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Angriff der KLONE-Krieger

Klone1.jpg „Im April ist mit „Here Comes The Sun“ das neue Studioalbum von Klone erschienen, das mit düster-melancholischen und teils auch psychedelischen Klängen irgendwo zwischen Anathema, Opeth und Pink Floyd aufwartet. Niemand, der sich nicht näher mit Klone und ihrer Geschichte beschäftigt hätte, würde bei dieser Musik wohl vermuten, dass die Franzosen ihre Wurzeln im extremen Metal haben. 1995 von Guillaume Bernard und seinen beiden Kollegen Laurent Thomas und Julien Comte in der zentralfranzösischen Stadt Poitiers gegründet, nannte sich die Band zunächst „Sowat“. Bernard, der als einziges Gründungsmitglied auch heute noch dabei ist, erinnert sich an die Anfänge der Band: „Wir haben damals gemeinsam mit der Musik angefangen und im Prinzip gemeinsam unsere Instrumente erlernt. Ich war gerade mal sechzehn Jahre alt, als es mit der Band losging.“

Zu Zeiten der Bandgründung hatten sich die Franzosen noch nicht wirklich auf einen Stil festgelegt. Alternative Rock wurde mit Metal gemischt, Rockelemente trafen auf Jazz und Industrial-Sounds, aber schließlich überwiegte der Metal, so dass die Jungs zunächst als beinharte Metaller durchstarteten. „Wir wurden von Bands wie Pantera, Obituary und Meshugga inspiriert“, erinnert sich Guillaume Bernard. „Viele Leute haben unsere Musik als Deathmetal bezeichnet. Das habe ich nie so gesehen. Wir hatten schon mal Blastbeats in unseren Songs, aber ich habe uns nie als Deatmetal-Band gesehen.“

Klone4.jpg „Im Laufe der nächsten Jahre wurde die Musik dann jedoch immer progressiver, und mit dem Einstieg des Keyboarders Matthieu Metzger im Jahre 1999 wandelte sich der musikalische Stil immer mehr zum atmosphärischen Rock. Die Metalwurzeln der Band sind auch heute immer noch erkennbar und treten gerade auch live deutlich zum Vorschein, aber insgesamt wird bei Klone doch viel Wert auf Stimmung, Atmosphäre und ausgefallene Instrumentierung gelegt: Metzger spielt auch das Saxophon.

„Wir haben gar keinen Plan“, verrät der Gitarrist. „Wir wissen nicht genau, was wir machen wollen. Wir spielen einfach die Musik, die uns gefällt. Wir haben uns ein gutes Stück vom Deathmetal wegbewegt. Unsere Musik ist heute tiefer und emotionaler. Heute sind unsere Vorbilder eher Bands wie King Crimson und Yes oder auch Björk. Wir mögen diese Musik, und ich denke, daher fühlt es sich für uns auch gut und richtig an, heute in diesen Stil zu spielen. Der Stilwechsel hat sich für uns ganz natürlich ergeben. Ich komponiere viele Songs auf meiner Akustikgitarre.“

Klone5.jpg „Nach der Bandgründung kam es zu verschiedenen Wechseln im Line-Up. Nachdem Matthieu Metzger eingestiegen war, benannten sich „Sowat“ in Klone um. Metzger war mit seinem Saxophon und den elektronischen Spielereien am Sampler maßgeblich für die Stiländerung verantwortlich. Inzwischen hat er die Gruppe offiziell wieder verlassen und ist live nicht mehr dabei, spielt aber für die Plattenaufnahmen weiterhin das Saxophon und steuert auch Samples und Synthie-Parts zu Klones Klangteppich bei. „Wir sind gute Freunde, aber er hat viele eigene Projekte. Und außerdem ist gar nicht genug Platz in unserem Van für alle“, schmunzelt Bernard.

Auch wenn Klone heute progressiven Rock spielen, hat Guillaume Bernard nichts dagegen, auch mal richtig aufzudrehen. „Ab und zu überraschen wir die Fans damit, dass wir einen ganz alten Song spielen“, schmunzelt der Musiker. „Dann gibt es richtige Screams und so. Musik ist für uns wie ein Buch mit viele verschiedenen Seiten darin: Immer wieder etwas Neues.“ Bei aller musikalischen Vielfalt fällt es schwer, Klone in eine starre Schublade zu stecken, aber das ist zum Glück auch gar nicht nötig. Dennoch wollten wir von Bernard wissen, wie die Band selbst ihre Musik definieren würde. „Das ist schwierig“, stellt der Franzose fest. „Manchmal müssen wir uns auf ein bestimmtes Genre festlegen. Ich würde es Progressive Rock nennen. Wir haben mit vielen tollen Bands aus verschiedenen Genres zusammen spielen dürfen. Diesen Sommer haben wir die Show für Devin Townsend eröffnet, das hat sehr viel Spaß gemacht, und es war ein großartiges Publikum. Ich verehre Devin Townsend sehr, er macht tolle Musik. Und ihm hat unser Auftritt auch sehr gut gefallen.“ Bernard ist voller Stolz, als er uns von seinem Idol und dessen Lob für Klone berichtet.

Klone2.jpg „Beim Schreiben neuer Songs starten Klone normalerweise mit einer grundlegenden musikalischen Idee wie zum Beispiel einem Gitarrenriff oder auch einem Drum-Pattern. „Die Texte kommen bei uns erst ganz zum Schluss.“ Für Klone ist das Songwriting wie das Malen eine Landschaft. „Man hat ein bestimmtes Bild wie eine Zeichnung vor dem inneren Auge. Dann kommt jeder mit seinem Instrument dazu und beginnt, dieses Bild farbig auszumalen. So entstehen bei uns die Stücke dann nach und nach in richtiger Gemeinschaftsproduktion.“ Bernard hat bereits mit neun Jahren angefangen, Musik zu komponieren. Heute betreibt er neben der Band seine eigenen Promo-Agentur. Nach der Veröffentlichung von „Here Comes The Sun“ steht nun neben einigen Festivals weiteres Touren in Frankreich auf dem Bandprogramm. Mit etwas Glück geht es im nächsten Jahr nach Kanada. „Wir werden aber auch wieder nach Deutschland kommen“, verspricht der Gitarrist. „Morgen fahren wir schon weiter nach Belgien, wo wir auf dem ‚RocktoberFest‘ spielen. Das ist ein Festival rund um’s Bier. Ich mag gar kein Bier.“ Ein Rockmusiker, der kein Bier mag. Auch so etwas soll es geben. Und auch sonst ist Bernard nicht der typische Rocker. „Ich kenne viele der Bands überhaupt nicht, die hier auf dem Euroblast Festival heute spielen“, gesteht er uns. „Privat höre ich kaum Metal. Ich höre Opeth. Und einer meiner Lieblingskünstler ist Steven Wilson.“

Klone, die etwas andere Rockband, kommt sehr gerne nach Deutschland. „Wir mögen es wirklich hier, und die deutschen Fans sind immer sehr aufgeschlossen, was unsere Musik betrifft. Sie begeistern sich für diese Art von Musik, das gefällt uns.“ Und es gibt noch einen guten Grund für Klone, gerne nach Deutschland zu kommen: „Das Essen ist hier viel besser als zum Beispiel in Großbritannien.“ Und solche Worte aus dem Mund eines Franzosen…!

Interview, Übersetzung und Fotos: Michael Buch

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