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Undying Light

„Undying Light“ heißt der mittlerweile vierte Longplayer der Prog-Death-Metaller von Fallujah. Was hatten mich die Jungs mit „The Flesh Prevails“ (2014) umgehauen: Sphärische Melodien trafen auf frickeliges Gitarrenspiel und abstrakt-hypnotische Rhythmen. Auch der Nachfolger „Dreamless“ (2016) bediente sich dieser charakteristischen Merkmale der Band. Hier zeigte sich die Band zudem noch etwas experimentierfreudiger, auch wenn im Nachklang die Halbwertszeit der Songs nicht an die Qualität von „Flesh…“ heranreichte.

Von den ersten Tönen von „Undying Light“ an sind die Trademarks der Band wieder sofort erkennbar. Polyrhythmik, treibende Drums, der bandtypische Gitarrensound. Einziger Unterschied: Nach dem Weggang von Alex Hoffmann präsentieren die Kalifornier ihren langjährigen Bandkumpel Antonio Palermo als neuen Frontmann. Dessen Hardcore-ähnliche Vocals stellen einen starken Kontrast zur gutturalen Ausrichtung seines Vorgängers dar und wurden bereits im Vorfeld nach Veröffentlichung des Vorab-Tracks ‚Ultraviolet‘ sehr kontrovers diskutiert. Der Gesang hat seine Reize, auch wenn an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Variabilität gut getan hätte, so wie es in Ansätzen in ‚Sanctuary‘ zu hören ist.

Insgesamt wurde der Atmosphäregrad der Songs gegenüber den beiden Vorgängern wieder etwas zurückgeschraubt, was dem Livesound der Band letztendlich guttun könnte, zu verschwommen und undifferenziert kamen sie mir jüngst bei ihrem Auftritt in Aarau rüber. Leider beschreitet die Band dieses Mal nicht so experimentierfreudige Wege wie zum Beispiel in Songs wie ‚Scar Queen‘ von „Dreamless“.

Was der Platte letztendlich fehlt und sie gegenüber ihren Vorgängen etwas abfallen lässt, ist das grundlegende Fundament einer jeden Platte: Nachhaltige Songs mit Wiedererkennungswert. Hier fehlen einfach Bandklassiker wie ‚Sapphire‘, ‚The Void Alone‘ oder ‚Cerebreal Hybridization‘. Das macht es auch schwer, auf einzelne Songs einzugehen, zu ähnlich klingen sie in ihrem Riffing und ihrer Melodieführung oft. Einzig der abschließende Track ‚Departure‘ bleibt auf Anhieb im Ohr hängen.

Es soll kein falscher Eindruck entstehen: „Undying Light“ ist ein gutes Album und alle Akteure spielen auf technisch höchstem Niveau. Ich hätte mir von den fünf Jungs aus San Francisco einfach den nächsten Schritt gewünscht. Warum keine weiteren Experimente mit Sound und Songwriting, auch vermisse ich die eingestreuten weiblichen Vocals. So bleiben die Prog-Deather in ihrer eigens geschaffenen Komfortzone, in der man sich Jeder wohlfühlt. Dem vorwärts gerichteten Hörer bleibt aber letztendlich zu wenig Unvorhergesehenes, um „Undying Light“ langfristig im Gedächtnis zu behalten.

(Geschrieben von Marcel Mattner)

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