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Live At The Hollywood Bowl

Zu seinem fünzigsten Bühnejubiläum lud sich Jeff Beck eine Menge Gäste ein, um im ehrwürdigen Hollywood Bowl-Freilichttheater eine standesgemäße Party zu feiern. Dazu lud er neben seiner aktuellen, um das Indie-Popduo Bones formierten, Band die Gäste Steven Tyler (Aerosmith), Willie Hall (Wet Willie), Billy F. Gibbons (ZZ Top), Buddy Guy, Beth Hart und Fusion-Legende Jan Hammer – aka Mr. Miami Vice Theme zum Mitfeiern ein. Der Mitschnitt des denkwürdigen Abends liegt nun auf DVD, CD und BluRay vor.

Los geht’s mit dem Opener des letzten Albums, ‚The Revolution Will Be Televised‘, der den 72jährigen (!) Beck von seiner modernsten Seite zeigt, direkt danach geht’s per Timewarp zurück zu den Yardbirds: ‚Over Under Sideways Down‘ und die Singlehits ‚Heart Full Of Soul‘ und ‚For Your Love‘ hat man in einer Beck-Show allesamt nur höchst selten gehört – ‚For Your Love‘ gibt’s hier gar zum allerersten Mal. Wet Willie-Frontmann Willie Hall gibt dabei den Leadsänger, genauso wie beim von ein par Takten ‚Rice Pudding‘ eingeleiteten ‚Morning Dew‘. Als nächstes kommt Jan Hammer auf die Bühne und brennt mit Beck ein ehrfurchtgebietendes Fusion-Feuerwerk ab – eigentlich unfair, daß zwei, nun ja, alte Männer knapp vierzig Jahre nach ihrer ersten Zusammenarbeit immer noch der kompletten Prog-Konkurrenz in Sachen Spielfreude und Energie den Allerwertesten grillen können. Ganz abgesehen von den nach wie vor außerordentlich flinken Fingern… Der Höhepunkt ist natürlich das immer wieder zum Heulen schöne ‚Cause We’ve Ended As Lovers‘. Aber auch der deftig rockende ‚Freeway Jam‘ und das sequencergetriebene ‚Star Cycle‘ machen nicht nur die Musikerpolizei happy – ja, auch Instrumentalmucke kann vital, mitreißend und launig klingen.

Nach diesem Instrumentalsegment wird wieder mit Gesang gearbeitet – Beth Hart darf die Chicken Shack-Nummer ‚I’d Rather Go Blind‘ darbieten und Blues-Legende Buddy Guy sein eigenes, von der Jeff Beck Group gecovertes ‚Let Me Love You‘. Zwei Songs vom letzten Album „Loud Hailer“, ‚Live In The Dark‘ und ‚Scared For The Children‘, stellen Rosie Bones und Carmen Vandenberg in den Mittelpunkt, bevor Billy Gibbons den ZZ Top-Schmuser ‚Rough Boy‘ zum Besten gibt. Dann geht’s auch schon in die Zielgerade: mit Steven Tyler am Mikro lässt man’s noch mal ordentlich krachen. ‚Train Kept A-Rollin“ und ‚Shapes Of Things‘ (in der „Truth“-Version) rocken wie Hölle und lassen auch den Zuschauer vor der Glotze ordentlich ins Schwitzen kommen. ‚A Day In The Life‘ beendet dann den „offiziellen“ Teil, bevor mit einem von Beth Hart gesungenen Cover von ‚Purple Rain‘ dem wenige Wochen vor dem Konzert verstorbenen Prince mit einer Jam-Session gehuldigt wird.

Auch wenn man argumentieren könnte, daß Becks jüngere Vergangenheit hier eindeutig ein wenig zu kurz kommt (ebenso wie die zweite Jeff Beck Group), da Beck hier ein Programm voller selten gespielter Songs präsentiert, ist das aber zu verschmerzen. Dafür gibt’s ja andere Livemitschnitte des Ausnahmemusikers. Die 97 Minuten dürften somit keinen Anhänger von „El Becko“ enttäuschen. Geile Livescheibe eines geilen Musikers.

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