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Blind Guardian – The God Machine

Blind Guardian haben dreißig Jahre lang sich selbst und ihre Musik neu erfunden. Ähnlich wie z.B. bei Therion wurde dabei die Musik immer ausgefeilter, immer komplexer, immer vielfältiger. Egal ob nun eine horrende Anzahl an Riffs pro Song, die Blind Guardian stellenweise eher dem Progressive Metal zurechenbar machten, ausufernder Einsatz von Chören und Orchester, gar rein orchestrale Werke – alles wurde immer mehr.

Trotz absoluter Treue seufzte mancher Fan (nicht nur) innerlich ob der Erinnerung an Tage, als sich Orchestralität und Speed Metal die Waage hielten. Alben wie „Somewhere Far Beyond“ und „Imaginations From The Other Side“ gehören immer noch zu den absoluten Fanfavoriten.

Nun – um den Vergleich mit Therion aufrecht zu erhalten –   hat man sich der alten Tage erinnert. Irgendwann kommt der Moment, an dem mehr eben nicht mehr geht, oder mehr eben nicht mehr ist. Den Zeitpunkt hatten Therion erreicht – und daraufhin ein klassisches Album veröffentlicht, das von den Fanwünschen geleitet war. Bei Blind Guardian ist das mit „The God Machine“ ähnlich geartet. Ja, natürlich geht es von ausuferndem Gefrickel nicht zurück zu „Banish From Sanctuary“. Dennoch ist das wieder „Original“ Blind Guardian. Das Album verströmt diese wohlige Wärme der Alben aus den 90ern. Natürlich sind Orchester, Chöre, mehrstimmige Gitarren, Riffs immer noch im Übermaß vorhanden, aber die Stücke wirken zugänglicher als alles, was Blind Guardian seit der Jahrtausendwende geschrieben haben. Hansi Kürschs Stimme scheint mit dem Alter nicht einen Deut schlechter geworden zu sein. Das Songwriting stellt die Refrains und Melodien derselben in den Vordergrund. Dabei schaffen es die Krefelder aber, dass die Songs eben nicht klingen wie ein Abklatsch früherer Großtaten sondern frisch und modern. Refrains wie der von „Deliver Us From Evil“ sind einfach zeitlos und können gar nicht altbacken wirken. Mit „Violent Shadows“ gibt es sogar einen Track, der fast jeglichen Ballast über Bord wirft und dem Speed Metal der früher Tage schon sehr nahe kommt und „Blood Of The Elves“ ist emotional ein Meisterstück, dass viele Erinnerungen wachruft. Lediglich das balladeske Schaffen der Band ist nicht mehr auf dem Niveau von früher – „Let it be no more“ ist zwar ganz nett, erreicht aber leider keine der früheren Großtaten.

Insgesamt haben Blind Guardian jedoch ein frisches, zugängliches Album aufgenommen, das sich vor den frühen Tagen tief verbeugt, ohne dabei die Neuzeit zu vernachlässigen. Eine Neuerfindung auf alten Fundamenten. Wirklich sehr gut.

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