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INPARALLEL

Für manche ist der Herbst ein buntes Blättermeer oder der Geruch von nassem Laub auf dem Boden. Doch er kann auch anders. Die Dunkelheit bricht ein, wo man eben noch draußen in Bermudas beim gemütlichen Grillen seinen Feierabend ausklingen ließ. Gerade der Oktober ist immer derjenige Monat, in dem man erschrocken erkennt, wie schnell die Tage kürzer werden. Eine Zeit, die Dhani Harrison wohl liebt: der Tag auf INPARALLEL scheint gar nicht erst aufzugehen.

‚Never Know‘ – der Opener der Platte – startet vielversprechend mit einem ostinaten Klangteppich ähnlich wie in indischer Musik, worüber sich Streicher und Percussion-Einwürfe bilden. Die dissonante Melodie verstärkt den in Trance versetzenden Zustand von Musiker und Zuhörer. Doch aus diesem Rausch wird man durch dröhnende Synthies und R’n’B-Beats in eine schmutzige Gasse hinter einer Disco geworfen, in der man auch einige Songs bleibt. Das wirkt auf Dauer eher eintönig, insbesondere deshalb, dass sich der Bass weiterhin gar nicht bis minimal verändert. Dem düsteren, langsamen Elektro-Pop fehlt es schlichtweg an Abwechslung. Dadurch, dass jeder zweite Song über 6 Minuten geht, wirkt besonders die erste Hälfte von INPARALLEL wie eine Endlosschleife – und wir alle wissen von Bill Murray und seinem Murmeltier, dass niemand so etwas lange ertragen kann.

Mit dem ersten Akkordwechsel bei ‚Summertime Police‘, der Richtung New Wave geht, hat man tatsächlich ein Heureka-Erlebnis, das leider nur von kurzer Dauer ist, ehe Harrison erneut in seine musikalischen Untergrund abdriftet. Einzig die beiden letzten Songs bieten nochmal eine andere Note: ‚All About Waiting‘ wirkt durch seinen treibenden Beat auf eine andere, pulsierende, ‚rennende‘ Art berauschend. Der ‚Admiral Of Upside Down‘ am Ende verblüfft mit einer cleanen E-Gitarre und schönen tonalen Reibungen, die durch einen größtenteils sanften Walzer führen.

Diese Platte ist definitiv nicht, was man als Easy-Listening bezeichnen kann. Sie ist schwer verdauliche Kost, die bei zähen Mägen und sich in der richtigen Stimmung befindlichen Personen ihren Anklang finden wird. Jedenfalls gehört es zu der düstersten Pop-Musik, die es momentan gibt. Und auch zur monoton-anstrengendsten.

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