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Three Piece Suite

„Three Piece Suite“ ist eine recht seltsame Veröffentlichung, wenn man den Hintergrund nicht kennt. Eine scheinbar wahllose Sammlung von Songs der ersten drei Alben, die die wohl bekanntesten Songs der Frühphase, ‚Funny Ways‘ und ‚Plain Truth‘ nicht enthält. Dafür wurden alle Songs von Steven Wilson remixt und ein bislang unveröffentlichtes Stück aus Debützeiten, ‚Freedom’s Child‘, gibt es auch noch obendrauf. Naja, und einen Edit von ‚Nothing At All‘, den es nun wirklich nicht unbedingt gebraucht hätte.

Der Grund für diese krude Zusammenstellung ist, daß de Band eigentlich auch die ersten drei Scheiben wie zuvor „Octopus“ und „The Power And The Glory“ in Surround-Deluxe-Editionen anbieten wollte, allerdings nur noch die auf „Three Piece Suite“ vorliegenden Songs als Multitrack-Reels zur Verfügung hatte. Auf Fakten reduziert bedeutet das, drei Songs vom Debüt, zwei von „Acquiring The Taste“ und vier von „Three Friends“ plus die beiden erwähnten Bonustracks. ‚Freedom’s Child‘ ist dabei eine überraschend poppige Nummer mit Moody Blues-/Procol Harum-Sixties-Flair, die eher als amüsante Kuriosität denn als vergessenes Highlight durchgeht. Der Rest des Albums ist natürlich trotz des Fehlens der erwähnten Klassiker über jeden Zweifel erhaben – und möglicherweise ein guter Einstieg für Neulinge in Sachen Gentle Giant. Denn im Verlauf der aus den drei Alben destillierten knappen Stunde kann man sich wunderbar langsam einhören – von den noch recht melodischen Songs mit nur leicht unkonventionellen Strukturen des Debüts bis zu den immer stranger werdenden späteren Stücke, die schließlich zu den mathematisch verschachtelten Nachfolgern hinführten. Im Gegensatz zu den meisten Prog-Bands der Siebziger bedienten sich Gentle Giant übrigens nicht der Vermischung von Stilen zu einem kohärenten Soundgefüge, sondern wechselten innerhalb der Songs mehrfach und Genre-authehntisch von Rock zu Jazz, von Folk zu Kirchenmusik, von Pop zu Klassik, wie es ihnen beliebte. Dazu kommen die eigenwilligen, kanonartig arrangierten Chorstimmen, die die Band auch live ohne mit der Wimper zu zucken umsetzen konnte und eine unglaubliche Anzahl an Details, die auch beim fünfzigsten Hören (ernsthaft!) noch bislang übersehene Überraschungen preisgeben.

Unterm Strich sicher keine „Muss“-Veröffentlichung, sondern eher ein „Kann“. Für Einsteiger mit den erwähnten Abstrichen (das Fehlen der beiden bekanntesten Songs der Ära) durchaus lohnenswert, für Fans von Surround-Mixes sowieso.

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