Kategorie: reviewdvd

Delicate Sound Of Thunder

Pink Floyd waren Wegbereiter des Artrocks und sind zweifelsohne eine musikalische Legende. Im Rahmen der Neuveröffentlichungen alter Alben als Boxset erscheint jetzt „Delicate Sound Of Thunder (2019 Remix)“ (Warner Music) als spektakuläre Neuauflage, jener bekannte und berühmte Konzertmitschnitt aus New York.

Neben dem Livealbum mit dem gesamten Gig ist im Boxset auch der restaurierte Konzertfilm enthalten, der uns leider nur als Online-Stream zur Rezension vorlag, so dass über die Bild- und insbesondere Tonqualität nichts gesagt werden kann. Das original Filmmaterial auf 35 mm wurde mit hoher Auflösung gescannt, restauriert, neu geschnitten und mit Mehrkanalton remastert, daher ist davon auszugehen, dass dem Fan hier eine gelungene audiovisuelle Impression der Tour aus dem Jahre 1988 geboten wird. Verantwortlich für die 5.1-Kanal-Mischung war der langjährige Tontechniker der Band Andy Jackson, der hierbei von David Gilmour selbst unterstützt wurde.

Nach dem Ausstieg der Gründungsmitglieder Roger Waters und Richard Wright feierten Pink Floyd auf der über zweijährigen Tour zum „A Momentary Lapse Of Reason“-Album triumphale Erfolge. Im August 1988 entstand bei dem Konzert im Nassau Coliseum auf Long Island der Grammy-nominierte Konzertfilm. Richard Wright war wieder dabei, ansonsten haben die drei Herren tatkräftige Unterstützung durch Musiker wie Jon Carin an den Tasten, den Percussionisten Gary Wallis und den phänomenalen Saxofonisten Scott Page, der einige atemberaubende Soli beisteuert.

Pink Floyd Fans kennen den Konzertfilm vermutlich in- und auswendig, und doch gibt es aufgrund des neuen Schnitts und einiger wieder eingefügter Tracks viel Neues zu entdecken. Vergleicht man den Film mit der ebenfalls veröffentlichten neuen Doppel-CD, ist jedoch festzustellen, dass trotz allem immer noch einige Titel fehlen, die auf der CD enthalten sind, aber eben beim mitgeschnittenen Gig nicht gespielt wurden. Diese Tracks wie ‚Round And Round‘ oder ‚Terminal Frost‘ sind aber, wenn auch in schlechterer Qualität, im Bonusmaterial der Blu-Ray enthalten. Einzig und allein die Performance des Klassikers ‚Another Brick In The Wall Part 2‘ fehlt immer noch als Video und ist lediglich auf der CD enthalten.

Das Remastern und neue Scannen des Filmmaterials in 4K Auflösung hat sich gelohnt und sieht schon im Presse-Stream sehr gut aus. Da ist es fast schade, dass bei der hohen Auflösung des Quellmaterials keine 4K Disc in den Verkauf kommt, gerade mit HDR und erweitertem Farbraum wäre die tolle Lightshow sicher ein Augenschmaus geworden. Aber auch so lohnt sich die Anschaffung auch für alle, die den alten Konzertmitschnitt noch auf VHS im Schrank stehen haben. Die qualitativen Unterschiede und die Wirkung der neu gesetzten Schnitte sind erstaunlich. Also auf in’s Konzert!

British Blues Explosion Live

Joe Bonamassa ist schon heute eine Legende der Bluesrock-Szene. Als solche zollte er vor knapp zwei Jahren anderen Legenden Tribut: Der Gitarrist und Sänger wurde maßgeblich von der Musik seiner Kollegen Eric Clapton, Jimmy Page und Jeff Beck beeinflusst, die (nacheinander) nicht nur mit den Yardbirds britische Bluesrockgeschichte geschrieben haben. Man darf behaupten, dass die heutige Rockszene ohne diese ikonischen Musiker anders aussähe. Am 07. Juli 2016 spielte Joe Bonamassa mit seiner Band beim Greenwich Music Time Festival und ließ dabei Bild- und Tonmitschnitte anfertigen, die jetzt als „British Blues Explosion Live“ veröffentlicht werden.

Ein Blick auf die Setlist verrät, worauf man sich freuen darf. Gut 100 Minuten dauert das Konzert, das als Film auf der DVD oder Blu Ray und alternativ auch auf zwei CDs oder drei Vinyl-LPs enthalten ist. Songs von Clapton, Page und Beck stehen auf dem Programm, mit dem Bonamassa der Britischen Bluesszene zu alten Yardbirds-Zeiten Tribut zollt.

Als Intro hat sich der Musiker den Titel ‚Beck’s Bolero‘ herausgesucht, den Jimmy Page damals für das Debüt der Jeff Beck Group geschrieben hat. Hier wird von Anfang an die Messlatte hoch aufgehängt, und Bonamassa geht gleich in die Vollen. Der Groove stimmt natürlich, und wie man es von einem Meister und Profi wie dem amerikanischen Gitarristen und Sänger erwarten darf, folgt eine perfekt durchorganisierte Show. Seien es nun die Led Zeppelin Kracher ‚Boogie With Stu‘ oder ‚How Many More Times‘ als ausgedehntes Finale, oder auch die John Mayall Nummern ‚Double Crossing Time‘ und ‚Little Girl‘: Bonamassa und seine Band legen sich mächtig ins Zeug, es wird schon von Anfang an geschwitzt.

Auch die frühe Schaffensphase von Eric Clapton mit Cream wird gewürdigt, wenn der Gitarrist hier ‚SWLABR‘ lässig-groovig covert. Musikalischer Spielspaß zu jeder Sekunde, eine glänzend aufgelegte Band und eine gefällige Songauswahl können überzeugen. Bei den Musikern überzeugt vor allen wieder Bonamassas Drummer Anton Fig. Rein audiovisuell gibt es auch nichts zu meckern: Bild- und Tonqualität befinden sich erwartungsgemäß auf hohem Niveau, der Ton kommt als voluminöser 5.1 DTS-Mix daher, alternativ liegt auch eine PCM-Stereo-Tonspur vor. Das Konzert wurde von mehreren Kameras abwechslungsreich eingefangen, von den Weitwinkel-Shots aus dem Publikum bis zu Detailaufnahmen der Instrumente ist alles dabei. So soll es sein.

Im Bonusmaterial der DVD findet sich weiteres Live-Material, wie zum Beispiel eine Performance von ‚Taxman‘ im Cavern Club in Liverpool. Die Auszeichnung des Musikers mit einem „Brick In The Wall“ sowie eine Fotogalerie ist ebenfalls enthalten und dürfte die Fans freuen. Der britische Musikjournalist Mick Wall erklärt außerdem die Geschichte der Musikbewegung, die schließlich den britischen Rock’n’Roll hervorgebracht hat, wobei das mit drei Minuten dann doch etwas knapp ausfällt. Leider vermisst ’s drum, der restliche Content stimmt. Damit lohnt sich die neueste Veröffentlichung des amerikanischen Blues-Experten nicht nur für seine Fans, sondern auch alle Beck-, Page- und Clapton-Jünger dürfen einen Blick riskieren, treibt der Musiker doch ein gelungenes Spiel mit der Musik seiner Idole. Hin und wieder versetzt er diese Britische Bluesexplosion sogar (oder natürlich) mit amerikanischen Vibes und zeigt damit wieder einmal, dass eine Bonamassa-Live-Scheibe eigentlich immer ihr Geld wert ist.

Plain Spoken – Live From The Chicago Theatre

Wenn man die Ankündigung für diese Live-DVD von John Mellencamp las, konnte man eigentlich etwas Anderes erwarten als das nun vorliegende Endprodukt. Angekündigt wurde ein Film, der Konzertausschnitte mit Biografischem verbindet – was man bekommt, ist aber schlicht ein geradliniger Livemitschnitt mit zuschaltbarem Audiokommentar, in dem Mellencamp seine Karriere Revue passieren lässt.

Da es von Mellencamp aber bislang noch keine offiziellen Live-DVDs gibt, ist natürlich auch das Dargebotene willkommen. In knapp 75 Minuten (eine für Mellencamp leider absolut übliche Konzertlänge) gibt’s Highlights aus den letzten drei Alben gemischt mit Hits der Jahre 1984-1989. Aus den Jahren dazwischen gibt’s nur die ‚Overture‘ und ‚The Full Catastrophe‘ von „Mr. Happy-go-Lucky“, tolle Alben wie „Dance Naked“, „Whenever We Wanted“ oder das Selbstbetitelte von 2000 werden komplett ausgespart, ebenso wie jegliche vor „Uh-Huh“ entstandenen Songs. Auf ‚Jack & Diane‘, ‚Hurts So Good‘, ‚Your Life Is Now‘, ‚What If I Came Knocking‘ und ‚I Need A Lover‘ wartet man also vergeblich. Die passen aber auch nicht mehr unbedingt zu Mellencamps letzter Neuerfindung als Folk-Sänger. Der Rock-Aspekt tritt auch bei den Neuarrangements der gespielten „alten“ Stücke oft deutlich in den Hintergrund. ‚Paper In Fire‘ wird beispielsweise in ein getrageneres Semi-Akustik-Gewand gekleidet und darf erst in der zweiten Hälfte losrocken, auch ‚Minutes To Memories‘ oder ‚Small Town‘ klingen trotz elektrischer Gitarren und dem gewohnt feinen Spiel von Langzeit-Begleiter Mike Wanchic eher nach gesetztem Akustik-Rock als nach dem zupackenden „Little Bastard“ der früheren Jahre. Tatsächlich wirken die ruhigeren Stücke hier generell authentischer als die etwas mit angezogener Handbremse präsentierten Rocker – wohl ein weiterer Grund, warum die oben erwähnten Fan-Faves nicht im Set stehen. Ja, wenn in ‚Authority Song‘ und ‚Pink Houses‘ denn tatsächlich mal die Rock’n’Roll-Wutz von der Leine gelassen wird, wirkt das fast schon wie ein Fremdkörper.

Hat man sich aber erst einmal von der Erwartung, Mellencamp unbedingt als Rockmusiker zu erleben, gelöst, macht die Livescheibe natürlich jede Menge Spaß. Der Maestro verfügt nach wie vor über viel Bühnencharisma, und auch gesanglich gibt er sich keine Blöße – das raue Organ klingt im Alter sogar noch cooler als zuvor. Die Songs sind natürlich auch alle über jeden Zweifel erhaben, und ein Gastauftritt von Carlene Carter ist auch immer gerne gesehen und gehört. Natürlich, irgendwie sehnt man sich nach dem „früheren“ Mellencamp, aber, wie der Meister selbst vor ‚Cherry Bomb‘ sagt: „The only trouble with old times is you’ve got to be old to talk about them!“ Mellencamp-Fans und generelle Freunde rootsiger Americana greifen hier also natürlich ohne Risiko oder Nachdenken zu. Neueinsteiger und Gelegenheitsfans werden aufgrund der trocken-sparsamen Arrangements der Hits (und dem Fehlen vieler solcher) mit einer Best-Of-Scheibe wohl glücklicher sein.

Ayreon Universe (Best-of-Live)

Ayreon-Mastermind Arjen Lucassen ist neben der Tatsache, dass der als extrem umgänglich geltende Multi-Instrumentalist als Perfektionist gilt, vor allem für eines bekannt: Dass er nicht Live auftritt. Zwar gab es erstmals 2016 die Live-Aufführung des 2004er-Albums „The Human Equation“ mit jeder Menge der an der Original-Aufnahme beteiligten Musiker – jedoch der Meister der Rock-Opera selbst war nicht auf der Bühne dabei. So kam es dann auch, dass die Ankündigung von drei Best-of-Ayreon-Konzertabenden unter Mitwirkung des Meisters höchstselbst für den September 2017 dafür sorgte, dass innerhalb eines Tages alle 9000 Tickets ausverkauft waren. Die Planungen und Vorbereitungen dauerten zwei Jahre, 30 Kameras filmten die drei Auftritte der zwei Dutzend professionellen Gastmusiker in Tilburg. Die erste Ayreon-Liverfahrung in 22 Jahren, ein wahrhaft besonderes Event bereits vor seinem Stattfinden.

Das eigentliche Konzert war dann ein 140-minütiges Best-of-Ayreon, die trotz der Herausnahme aus Konzeptalben wunderbar als Ganzes funktionierten. Das lag nicht alleine daran, musikalisch ausgewogen ruhige, theatralische und metallische Nummern ausgewählt zu haben, sondern auch daran, dass hier ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk aufgeführt wurde. Der riesige Monitor im Bühnenhintergrund spielte futuristisch anmutende Videoanimationen, an den Seiten der Bühne sorgten zwei riesige Roboterarme für zusätzlichen Eindruck. Dazu das übliche Effektfeuerwerk aus Lightshow, Nebelmaschinen und Feuerwerk – so war die Musik wundervoll in alles eingebettet.

Die wurde von einer überaus guten Begleitband, Solisten und sechzehn Sängerinnen und Sängern auf höchstem Niveau präsentiert, Namedropping muss in diesem Fall erlaubt sein: Da sangen Blind Guardians Hansi Kürsch und Nightwishs Marco Hietala zum mitteralterlich anmutenden ‚River of Time‘, Nightwish-Sängerin Floor Jansen das recht kurze ‚Merlin’s Will‘ und Katatonias Jonas Renkse und Anneke van Giersbergen präsentierten ‚Waking Dreams‘. Ebenfalls in mehreren Gesangsrollen dabei: Damian Wilson (ex-Threshold)und Tommy Karevik (Kamelot).

Das wunderbare Terzett von van Giersbergen, Marcela Bocio und Floor Jansen bei ‚Valley of the Queens‘ war dabei nur ein begeisterndes Beispiel für die häufig mehrstimmig (teilweise bis zu sieben Sängerinnen und Sänger) vorgetragenen Songs, die mit ihren Wurzeln in Rock-Opera und Musical natürlich genau dafür gemacht sind. Teilweise waren bis zu fünfzehn Personen auf der Bühne und sorgten für ein magisches Zusammenspiel und der genau richtigen Aufführung der epischen Stücke von Ayreon, so dass die ersten eineinhalb Stunden wie im Flug vergingen.

Ab ‚The Castle Hall‘, dem letzten Song des regulären Sets, war dann endlich der Meister im bodenlangen Mantel höchstselbst an der Stromgitarre dabei. Von Zurückhaltung oder dessen berühmt-berüchtigtem Lampenfieber war zunächst wirklich gar nichts zu spüren. Der blonde Hüne feuerte „sein“ Publikum an, sang seine Texte mit und genoss die ganze Chose am Strahlen seines Gesichts gemessen offensichtlich sehr. Vor den Zugaben, von denen bei der ersten Lucassen nochmals selbst dabei war, hielt Lucassen dann doch sichtlich berührt eine kleine Ansprache zu Entstehung des Projekts, in dem einmal mehr dessen unglaublich sympathische Bescheidenheit zu Tage trat. Mit ‚The Eye of Ra‘ fand der Abend dann mit allen Sängern einschliesslich Lucassen selbst nach rund 140 Minuten seinen würdigen Abschluss.

Die Aufzeichnung des Konzertabends ist in den üblichen Formaten CD, Vinyl, DVD und Bluray verfügbar, die Film-Aufzeichnungen beinhalten noch Bonusmaterial wie Interviews mit den Musikern und Mitschnitte aus der Generalprobe und sonstiges Behind-the-Scenes-Material. Bild und Sound sind erstklassig, letzterer wurde von Lucassen selbst in DTS 5.1 abgemischt. Sowohl Inhalt, Form und Aufmachung stimmen hier also und lohnen den Kauf absolut!

Live At The Hollywood Bowl

Zu seinem fünzigsten Bühnejubiläum lud sich Jeff Beck eine Menge Gäste ein, um im ehrwürdigen Hollywood Bowl-Freilichttheater eine standesgemäße Party zu feiern. Dazu lud er neben seiner aktuellen, um das Indie-Popduo Bones formierten, Band die Gäste Steven Tyler (Aerosmith), Willie Hall (Wet Willie), Billy F. Gibbons (ZZ Top), Buddy Guy, Beth Hart und Fusion-Legende Jan Hammer – aka Mr. Miami Vice Theme zum Mitfeiern ein. Der Mitschnitt des denkwürdigen Abends liegt nun auf DVD, CD und BluRay vor.

Los geht’s mit dem Opener des letzten Albums, ‚The Revolution Will Be Televised‘, der den 72jährigen (!) Beck von seiner modernsten Seite zeigt, direkt danach geht’s per Timewarp zurück zu den Yardbirds: ‚Over Under Sideways Down‘ und die Singlehits ‚Heart Full Of Soul‘ und ‚For Your Love‘ hat man in einer Beck-Show allesamt nur höchst selten gehört – ‚For Your Love‘ gibt’s hier gar zum allerersten Mal. Wet Willie-Frontmann Willie Hall gibt dabei den Leadsänger, genauso wie beim von ein par Takten ‚Rice Pudding‘ eingeleiteten ‚Morning Dew‘. Als nächstes kommt Jan Hammer auf die Bühne und brennt mit Beck ein ehrfurchtgebietendes Fusion-Feuerwerk ab – eigentlich unfair, daß zwei, nun ja, alte Männer knapp vierzig Jahre nach ihrer ersten Zusammenarbeit immer noch der kompletten Prog-Konkurrenz in Sachen Spielfreude und Energie den Allerwertesten grillen können. Ganz abgesehen von den nach wie vor außerordentlich flinken Fingern… Der Höhepunkt ist natürlich das immer wieder zum Heulen schöne ‚Cause We’ve Ended As Lovers‘. Aber auch der deftig rockende ‚Freeway Jam‘ und das sequencergetriebene ‚Star Cycle‘ machen nicht nur die Musikerpolizei happy – ja, auch Instrumentalmucke kann vital, mitreißend und launig klingen.

Nach diesem Instrumentalsegment wird wieder mit Gesang gearbeitet – Beth Hart darf die Chicken Shack-Nummer ‚I’d Rather Go Blind‘ darbieten und Blues-Legende Buddy Guy sein eigenes, von der Jeff Beck Group gecovertes ‚Let Me Love You‘. Zwei Songs vom letzten Album „Loud Hailer“, ‚Live In The Dark‘ und ‚Scared For The Children‘, stellen Rosie Bones und Carmen Vandenberg in den Mittelpunkt, bevor Billy Gibbons den ZZ Top-Schmuser ‚Rough Boy‘ zum Besten gibt. Dann geht’s auch schon in die Zielgerade: mit Steven Tyler am Mikro lässt man’s noch mal ordentlich krachen. ‚Train Kept A-Rollin“ und ‚Shapes Of Things‘ (in der „Truth“-Version) rocken wie Hölle und lassen auch den Zuschauer vor der Glotze ordentlich ins Schwitzen kommen. ‚A Day In The Life‘ beendet dann den „offiziellen“ Teil, bevor mit einem von Beth Hart gesungenen Cover von ‚Purple Rain‘ dem wenige Wochen vor dem Konzert verstorbenen Prince mit einer Jam-Session gehuldigt wird.

Auch wenn man argumentieren könnte, daß Becks jüngere Vergangenheit hier eindeutig ein wenig zu kurz kommt (ebenso wie die zweite Jeff Beck Group), da Beck hier ein Programm voller selten gespielter Songs präsentiert, ist das aber zu verschmerzen. Dafür gibt’s ja andere Livemitschnitte des Ausnahmemusikers. Die 97 Minuten dürften somit keinen Anhänger von „El Becko“ enttäuschen. Geile Livescheibe eines geilen Musikers.

Sticky Fingers Live At The Fonda Theatre

Die Rolling Stones im Stadion sind ein Classic Rock-Hitfeuerwerk, das sich seit Jahrzehnten nicht mehr groß verändert hat. Die Rolling Stones in der Halle, im Theater oder im Club – je kleiner, desto besser – sind hingegen ein Beweis, daß sie, so sie denn wollen, immer noch die komplette Konkurrenz zum Trocknen aufhängen können. Nach der „Totally Stripped“-Box und dem „Shine A Light“-Soundtrack hier nun mit „Sticky Fingers Live At The Fonda Theatre“ das aktuellste Zeugnis dieser These.

Wie der Titel schon klarmacht, steht hier das „Sticky Fingers“-Album von 1971 im Mittelpunkt. Die kompletten zehn Songs der Scheibe wurden an diesem Abend, wenn auch nicht in ihrer originalen Abfolge, gespielt und in bester Ton- und Bildqualität für die Nachwelt festgehalten. Das Feine daran ist neben der relativ intimen Atmosphäre eben auch das Songmaterial an sich. Denn „Sticky Fingers“ mag eines der erfolgreichsten Alben der Band sein, die bisweilen reichlich düstere und morbide Atmosphäre des Albums sorgt dafür,daß abgesehen vom Megahit ‚Brown Sugar‘ gewöhnlich nicht allzu viel von „Sticky Fingers“ in einer regulären Stadion-Setlist auftaucht. Hier wimmelt es von harten Drogen, gefühlsfreiem Sex, menschenfeindlichem Nihilismus und natürlich dem allgegenwärtigen Tod, der uns alle ständig über die Schulter lugt: die Stones hatten damals das Altamont-Drama, den Tod von Brian Jones und ihren eigenen Hedonismus, der vom Spass zum Höllischen eskaliert war zu verarbeiten. Die Notgeilheit von ‚Can’t You Hear Me Knocking‘, das präsuizidale Junkie-Selbstmitleid von ‚Dead Flowers‘, die Ode ans Heroin in ‚Bitch‘, die Verlorenheit von ‚Moonlight Mile‘, der Hilfeschrei ‚Sway‘ und natürlich der Entzugs-Horror von ‚Sister Morphine‘ – alles in klaren, deutlichen und ungeschönten Worten, im Gegensatz zu den poetischen Verklausulierungen des thematisch ähnlich agierenden Jim Morrison. Und natürlich musikalisch gestützt von einigern der großartigsten Songs aller Zeiten, vom Blues über Country und Soul zu hartem Rock. Ja, „Trainspotting“ und alle seine Epigonen starten hier.

Die wildesten Zeiten sind bei den Stones aber eben schon seit Jahren vorbei, selbst ein Keith Richards reißt sich heuer für die Musik zusammen. Da darf man natürlich nicht erwarten, daß diese Abgründe bei der, mit Verlaub, Rentner-Kombo heuer noch so viel Verzweiflung und Dringlichkeit hervorrufen. Die Songs aber sind, wie die Musiker, immer noch ganz große Klasse und wirken auch ohne Selbstzerstörungs-Agenda immer noch verdammt mitreißend. Wo im Original das „wie sollen wir das durchstehen“ im Vordergrund stand, kommt jetzt eher das „weißt du, wie knapp wir das überlebt haben“ durch. Natürlich fehlt Blues-Genie Mick Taylor, der das Album nicht wenig geprägt hatte, schon ein wenig, doch der ewig unterschätzte Ronnie Wood liefert weniger bluesige, aber ebenso beseelte Slideparts und Soli, die perfekt zum entspannteren Vortrag der Restband passen. Dennoch, wenn die Stones zu poltern beginnen, macht das Ganze immer noch jede Menge Spaß – und Lärm. Die ‚Can’t You Hear Me Knocking‘-Jam groovt wie Hölle, und ‚I Got The Blues‘ geht so tief runter, daß man gleich nochmal zurückskippen will.

Leider hat die Band aber beschlossen, nicht wie bei den anderen Ausgaben der „From The Vault“-Serie das komplette Konzert ungefiltert auf den Datenträger zu pressen, sondern zwischen den Songs Interviews und Kommentare einzublenden. Das ist zwar durchaus interessant, eine durchgehende Performance (wie auf der CD-Version) und Interviews im Bonusteil hätten aber definitiv besser gepasst. So wird man leider immer wieder aus der Performance herausgerissen, und sobald ein interessantes Thema angeschnitten wird, geht’s gleich wieder zur Musik. Noch dazu wurden drei Songs der Show – ‚All Down The Line‘, ‚When The Whip Comes Down‘ und Otis Reddings ‚I Can’t Turn You Loose‘ (für Kinofans: die Erkennungsmelodie der Blues Brothers) – ins Bonusmaterial verbannt. Das mag Erbsenzählerei sein, verhindert aber leider die Höchstwertung für ein eigentlich exzellentes und dennoch für Stones-Fans fraglos empfehlenswertes Teil.

Live At Pompeii

Mit den Worten „Live At Pompeii“ verbindet man als Rockfan ja ganz spezifische Assoziationen. Der gleichnamige Film von Pink Floyd hielt doch die Band in ihrer vermutlichen Bestphase in Bild und Ton fest: nach der Fertigstellung von „Meddle“, kurz vor „Obscured By Clouds“ und „Dark Side Of The Moon“ und zum letzten Mal ohne Backgroundsängerinnen, Saxophonisten oder Ähnliches. Als Pink Floyd-Gitarrist David Gilmour mit seiner Soloband 2016 ins Amphitheater von Pompeii zurückkehrte, lag nahe, die Show mitzuschneiden und somit den Bogen zur legendären Performance 45 (!) Jahre zuvor zu spannen.

Nun, es hat sich Einiges geändert. Zuvorderst hat David Gilmour sein „Live At Pompeii“ nämlich vor Live-Publikum eingespielt, als ganz konventionelles Konzert. Und auch die Setlist enthält mit ‚One Of These Days‘ nur einen Rückgriff auf das Pink Floyd-Set von 1971. Auch wenn natürlich der Geist des kollektiven Genies von Gilmour, Barrett, Wright, Waters und Mason auch beim Solo-David immer über der Sache schwebt – dank der ikonischen, kreisrunden Leinwand, die seit 1974 bei fast allen Floyd-Shows in irgendeiner Form zum Einsatz kam, ganz buchstäblich. Aber auch durch Klassiker wie ‚Shine On You Crazy Diamond‘ (in der beseeltesten Version seit langem), ‚Time‘ oder das immer wieder unfassbare ‚Comfortably Numb‘ wird man als Floyd-Fan gerne nostalgisch. Bei letzterem gibt übrigens Rolling Stones-Keyboarder Chuck Leavell eine absolut überzeugende Roger Waters-Performance ab – abgesehen davon, daß er natürlich auch – vornehmlich – als Organist eine exzellente Figur macht, während Ex-Toto-Mann Gregg Philinganes hauptsächlich die Pianoparts übernimmt.

Doch auch das Solomaterial kann sich, vor allem im Vergleich zu den eher braven Studioversionen sehen lassen. Wo der Titelsong von „Rattle That Lock“ im Studio noch wie ein statischer 08/15-Mainstream-Rocksong geklungen hatte, kommt die Sache live tatsächlich spätestens bei Davids beherztem Gitarrensolo ins Rollen. ‚In Any Tongue‘ ist wie schon auf dem Album auch live ein Höhepunkt Die ersten beiden Gilmour-Soloalben bleiben einmal mehr komplett außen vor – eigentlich schade, denn nicht nur der Rezensent hätte sich mit Sicherheit über eine Performance von ‚There’s No Way Out Of Here‘ oder ‚Mihalis‘ gefreut. Aber echte Überraschungen bleiben hier aus: selbst das von Pink Floyd – mit Ausnahme einer einzelnen Performance anläßlich Manager Steve O’Rourkes Begräbnis – letztmalig anno 1971 gespielte ‚Fat Old Sun‘ war bekanntlich auf Gilmours letzter Solo-Tour bereits fester Bestandteil der Setlist. Eine Handvoll Sachen aus der Gilmour-geführten Spätphase wie ‚High Hopes‘ und das großartige ‚Sorrow‘ runden den Hitreigen dennoch perfekt ab – wenn auch einmal mehr das vermutlich beste Stück dieser Floyd-Ära, nämlich ‚On The Turning Away‘, fehlt. Dafür hatte sich David das ziemlich nervtötende Chor-Arrangement von ‚The Great Gig In The Sky‘ besser erspart – Unterhaltungswert hat da nur der Gesichtsausdruck der rechts stehenden Sängerin, die von Todesangst zu religiöser Verzückung alles durchzumachen scheint. Viel schöner und ein passenderes Rick Wright-Tribut das nachfolgende ‚A Boat Lies Waiting‘, das ebenfalls deutlich emotionaler als die „Rattle That Lock“-Version klingt.

Sound- und Vision-technisch ist… Moment, muß ich das überhaupt schreiben? Erwartet jemand ernsthaft, daß eine Gilmour-DVD in dieser Hinsicht nicht perfekt ausgefallen sein könnte? Eben. Also, David Gilmour– und Pink Floyd-Fans, solltet Ihr gezweifelt haben: natürlich könnt Ihr hier bedenkenlos zugreifen. Als ob das je eine Frage gewesen wäre…

Second Home

Ich gebe zu, der Name Mystery war mir bislang nur geläufig als „die andere Band“ von Benoit David, der nach Jon Andersons Rauswurf bei Yes gesungen hatte. Ernsthaft beschäftigt hatte ich mich bislang aber noch nicht mit der Band. Somit konnte ich mich also komplett unvoreingenommen mit der vorliegenden Live-DVD beschäftigen – auch schön, wenn man eine seit 30 Jahren existierende Band einfach mal so entdecken kann!

Und, ohne Frage, das Entdecken scheint sich bei Mystery zu lohnen. Musikalisch findet man bei den Kanadiern Spuren von Saga, Ever-Ära-IQ und den frühen Dream Theater, wenn auch weniger heavy und vertrackt als bei letzteren. Heißt unterm Strich, melodische, ausladend arrangierte Songs mit gelegentlichem Symphonic-Prog-Schlag, frei von Disharmonien und derbem Gebrate. Trotz virtuoser Soli steht meist der Gesang im Mittelpunkt – und das auch vollkommen zurecht. Denn Frontmann Jean Pagaeu gewinnt nicht nur jeden Michael Sadler-Lookalike-Wettbewerb (auch in Sachen Gestik!), sondern punktet auch mit schlicht großartigem Gesang, der mich sehr an gleich zwei meiner Lieblingssänger erinnert: Max Bacon, der unter anderem bei Bronz, GTR, Mike Oldfield und Nightwing tätig war und Ex-Styx-Stimme Dennis DeYoung. Noch dazu kann er – wie die ganze Band – mit sympathischem Bühnengebaren noch einen Extrapunkt abräumen. Ebenso überzeugend die Gitarrenarbeit von Bandboss Michel St.Père, der stilistisch irgendwo zwischen Steve Rothery, Steve Hackett und einem von allem Shredding-Nonsens erlösten John Petrucci liegt. Der Rest der Band spielt zwar ebenfalls perfekt auf den Punkt, nimmt sich aber zugunsten ihrer beiden ‚Stars‘ zurück.

Auch das Songmaterial von „Second Home“ – das natürlich im Boerderij in Zoetermeer, NL aufgenommen wurde, der ‚zweiten Heimat‘ für eine ganze Menge Progger – kann ohne Ausnahme überzeugen. Vor allem der Longtrack ‚Another Day‘ hat es mir angetan, der in den rockigen Momenten ein wenig an Kansas und in den getragenen Parts an die David Gilmour-Ära von Pink Floyd erinnert. Überhaupt ist das Material durchweg höchst eingängig, die Gesangslinien würden mit straighterer musikalischer Begleitung auch jeder AOR- und Melodic Rock-Combo gut zu Gesicht stehen. Man nehme nur das zweite Zwanzig Minuten-Epos der Scheibe, ‚Through Different Eyes‘, das eher wie eine Suite aufgebaut ist, die aus durchaus standalone-tauglichen Einzelsongs besteht, aber dennoch wunderbar ineinanderfließt und als Ganzes nochmals einen Extrakick bekommt. Zum Abschluss gibt’s dann mit ‚The Preacher’s Fall‘ noch einen echten Dreieinhalb-Minuten-Rocker mit sattem Boogie-Fundament, der richtig in die Beine geht. So sieht ein perfektes, spannendes Liveset aus!

Von Bildqualität und Kameraführung darf man freilich hier nicht High-End-Niveau erwarten, aber hier gibt’s auch keine großen Effekte, die Musiker sind bei ihren Soli immer im Bild, der Schnitt ist bei den rockigen Sachen schneller, bei den atmosphärischen Passagen schön entspannt und die Atmosphäre und der Spaß, den die Band eindeutig auf der Bühne hatte, kommt auch im Wohnzimmer gut zur Geltung. Soundtechnisch muß man sich leider mit Dolby Digital Stereo zufrieden geben, ein sauberer Stereo-Mix ist mir allerdings ehedem weit lieber als ein ungekonnter „kann-ja-nicht-so-schwer-sein-ich-mach-das“-Surround-Sound.

Wer, wie ich, die Band noch nicht auf dem Schirm hatte, sollte sich „Second Home“ auf jeden Fall einmal auf den Merkzettel schreiben. Zu beziehen über den Webshop der Underground-Prog-Spezialisten Just For Kicks!

I Love You All The Time – Live At The Olympia In Paris

Ob man mit den Eagles Of Death Metal etwas anfangen kann, hängt ähnlich wie bei Steel Panther hauptsächlich davon ab, ob man die ganze Sache witzig findet – oder eher nicht. So oder so, nach den Terroranschlägen in Paris 2015 schien aber erst mal Schluß mit lustig. Doch schon vier Monate später, im Februar 2016, kehrte die Band nach Paris zurück, um, wie sie auf dem Cover vorliegender DVD verkünden, um „ihre Show fertigzuspielen“. Weshalb es satte anderthalb Jahre gedauert hat, bis vorliegender Mitschnitt veröffentlicht wurde, kann man nur spekulieren – denkbar wäre aber, daß das Label ein wenig Gras über die im Mai 2016 gemachten Aluhut-Verschwörungstheorien von Frontredneck Jesse Hughes hat wachsen lassen wollen.

Nun, abgesehen von einer Schweigeminute (oder eher zehn Schweigesekunden) im Opener ‚I Only Want You‘ wird hier nicht großartig auf die Tragödie eingegangen, die Eagles Of Death Metal rotzen ihre Mischung aus Stoner-, Boogie- und Disco-Rock so kompetent und grenzbescheuert runter, wie man das so erwartet. Die Tatsache, daß bei dem Gig Josh Homme persönlich anwesend war und die Band somit zum größten Teil mit zwei Drummern arbeitet, gibt der Sache noch ein wenig Extraschmackes, und so kommt das Hitfeuerwerk musikalisch durchaus überzeugend und druckvoll – die üblichen „Fehler“ und „Verspieler“ gibt’s natürlich trotzdem, und natürlich wirken sie auch hier so einstudiert wie immer. Und natürlich gibt es hier Hit auf Hit, von den ganz alten Dingern ‚Speaking In Tongues‘, ‚Miss Alissa‘, ‚Stuck In The Metal‘ (aka ‚Stuck In The Middle With You‘ von Stealers Wheel) und ‚Whorehoppin“ bis zum Duran Duran-Cover ‚Save A Prayer‘ und dem titelgebenden ‚I Love You All The Time‘ vom letzten Album läßt der Set eigentlich kaum Wünsche offen. Okay, das Fehlen von ‚High Voltage‘ und ‚Flames Go Higher‘ ist eigentlich unentschuldbar, aber Fans der beiden Masterminds werden natürlich dennoch vollkommen zufrieden gestellt sein.

Wie erwähnt, ob man das Ganze nun saucool oder saudoof findet, hängt ausschließlich vom Humor des Betrachters ab – und der Frage, ob man Jesse Hughes‘ Stagepräsenz ultralässig oder ultraaufgesetzt findet. Oder, anders ausgedrückt: die zahlreichen Fans werden hier all das finden, was sie mögen, wer die Band nicht abkann, wird all seine Abneigungen bestätigt bekommen. Recht haben dabei möglichwerweise beide Seiten…

Acoustic Live In Concert

Nach dem Studioalbum „Acoustic“ präsentieren die unkaputtbaren Schotten um Jim Kerr und Charlie Burchill nun den von der BBC gemachten Livemitschnitt aus dem Hackney Empire in London auf CD, DVD und BluRay. Die Tracklist lehnt sich dabei erwartungsgemäß stark an das Studioalbum an, dennoch kann die Livescheibe auch auf eigenen Füßen stehen und überzeugen.

Mit dem klassischen MTV-Unplugged-Konzept haben die Akustik-Unternehmungen der Simple Minds nur wenig zu tun. Acoustic bezieht sich hier lediglich darauf, daß keine E-Gitarren verwendet wurden, die Synthies zuhause blieben – und die Drums ebenso. Dennoch gibt’s auch auf den Akustikgitarren alle möglichen Effekte, es werden Drumloops eingespielt und Percussionistin Cherisse Osei spendiert den Songs ein groovigeres Gerüst als manch Anderer das mit einem „regulären“ Drumkit hinbekommt. Der Reiz der Sache besteht also, wie beim Studio-Konterpart, eher aus den teilweise recht originellen Neuarrangements, die gerade den Songs der späten Achtziger ein wenig der „Plastikatmosphäre“ nehmen.

Auch Gäste haben sich die Herrschaften eingeladen, unter Anderem die göttliche Catherine Anne Davies alias The Anchoress, die beim David Bowie-Tribut ‚Andy Warhol‘ den Leadgesang übernimmt, ansonsten aber leider ein wenig unterbeschäftigt wird. Stattdessen steht ihre Kollegin Sarah Brown im Vordergrund, die die „souligen“ Backing Vocals, die uns allen schon auf besagten Achtziger-Alben den Spaß verdorben haben, beisteuert und Patti Smiths ‚Dancing Barefoot‘ sowie KT Tunstalls Studio-Beitrag zu ‚Promised You A Miracle‘ mit pathetischen „Sister Act“-Manierismen aufs Schaurigste zerstückeln darf. Besser passt da der Auftritt von Steve Harley ins Programm, der seinen Hit ‚Make Me Smile (Come And See Me)‘, den in Großbritannien wirklich jedes Kind kennt, auf höchst sympathische und unprätenziös-charismatische Weise mit der Band performt.

Simple Minds bleiben sich auch akustisch instrumentiert hundertprozentig treu. Jim Kerr geniesst es, nicht gegen die übliche Soundwand ansingen zu müssen und klingt so mitreißend und dynamisch wie schon lange nicht mehr, und Charlie Burchills Gitarrenspiel ist auf der Akustischen genauso unverkennbar wie auf der Elektrischen. Darüber hinaus gibt Kerr ungeachtet der Kulisse den Vorturner mit den großen Gesten, unterhält das Publikum mit launigen Geschichten und ist einfach ganz generell ne coole Socke. Da auch Sound und Bild erstklassig geraten sind, bekommt man hier also knappe 90 Minuten beste Liveunterhaltung. Auch für die, die nur die Hits der Band kennen, eine klare Empfehlung.