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The Bonny

This is the beginning of the rest of your life / you better start moving like you’re running out of time

Mit dieser aufmunternden Zeile aus den Opener „Canter“ begrüßt Gerry Cinnamon die geneigte HörerInnenschaft seines zweiten Albums „The Bonny“ (AWAL). Der Singer / Songwriter aus Glasgow ging im Vereinigten Königreich mit seinem in Eigenregie aufgenommen Debut „Erratic Cinematic“ (2017) bereits durch die Decke – nicht zuletzt wegen seiner eindringlichen Lyrics. Der Schotte versteht es wie nur wenige, eigene Erfahrungen, sozialkritische Themen, Unzufriedenheit mit dem Ist-Zustand und das immer leuchtende kleine Fünkchen Hoffnung in seinen Folk-Songs so zu verpacken, dass es einfach niemanden kalt lassen kann.

Bei seinen inzwischen legendären Auftritten vereint er Fans aller Generationen vor der Bühne, die wie eine große Familie aus voller Kehle seine Lieder mitsingen. Cinnamon hat für seine Musik eine Sprache gefunden, die ohne Schnörkel und abgehobene Metaphern auskommt und auch nicht vor Kraftausdrücken zurückschreckt, wenn‘s denn nötig ist. Gepaart mit sympathischem Glasgower Akzent und schottischem Slang bringt er seine Botschaft authentisch und greifbar unters Volk – Gerry Cinnamon ist einer von uns, er weiß, wie wir ticken und welchen Mist wir ab und an durchmachen müssen um die zu werden, die wir sein sollen.

Klanglich verpackt Cinnamon seine Botschaft mal nur von einer melancholischen Akustik-Gitarre begleitet („Head in the Clouds“), mal darf eine fröhliche Mundharmonika die Klampfe unterstützen wie im eindringlichen „Dark Days“, das lakonisch feststellt:

If life is just a game / And luck is for losers / Then I’m winning again

Aber, und das ist das schöne bei Herrn Cinnamon: Er weiß, es wird besser – egal, wie bescheiden gerade alles läuft. Denn irgendwo spitzelt immer ein Sonnenstrahl durch, irgendwo ist immer ein kleines Lichtlein, das Dir den Weg zeigt. „Sun Queen“, eine der zahlreichen vorab veröffentlichten Singles, ist einer dieser Tracks, die diese Überzeugung transportieren. Eine Prise musikalische und lyrische Nostalgie, ein wenig Selbstreflexion, und der wortwörtlich besungene Sonnenstrahl lassen die HörerInnenschaft wissen, dass nicht alles auf dieser Welt schlecht ist.

Ähnlich mitreißendes und tief gehendes Songwriting bekommt aktuell höchstens noch Brian Fallon zustande. Gerry Cinnamon ist mit „The Bonny“ erneut eine Platte gelungen, die eine Begleiterin fürs Leben ist und sowohl textlich als auch musikalisch nicht besser hätte gemacht werden können. Cinnamon muss niemals laut werden, um seine Message zu vermitteln. Seine ihm eigene eindringliche Beiläufigkeit lässt es schlichtweg nicht zu, dass überhört wird, was er zu sagen hat. Daher soll und muss er hier das letzte Wort haben:

Go on and build the bonny / Build the bonfire big and high / A fire so big / That the flames light up the sky – The Bonny

Bandhomepage

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