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Rock Or Bust

Nach den negativen Schlagzeilen der letzten Monate wird endlich wieder über die Musik von AC/DC gesprochen. Während Malcolm Young aufgrund von Demenz endgültig aus dem „Rock’n’Roll Train“ aussteigen musste, hat Phil Rudd das Album immerhin noch eingespielt. Dass der Schlagzeuger bei AC/DC eine Zukunft hat, scheint derzeit aber mehr als fraglich. Und so sind mal eben zwei Drittel der Rhythmus-Fraktion weggebrochen.

Wer auf der kommenden Tournee am Schlagzeug sitzt, bleibt abzuwarten. Davon, dass Neffe Stevie Young die Fußstapfen seines Onkels am Bass füllen kann, darf man sich schon jetzt überzeugen. Der klassische AC/DC-Sound ist auf „Rock Or Bust“ intakt und klingt wie immer. Manch einer frotzelt gern, die Band habe 15-mal dasselbe Album gemacht. Das ist natürlich Quatsch. Aber vielleicht viermal?

„Rock Or Bust“ hat nämlich einiges mit seinen drei Vorgängern gemein. Das neue Album lebt von zwei großartigen Singles. Da ist der sensationell groovige Titelsong, der an „Back In Black“ oder „For Those About To Rock“ erinnert, direkt gefolgt von der ersten Auskopplung „Let’s Play Ball“. Die Hymne ist geradezu dafür geschaffen, in den nächsten Jahren (oder Jahrzehnten) zahlreiche Ballsportarten zu begleiten, Baseball und Football in Übersee, Fußball bei uns. Mal sehen, welcher Bundesliga-Verein das Lied zuerst ins Stadionprogramm aufnimmt.

Mit dem dritten Song, der schmissigen Gute-Laune-Nummer „Rock The Blues Away“, ist der beste Teil des Album vorbei. Der Rest ist überwiegend AC/DC-Durchschnittsware. Man könnte auch sagen: Füllmaterial. Knackige Riffs? Fehlanzeige. Eingängige Refrains? Fehlanzeige. Da plätschert sich die Band mit der Routine der alten Hasen durch die Tracklist.

Eine Ausnahme ist das großartige „Baptism By Fire“, seit langem der schnellste AC/DC-Song und zugleich hochklassiger Hardrock. Wenn Brian Johnson mit gewohnter Verschmitztheit „Let’s get the party started“ singt, dann ist das auch Programm. Und der lässige Schlusstrack „Emission Control“ wirkt immerhin nach, auch dank der hörbaren Spielfreude und Verspieltheit von Angus.

Nach 41 Jahren Bandgeschichte wird ein neues AC/DC-Album meistens überall bedingungslos in den Himmel gelobt. Kein Wunder. Selbst ein schwaches AC/DC-Album ist in der Regel immer noch ein gutes Rock’N’Roll-Album. Und „Rock Or Bust“ ist kein schwaches, sondern ein durchschnittliches AC/DC-Album. Eins, auf dem Angus und Co. zwar Dienst nach Vorschrift leisten, dabei aber trotzdem noch die Konkurrenz alt aussehen lassen. Das ist das wahre Kunststück.

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