier vier Jahre gewohnt, Guido ihn aber nicht einmal besucht) und der Konzerthalle, aber auch der Hinweis, dass die Show beinahe ins Wasser gefallen wäre, da Jan-Dirk eigentlich krankheitsbedingt im Bett liegen sollte. Zum Glück hat er sich mit Medikamenten fit gemacht, was ihm die spontan auf der Bühne geschriebene Huldigung „Purgen, Du musst endlich mal zur Kur gehen“ einbringt – klassische Knollmann-Wortspielerei, gepaart mit schlichten Punk-Akkorden. Zusätzlich wird ihm zu Ehren die neue Religion des Purgismus ausgerufen.
Nach einer zweiten Amplify-Rutsche endet der offizielle Teil mit „Wake The Dogs“ und „Ich mach nicht mehr mit“, bevor die Zugaben starten. Bei der Hymne „We’re Not Gonna Take It“ nimmt Ingo den Laden noch einmal genauer unter die Lupe und singt von der Theke aus die Strophen. Bewundernd bleibt er vor der neu gebauten Tribüne stehen und entschließt sich spontan, diese per Sprung in die Menge einzuweihen. Allerdings müssen alle versprechen, keine Aufnahmen ins Internet zu stellen, da seine Mama es ihm verboten hat.
Frank Turner feiert heute seinen Geburtstag, und kann daher leider nicht das abschließende „So Long“ im Duett mitsingen, dafür stimmen alle Fans lautstark immer wieder in den Refrain ein und wollen die Nummer einfach nicht enden lassen. Völlig verschwitzt verschwinden die Herren grinsend von der Bühne.
Donnerstag, 29.12.2023 – Wake The JAK
Die zweite Nacht eröffnet das Trio Shirley Holmes, dann verzögern technische Probleme einen zeitnahen Start. Um 21.20 Uhr ist es aber endlich so weit und wie am Vortag liefert „Gebrüll“ den Auftakt. Das Programm steht heute unter dem Motto „Wake The Dogs“ von 2012, und so gibt es in den beiden heutigen Motto-Sektionen abgesehen vom Titel-Track Knaller wie „Solid Gold“ oder „You’re So Yesterday“, von Alex als seine Lieblinge angepriesen. Die Reihenfolge ist eine völlig andere als am Mittwoch, die meisten der anderen Klassiker bleiben aber die gleichen. Es gibt aber auch erfreuliche Ausnahmen, so sind die „Geschichten vom Boden“, „Superhero“, „Room With A View“ und „Piano Mortale“ neu dabei.
Was auffällt: Insgesamt ist die Stimmung im Publikum noch ausgelassener als gestern. Vielleicht liegt es an der höheren Hit-Dichte von „Dogs“ im Vergleich zu „Amplify“ – außerdem gibt es heute deutlich weniger Ansagen und Blödeleien auf der Bühne – wenn man von Guidos völliger Quatsch-Geschichte zur Entstehung von „Augen sehen“ einmal absieht, das er (angeblich) mit Johannes B. Kerner kuschelnd auf dem Sofa geschrieben hat. Vor Lachen können die Kollegen ihm nicht einmal böse sein, dass er nicht – wie eigentlich beauftragt – den neuen Longplayer beworben hat, hegen aber berechtigte Zweifel, ob seine geschäftliche Beteiligung an der gemeinsamen Plattenfirma eine weise Entscheidung war.
Es wird durchgehend getanzt, gesungen und ein Circle Pit jagd den nächsten, alles aber stets in einer friedlichen und rücksichtsvollen Weise, was Ingo freudig zur Kenntnis nimmt und froh verkündet, „dass die ganzen Arschlöcher auf Punkrock-Konzerten kein Zuhause haben!“
Als allerletzte Zugabe gibt es noch „Goodbye Routine“, das die Band stehend auf der Theke spielt und sich (nach satten zweieinhalb Stunden Spielzeit) völlig verausgabt und sehr emotional von den Fans „auf einen trockenen Gin-Tonic im Backstage“ endgültig verabschiedet.
Am 03.02.2023 erscheint das neue Werk „Heut ist ein guter Tag“ – das wir natürlich ausführlich besprechen werden (Spoiler-Alarm: Es ist sehr gut!) und natürlich werden wir von der kommenden Tour berichten.
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Setlist Mittwoch
Auf sie mit Gebrüll
Calling
Saccharine Smile
Get Going
Up Song
Friends (Fucked)
Worst Friend/Best Enemy
Augen sehen
Hey Ralph
Keiner kommt hier lebend raus
Dead Man Walking
Stop The Clocks
Duck And Cover
Private Angel
Oh Yeah, Oh Yeah
Purgen, du musst zur Kur gehen
Big Mouth
Problem kein Problem
Wake The Dogs
Ich mach nicht mehr mit
ZUGABEN
Das Dorf war L.A.
Eine letzte letzte Runde
Purgen/Kur gehen
Wretched Boy
Whatever Happened To The 80s
We’re Not Gonna Take It
So Long
Setlist Donnerstag
Auf sie mit Gebrüll
Keiner kommt hier lebend raus
Wake The Dogs
You Got It
Don’t Ever Look Down
You’re So Yesterday
Dead Man Walking
Augen sehen
Hey Ralph
Superhero
Room With A View (Give Me Shelter…)
Ich mach nicht mehr mit
Dann ohne mich
Born a Wolf
Come Away With Me
Solid Gold
Stop The Clocks
Problem kein Problem
Kaputt
Private Angel
Das Dorf war L.A.
Eine letzte letzte Runde
Calling
Whatever Happened To The 80s
ZUGABEN
Geschichten vom Boden
Piano Mortale
We’re Not Gonna Take It
So Long
Good-bye Routine
Fotocredits: Wollo@Whiskey-Soda