album
Ich wäre gern Feministin mit Tourette.
Das meint Apocalypse Vega so witzig wie ernst. Konservative Kackbratzen und stocksteife Schnösel könnten beim Hören der Werke von Acht Eimer Hühnerherzen freilich meinen, dass sie das schon längst ist. Die Frontfrau der Berliner Kombo singt so unmittelbar, unverblümt und ausgelassen, dass Jemand ohne Humor hier sofort verloren hat.
Auch sein zweites „album“ (Destiny Records) präsentiert das Trio mit einem erfrischenden instrumentalen Minimalismus, der zum Einen pogo-, zum Anderen lagerfeuertauglich ist. „Mit dieser schönen Flüchtigkeit“ („Immer schlimmer“) bietet es uns Esprit und Leichtigkeit, mit denen Viele wohl gern durch’s Leben gehen würden. Diese auf Vinyl gepresste Straßenmusik made in Kreuzberg und ihre textliche Ingredienz mag zunächst naiv, manchmal sogar albern wirken – wie im Prinzip das gesamte Bandprojekt, siehe Name. Es liegt aber eine stattliche Portion Lebenserfahrung und auch eine gewisse Weisheit darin.
Also sind sie sehr authentisch, die Songs von Acht Eimer Hühnerherzen. Und auch wenn das Ganze eine humorvolle Angelegenheit ist, ist es doch keine Witz. In der scheinbaren Unbekümmertheit lässt sich nämlich eine ausgeprägte Widerstandshaltung erkennen: gegen eine Pflicht- und Verbotskultur („Kozmic Schlüsseldienst“), Konsum- und Produktionswahn („Zahlen“), gegen das Mantra des Vernünftigseinmüssens („Somnambulismus“), überhaupt wider den stoischen Ernst:
Ich will Orgien, Stress und Streit
und mehr Gemeinheit
und weiter narkoleptisch bleiben.
Eine Prise Acht Eimer Hühnerherzen tut jedem Lebenskonzept gut. Auch mal nicht wissen, „wann man aufwacht und wo man aufwacht“ („Somnambulismus“). Aber Obacht! Auch das kommt nicht ohne Seelentäler und traurige Momente aus. So, wie es im irdischen Dasein nunmal läuft. Und dann überrascht vielleicht doch ein wenig das Fazit aus „Gesellschaftstanz“:
Melancholie ist das, was bleibt.
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