Niveau Weshalb Warum
“Sultan Günther Music“ heisst das neue Label, das Deichkind gegründet haben und nichts bietet sich da besser an, als gleich ein neues eigenes Album auf die Menschheit loszulassen. “Niveau Weshalb Warum“ lautet der Wortspielalbumstitel und demonstriert ganz gut, was uns textlich und emotional für ein Scheibchen erwartet. Schließlich verbindet doch eigentlich jeder spaßige Erinnerungen mit der Sesamstraße, und genau das wird einem hier serviert: eine Menge Spaß und gute Laune!
Eröffnet wird der neue Output mit den ersten beiden Singles “So ’ne Musik“ und “Denken sie groß“. Der Opener kann gleich als Bass-Lautstärken-Grundeinstellung genutzt werden, denn hier geht der Beat kräftig aufs Herz und genau deshalb sollte man so etwas auch laut hören, damit man es nicht nur selbst spüren kann, sondern auch gleich sämtliche Nachbarn mitgenießen können. Mit “Denken sie groß“ hat das Trio einen der besten Motivationstitel der jüngsten Zeit zusammengetextet, denn schließlich sollte man sich selten mit dem zufrieden geben, was man hat. Etwas mehr und größer geht immer. Das wird einem dann noch mit einem 80er Jahre Porno-E-Gitarrensolo schmackhaft gemacht, so dass auch wirklich passender Größenwahn entstehen kann.
Die ganze Social-Media-Mentalität, die heutzutage leider bei fast jedem Smartphone-Nutzer viel zu stark ausgeprägt ist, bekommt in “Like mich am Arsch“ sein Fett weg und mit “Powered by Emotion“ haben sie es etwas auf die Werbebranche abgesehen. Nur bestehend aus Slogans von Henkell Trocken, Redbull, Nokia und vielen weiteren, wird hier ein Song zusammengestellt, der irgendwie an “MfG“ von Die Fantastischen Vier oder an Bully und seine Tapete erinnert. Bei “Porzellan und Elefanten“ dürfen wir einem Gleichnis nach dem anderen lauschen, die allesamt die Aussage ‚Wir gehören zusammen‘ treffen und hiermit ein Liebeslied ergeben, das man träumerisch mit “Luftbahn“ von Deichkinds Album “Arbeit nervt“ verbinden kann. Ein weiterer Titel, der sich dort gleich mit eingliedern kann, ist die Ode an den Flohmarkt in “Der Flohmark ruft“.
Etwas gesellschaftskritisch wird es dann bei “Mehr als lebensgefährlich“, bei dem ein First-World-Problem aufs nächste vorgetragen wird und trotzdem nicht als mahnendes ‚Du-du‘ daherkommt, sondern schlichtweg Spaß macht. Rotziger wird es mit “Naschfuchs“, dem Titeltrack “Niveau Weshalb Warum“ und dem textlich minimalistischen Rausschmeißer “Oma gib Handtasche“, bei dem es dann zum Abschluss nochmal richtig aufs elektronische Fressbrett gibt. Jedoch nur bei der normalen Edition dieses Albums. Wer sich die Deluxe Edition oder gar die limitierte Fanbox inklusive Brettspiel (!) holt, bekommt nicht nur sämtliche Titel von “Niveau Weshalb Warum“ als intrumentale Versionen dazu, sondern mit “Selber machen lassen“ und “Schlafwandler“ auch zwei Bonus Tracks spendiert. Und gerade “Selber machen lassen“ macht schon dadurch eine Menge Spaß, weil dieses Liedchen mit einer immens lange Liste an Gastsängern aufwartet. Mal schauen, wen ihr alles raushören könnt.
Zusammengefasst ist Deichkind mit ihrem neuen Output wieder ein Album gelungen, das nicht nur darauf wartet, live gefeiert zu werden. “Niveau Weshalb Warum“ hat so viele gut getextete Partytitel auf einem Album, wovon andere vergleichbare Tech-Rap-Kollektive, sollte man sie denn finden, nur träumen können. BÄM!