BartekJC

- aus Hannover - studiere auf Lehramt Musik und Erdkunde - bei Whiskey-Soda seit 2013 - Rubrik: Indie, Pop, Folk, Rock - Lieblingsmusiker 1950-2000: The Beatles, David Bowie, INXS, Die Ärzte, Queen, U2, Stevie Wonder, Elvis Presley, Michael Jackson, Jefferson Airplane, Nico & The Velvet Underground, Beach Boys, Sting 2000-heute: Bon Iver, The 1975, alt-J, Arcade Fire, Mumford And Sons, Florence + The Machine, KAKKMADDAFAKKA, Gorillaz, Ben Howard, AnnenMayKantereit, Imagine Dragons, Ed Sheeran - Festivals: Hurricane seit 2012

Fever

„Wenn du jemanden liebst, lass ihn gehen, wenn er zurück kommt ist er dein, wenn nicht, hat er dich nie geliebt.“

Ähnliches trifft auch auf die Entstehungsgeschichte des vierten Albums von Balthazar zu. Die beiden Frontmänner hegten eigene Interessen im Songwriting, worauf eine Bandpause veranlasst und Soloprojekte gestartet wurden. Während Maarten Devoldere mit seiner Lou-Reed-Stimme unter dem Pseudonym Warhaus zwei Platten Richtung minimalistischem Indie-Rock rausbrachte, bewegte sich Jinte Deprez als J. Bernardt auf der souligen R&B-Ebene.

Und so kam es, dass nach drei Jahren der Trennung die erfrischende Einsicht kam, dass  man als alleiniger Frontmann und Taktgeber „der Einzige mit der Verantwortung [ist]. Es ist nicht so einfach, alles alleine zu machen“. Die Energie der neu entdeckten Sounds wollten Devoldere und Deprez nun bündeln – in Fever.

Raus kam ein Mix aus teils Dance-Indie-, teils lässigen R&B-Beats, tollen psychedelischen bis hin zu arabisch angehauchten Geigensoli, Background-Vocals und Rhythmen, wie sie bei Foster The People vorkommen und einer Bandbreite an verschiedenen Stimmungen innerhalb dieser elf Tracks. Mit Wrong Faces, Whatchu Doin’ oder I’m Never Gonna Let You Down folgen sie den Spuren von Chet Faker. Der Titeltrack Fever gleich zu Beginn überrascht auf positive Art mit größtenteils instrumentalen Parts, welche genug Freiraum für die Ideen der einzelnen Instrumente bietet. Zwar ist nicht jeder Song ein Hit – Grapefruit klingt wie eine anstrengende Mischung aus Kylie Minogues Can’t Get You Out Of My Head und Dare von den Gorillaz. Doch macht es am Ende die gesamte Konstellation des Albums wieder wett, sodass die Vermengung der beiden belgischen Kreativköpfe zu einem gelungenen Mix aus R&B und Indie-Rock führt.

A Brief Inquiry Into Online Relationships

„The UK’s most exciting band“

Diesen Titel tragen The 1975 seit einigen Monaten, geht es nach dem Q-Magazin. Was steckt dahinter? Wieso sollen andere britische Gruppen wie Bastille oder Mumford And Sons weniger exciting sein? Und was meinen die überhaupt mit diesem Adjektiv?

exciting = erstaunlich, interessant

Selten wurden so ernste Themen angesprochen wie diesmal. „Love It If We Made It“ rechnet mit zahlreichen gesellschaftlichen Problemen wie dem Umgang mit Flüchtlingen auf politisch-nationaler Ebene, dem Verdrängen von religiösem Glauben durch die Moderne, Mediengeilheit oder dem Umgangston des aktuellen US-Präsidenten ab. Matthew Healy schreit dabei auf einem konstanten Rhythmus und Ton mit solch einer Inbrunst und Wut seine Passagen, dass es wohl nur bei ihm so fesselnd klingen kann, wo doch die Melodie quasi nichts hat. Etwas später erzählt in „The Man Who Married A Robot“ eine Art Computerstimme zu ruhiger Backgroundmusik, wie die Beziehung zwischen dem einsamen Ich und dem Internet immer stärker wird, bis man sich vollkommen öffnet und alles preisgibt. Ein Weckruf gegen Plattformen wie Facebook, WhatsApp und Co.

exciting = aufregend, spannend

Aufregend ist tatsächlich der Anfang von „A Brief Inquiry Into Online Relationships“. Selten wollte ich so früh beim Rezensieren abschalten wie hier: nach dem Intro ertönt mit „Give Yourself A Try“ der nervigste Song des Jahres. Healys Stimme klingt unnatürlich hoch, schmal und dünn. Der Elektro-Pop scheint uninspiriert und dahingeklatscht. Und das schlimmste ist das Synthie-Motiv. Es handelt sich hierbei um einen penetranten Wechsel zweier Töne. Alles übertönend. Ohne Pause. Über drei Minuten. Gott sei Dank bleibt es bei diesem einzigen negativen Aufreger, denn ansonsten bleiben sich The 1975 ihrem Sound treu, auch wenn immer wieder Ausflüge in andere Genre wie Soul, Jazz oder Latin gewagt werden.

exciting = erregend

Dass Matty zahlreichen Mädchen und jungen Frauen den Kopf verdreht, ist nicht unbekannt. Dies passiert nicht bloß auf Konzerten mit seinem häufig shirtlosen Auftreten, sondern auch mit dem Gesang. Markant sexy kann er tiefe Lagen genauso ins Ohr des Hörers Flüstern wie emotional in die Höhe ausbrechen. Das war bei „Robbers“ und „Woman“ vor fünf Jahren so, das war bei „UGH!“ und „If I Believe“ vor zwei Jahren so. Und das hört man auch hier erneut mit Songs wie dem souligen „Sincrety Is Scary“ oder bei „Inside Your Mind“ mit Slow-Mo-Gesang. In „Mine“ trauen sie sich erfolgreich an weichen Lounge-Jazz, welcher den Hörer vor einen brutzelnden Kamin mit einem Glas Rotwein in der Hand versetzt.

Tatsächlich kann man dem Q-Magazin Recht geben mit ihrer Behauptung. The 1975 sind reifer geworden, haben letztlich das gesamte Album selber produziert und sich künstlerisch noch stärker ausgetobt als beim Vorgänger. Und im Mai soll schon der vierte Streich folgen. Wir sind ebenfalls excited.

THE 1975 mit neuem Album im November

„A Brief Inquiry Into Online Relationships“ – diesen Titel trägt das neue Album von The 1975, welches am 30. November rauskommen wird. Die Briten präsentieren darauf 15 Tracks, welche in den Angelic Studios (Oxford, UK) und Conway Sound (Los Angeles) aufgenommen wurden. Zu der Idee hinter der Platte äußert sich Frontmann Matthew Healy: „Our first…

ANNENMAYKANTEREIT – zweites Album kommt im Dezember

Nach zwei Jahren ist es wieder soweit: AnnenMayKantereit kündigen das zweite Album „Schlagschatten“ an, welches am 7. Dezember erscheint. Für einen Vorgeschmack sorgt das Kölner Quartett mit ihren jüngst veröffentlichen Singles Marie und Ich geh heut nicht mehr tanzen, welche ihr euch hier anschauen und -hören könnt:   Mit dem ersten Streich „Alles Nix Konkretes“…

AWOLNATION – neues Album ‚Here Come The Runts‘

Es ist sein dritter Streich: AWOLNATION hat sein neustes Album ‚Here Come The Runts‘ auf den Markt gebracht. Aaron Bruno, der sich hinter dem Bandnamen seines Soloprojektes versteckt, gelang mit ‚Sail‘ ein weltweiter Hit. Nun legt er mit 14 neuen Songs nach und sagt selber: ‚When all else is taken away, as long as your…

THE WOMBATS mit neuer Single und Album

The Wombats haben eine neue Single am Start: ‚Black Flamingo‘ heißt ihre neuste Auskopplung aus dem vierten Album ‚Beautiful People Will Ruin Your Life‘, das brandaktuell erhältlich ist. Das Liverpooler Trio feierte mit Songs wie ‚Let’s Dance To Joy Division‘ und ‚Moving To New York‘ ihren Durchbruch. Bis heute wurden ihre Songs über 200 Millionen…

INPARALLEL

Für manche ist der Herbst ein buntes Blättermeer oder der Geruch von nassem Laub auf dem Boden. Doch er kann auch anders. Die Dunkelheit bricht ein, wo man eben noch draußen in Bermudas beim gemütlichen Grillen seinen Feierabend ausklingen ließ. Gerade der Oktober ist immer derjenige Monat, in dem man erschrocken erkennt, wie schnell die Tage kürzer werden. Eine Zeit, die Dhani Harrison wohl liebt: der Tag auf INPARALLEL scheint gar nicht erst aufzugehen.

‚Never Know‘ – der Opener der Platte – startet vielversprechend mit einem ostinaten Klangteppich ähnlich wie in indischer Musik, worüber sich Streicher und Percussion-Einwürfe bilden. Die dissonante Melodie verstärkt den in Trance versetzenden Zustand von Musiker und Zuhörer. Doch aus diesem Rausch wird man durch dröhnende Synthies und R’n’B-Beats in eine schmutzige Gasse hinter einer Disco geworfen, in der man auch einige Songs bleibt. Das wirkt auf Dauer eher eintönig, insbesondere deshalb, dass sich der Bass weiterhin gar nicht bis minimal verändert. Dem düsteren, langsamen Elektro-Pop fehlt es schlichtweg an Abwechslung. Dadurch, dass jeder zweite Song über 6 Minuten geht, wirkt besonders die erste Hälfte von INPARALLEL wie eine Endlosschleife – und wir alle wissen von Bill Murray und seinem Murmeltier, dass niemand so etwas lange ertragen kann.

Mit dem ersten Akkordwechsel bei ‚Summertime Police‘, der Richtung New Wave geht, hat man tatsächlich ein Heureka-Erlebnis, das leider nur von kurzer Dauer ist, ehe Harrison erneut in seine musikalischen Untergrund abdriftet. Einzig die beiden letzten Songs bieten nochmal eine andere Note: ‚All About Waiting‘ wirkt durch seinen treibenden Beat auf eine andere, pulsierende, ‚rennende‘ Art berauschend. Der ‚Admiral Of Upside Down‘ am Ende verblüfft mit einer cleanen E-Gitarre und schönen tonalen Reibungen, die durch einen größtenteils sanften Walzer führen.

Diese Platte ist definitiv nicht, was man als Easy-Listening bezeichnen kann. Sie ist schwer verdauliche Kost, die bei zähen Mägen und sich in der richtigen Stimmung befindlichen Personen ihren Anklang finden wird. Jedenfalls gehört es zu der düstersten Pop-Musik, die es momentan gibt. Und auch zur monoton-anstrengendsten.

Everything Now

Der Name ist Programm. ‚Everything now‘ hat tatsächlich alles. Und gerade das bekommt dem Album nicht bloß gut.

Arcade Fire haben schon echt wahnsinnig gute Alben rausgebracht. Denken wir an ‚Funeral‘ zurück. Eine Folk-Naturgewalt, welche selbst David Bowie zum Fan werden ließ – und das war erst der Anfang. Dann kamen ‚Neon Bible‘ und ‚The Suburbs‘: auf beiden kommt ihre unverwechselbare Art, Rocksongs losgelöst von Konventionen zu kreieren, und ‚der‘ typische Bandsound zum Vorschein. Der letzte Streich ‚Reflektor‘ war ein psychedelischer Ausflug zu bislang neuen, negativen, düsteren Sphären.

‚Everything Now‘ hat den Manus, dass es keine klare Linie fährt. Und den Bonus, dass die Kanadier beweisen, wie viele Genres sie beherrschen, wenn sie wollen, ohne dabei gänzlich ihren Sound zu verlassen. Abwechslung ist garantiert. Jeder findet wenigstens einen Song, dem ihm den Erwerb der Scheibe wert sein wird. Es gibt aber auch immer wieder Kleinigkeiten, die penetrant anfangen können, die auditiven Nerven zu strapazieren. Die gleichnamige Single ‚Everything Now‘ hat fetzige Disco-Elemente mit funky Bass und beinahe anpreisendem Background-Ruf. Und das Experiment mit der Panflöte im Chorus kann man noch akzeptieren. Aber wenn dann die Klaviermelodie gleich zu Beginn sich so extrem an ABBA bedient und immer wieder auftaucht, kann man die Hälfte des Songs kaum noch ernst nehmen, weil man sich unfreiwillig die Bandmitglieder im schwedischen Seventees-Look vorstellt.

Ähnlich ergeht es da dem eigentlich starken ‚Creature Of Comfort‘, wo ein durchweg surrender Synthie kombiniert mit einer durchschwingenden E-Gitarre für durchdröhnende Energie en masse sorgen. Schade nur, dass in den letzten anderthalb Minuten der Band scheinbar die Akkorde ausgehen und sie auf einem verharrt, wodurch es nur noch langatmig wird. Hinzu kommt ein so hoher, aufdringlicher Gesang von Régine Chassagne, dass sie fast schon als Zweitbesetzung bei Die Antwoord gecastet werden könnte. Bei ‚Infinite Content‘ wird es schief und punkrockig, ehe der Song bei – man beachte den Unterschied –
‚Infinte_Content‘ gemächlich mit einem Prärie-Country zu Ende geht. Eine Portion Weltall-Synthie mit jaulendem Glissando gibt es dann noch bei ‚We Don’t Deserve Love‘.

Es gibt aber auch Songs, die experimentell besser geglückt sind. ‚Peter Pan‘ ist ein entspannter Synthie-Reggae, der an eine softe ‚Humanz‘-Version von Gorillaz erinnert. Hier zeigt Win Butler im Refrain sogar seine unmelodische Seite und nähert sich mit Sprechgesang dem Rap-Genre an. Darauf folgt ‚Chemistry‘, der vielleicht tollste Song des Albums. Vor dem geistigen Auge marschieren hier Arcade Fire gemeinsam mit den Beatles und einer kleinen Blaskapelle durch die Straßen und verbreiten gute Laune, welche jeden Hörer auf die Beine holt und mitziehen lässt – nur, um im Refrain dem lässigen Schritttempo mit 80er Classic Rock mehr Wucht zu verleihen.

Ein Schmankerl liefert das Album, indem man die Anlage auf Repeat eingestellt hat. Dann schließt nämlich der letzte Song ‚Everything Now (continued)‘ fließend an das Intro der Platte, welche zufälligerweise genauso heißt. Und man ist trotz ungewöhnlicher Genre-Kombinationen und teilweise nerviger musikalischer Ideen und Sounds dennoch gewollt, dieses fünfte Album von Arcade Fire nochmal durchzuhören. Dass der ‚Wir machen alles mögliche‘-Gedanke für das Gefühl eines einheitlichen Albums im Vergleich zu ‚Funeral‘ oder ‚Reflektor‘ nicht nur positiv ist, heißt im Endeffekt nicht, dass die Songs für sich schlecht sind. Jeder hat Charakter, jeder wird einen Fan ansprechen. Und je öfter man diese wilde Ausstellung an Höreindrücken über sich ergehen lässt, desto mehr Gefallen findet man an ihr.

ARCADE FIRE – Neues Album kommt morgen raus

Nur noch ein paar Stunden müssen sich die Fans gedulden, dann können sie es sich auch holen: das neue Arcade Fire Album ‚Everything Now‘. Nach dem Grammy-gekrönten ‚The Suburbs‘ und dem von Kritikern gelobten ‚Reflektor‘ kommt nun die mit Spannung erwartete fünfte Platte der Kanadier auf den Markt. Zu den Produzenten Thomas Bangalter und Steve…

LINKIN PARK Sänger Chester Bennington ist tot

Die Welt trauert um einen großen Rock-Musiker: Chester Bennington, Sänger von Linkin Park, ist tot. Er wurde am Donnerstag leblos in seinem Haus in Los Angeles gefunden. Die Gerichtsmediziner bestätigten nun, dass es sich bei der Todesursache um Suizid handle. Bennington hinterlässt sechs Kinder und war verheiratet. Bandkollege Mike Shinoda schrieb auf Twitter, er sei…