PhilippQueitsch

If I’m The Devil

letlive. ist schon eine Wundertüte. Wenn man beschreiben soll, was das eigentlich so für Musik ist, muss man schon ziemlich grübeln und kommt selbst dann nur zu Vergleichen, die aberwitzig erscheinen. Oft wird die Band nämlich mit Post-Hardcore in Verbindung gebracht. Aus Unbeholfenheit, denn wer weiß heutzutage schon genau, was Port-Hardcore ist? Ebenso gut kann man letlive. auch als Rockband bezeichnen. Das ist sogar treffender, wenn auch nicht wirklich präzise. Auch auf ihrem neuesten Werk beweisen sie mal wieder, das sie weder Fleisch noch Fisch sind. Vielleicht eher Kartoffeln. Mit denen kann man nämlich so viel machen. Lasst mich das kurz erklären: In den Songs auf ‚If I’m The Devil‘ steckt epischer Rock, grooviger Soul, leichter Pop und brachialer Hardcore, und das zu etwa gleichen Teilen.

Schon der Opener ‚I’ve Learned To Love Myself‘ gibt die Marschroute vor: ruhig und spannend, bis der große Knall kommt. Dann wird jedoch nicht wild drauf los gedrescht. Die aufgebaute Energie wird sparsam und kontrolliert herausgelassen. Sänger Jason Aalon Butler, der vom Kerrang!-Magazin 2011 zum Rockstar des Jahres gewählt wurde, baut eine fast musicalmäßige Atmosphäre auf. Kaum ein anderer Rocksänger der heutigen Zeit hat seine Stimme so unter Kontrolle, wie er. Von sanften Balladenparts bis hin zur Rockröhre beherrscht er nahezu alles.Er trägt jeden einzelnen Song der Platte, die um einiges poppiger geworden ist, als die Vorgänger. ‚Nü Romantics‘ beginnt wie ein Indie-Pop-Song und entwickelt sich bald zur epischen Rockhymne, die auch einer Band wie Fall Out Boy gut zu Gesicht stehen würde.. Überhaupt ist diese Band ein guter Vergleich, denn es entsteht der Eindruck, als würden letlive. das schaffen, was Fall Out Boy immer wollten: funkigen Rock’n’Roll mit harter Kante.

letlive. sind also die besseren Fall Out Boy? Ja, aber eben nicht nur das. Die erste Singleauskopplung ‚Good Mourning, America‘ ist ein Geniestreich. Der Song ist spannend, rockig und auch poppig. Michael Jackson persönlich hätte sich eine Träne hier nicht verkneifen können. Das Album macht Spaß, wenn man sich erstmal an die poppigen Rocvksongs gewöhnt hat und nicht mehr bockig ist, weil letlive. wohl nun Mainstream werden.

Einzige Schwäche von ‚If I’m The Devil‘ ist das Ende. Bei ‚Copper Coloured Quiet‘ übertreiben die Herren es nämlich ein wenig mit der Popschiene. Statischer, elektronischer Beat und ein immer wieder auftauchendes ‚Yeah‘ im Hintergrund, das an Nerv-Schnulze ‚Apologize‘ von One Republic erinnert. Nichts gegen One Republic, die großartige Songs schreiben. Dennoch sind letlive. in dieser Schublade fehl am Platz, denn ihre Stärken liegen klar woanders, im Rock, im Fabrizieren von Hymnen, im Rockstar-Darsein, im Anderssein.

Call The Judges

Abramowicz. Wer hier noch immer ausschließlich an den extrovertierten russischen Milliardär denkt, der nur so zum Spaß Fußballclubs kauft, hat eine der größten deutschen Entdeckungen des vergangenen Musikjahrs verpasst. Als die Hamburger vor gut einem Jahr mit ihrer Debüt-EP aus dem nichts aufkamen, haute sich nahezu jeder MUsikjournalist vor Freude den Kugelschreiber ins Bein, um auch nur ansatzweise zu klingen wie Sänger Sören Wartenkin.

Der glänzt zwar auch auf der neuen EP nicht gerade durch rockige Soul-Arien á la Brian Fallon und auch sonst reicht seine stimmliche Range vielleicht gerade mal vom Hals der Whiskeyflasche bis zur Kehle. Aber genau das macht den Charme aus, wegen dem sich alle Kritiker sofort verliebt haben. Abramowicz werden oft mit The Gaslight Anthem verglichen, was auch wirklich nahe liegt, denn die vier Songs der EP hätten auch gut als Bonusmaterial der letzten TGA-Platte getaugt. Rockige, melodiöse Springsteen-Songs, die mit ein bisschen Indie-Flow aufgepeppt wurden. Dabei gibt Sänger Sören in jedem einzelnen Song alles. Sein angestrengtes Gebrülle wirkt mächtig und riesig. So stellt man sich eigentlich einen Wikinger vor, der mit seinem Speer und einem Horn voll Met zum gemeinsamen Feiern aufruft. Im Kontrast dazu steht oft der instrumentale Part, der locker, aber gleichzeitig intensiv rüberkommt. Die gesamte EP strotzt nur so vor Energie und Emotionen. Wer hier liegen bleibt, dem ist nicht mehr zu helfen. Und außerdem: Wer muss schon drei Oktaven mit seiner Stimme überbrücken können, wenn man Rock’n’Roll macht? Da reicht auch die halbe Oktave von Sören. Die Hamburger legen mit ‚Call The Jugdes‘ ein ordentliches Brett nach, dass den großen Vergleichen mit The Gaslight Anthem und Co in nichts nachsteht.

LETLIVE mit neuem Album im Juni

letlive. überraschen uns am 10. Juni 2016 mit ihrem mittlerweile vierten Album. ‚If I’m The Devil …‘ wird erneut auf Epitaph erscheinen und lässt Böses in Form von gewohnt sozialkritischen Texten und rauem bis groovigem Sound erahnen. letlive. sind bekannt für ihre unnachahmlich-intensive Bühnenpräsenz, das führte unter anderem dazu, dass das Magazin KERRANG! Sänger Jason…

At Peace Amongst Chaos

Eine nukleare Explosion hat verheerende Auswirkungen auf die unmittelbare Umwelt. Die Jungspunde von Broken Teeth haben das gleich bei ihrem Debüt am eigenen Leib erfahren. Obwohl ‚At Peace Amongst Chaos‘ das erste richtige Album der Jungs aus Manchester ist, sind sie schon ein paar Jahre unterwegs und mischen die Hardcore-Szene auf. Nun haben sie beim deutschen Metal-Giganten Nuclear Blast unterschrieben und ihre Songs blieben davon alles andere als verschont. Fiese Gitarrenriffs, die alles zerschreddern, was ihnen zwischen die Saiten kommt und Mid-Tempo-Beats, von denen sich Schweizer Uhrwerke noch eine Scheibe abschneiden können. Dazu der schreiende Sprechgesang von Frontmann Dale Graham, der einen zurück in die 80’s katapultiert.

Nun werden die Post-Hardcore-Kids, die ihre Hoffnung in Broken Teeth als neue Have Heart gesetzt haben, enttäuscht sein. Hier ist diese Entwicklung jedoch lobend hervorzuheben, denn der metallische Sound steht den Engländern außerordentlich gut. Außerdem sind sie wahrlich nicht die Einzigen, die nachdem bei Nuclear Blast unterzeichnet haben, nun eine Vorliebe für ausufernde Gitarrensoli und Headbanger-Hymnen entwickelt haben. Auch die New-Hardcore-Legenden wendeten sich vor einigen Jahren vom Oldschool-Hardcore ab und fanden bei Nuclear Blast ein dunkles, härteres Zuhause.

Gut, ‚At Peace Amongst Chaos‘ ist jetzt nicht das abwechslungsreichste Album. Die Songs sind recht klassisch gehalten – fette Mosh-Parts, dynamische Drums und Gitarrenriffs, die drohen die Apokalypse herbeizurufen…das Übliche halt. Die neue Seite von Broken Teeth ist weitaus brutaler auch, wenn die Jungs schon vor ihrer Vertragsunterzeichnung keine unschuldigen Post-Hardcore-Lämmer waren und wussten, wie man auf den Putz haut. Jetzt erinnern die Songs schon an Slayer, wenn sie gerade mal nicht versuchen, ihren eigenen Schatten mit Gitarrenriffs zu überholen. Broken Teeth grooven auf niedrigerem Tempo. So fällt der Vergleich zu neueren Sachen von Hatebreed, Soulfly oder der Cavalera Consperacy leichter. Rohe Metal-Lawinen ohne viel Schnick-Schnack. Broken Teeth besinnen sich auf das Wesentliche, was der Band gut steht und dem Album gut tut. Nach diesem Debüt darf man gespannt sein, was die Jungs aus Manchester noch so drauf haben.

BROKEN TEETH – Debüt auf Nuclear Blast im Mai

Die jungen Hardcore-Hüpfer von Broken Teeth kündigen ihr Debüt-Album für den 6. Mai an. ‚At Peace Amongst Chaos‘ wird zudem auf DEM deutschen Label, was harte Musik angeht, Nuclear Blast, veröffentlicht. Live könnt ihr euch von der neuen Platte der Jungs aus Manchester schon vorher überzeugen. Broken Teeth gehen nämlich zusammen mit den New-York-Hardcore-Legende Sick…

Echos

Die Rheinländer sind vor allem für ihre Geselligkeit und Gemütlichkeit bekannt. Hört man sich die Songs von Massendefekt an, scheint sich dieses Klischee zu bestätigen. Leider erhofft man sich von einer Rockband eher andere Eigenschaften, wie Dynamik, Angepisstheit oder Härte. Schon der Opener der Platte, ‚Mauern‘, nimmt nicht wirklich Fahrt auf. Ja, es ist Rock, ja, der Text ist sozialkritisch…das ist jedoch nun mal nicht alles, was einen guten Song ausmacht. Solide und unaufgeregt rocken sich die Reihnländer durch den Versuch einer Hymne. Besagt Mauern einreißen will man danach jedoch nicht.

Wie soll man nun das Rad der deutschen Rockmusik neu erfinden? Eine Frage, die in den vergangenen Jahren keine Band wirklich beantworten konnte. Muss man auch nicht. Dennoch fehlt es den Songs auf ‚Echos‘ an jeglicher Überraschung. Es sind rockige Popsongs und nicht der selbst angekündigte ‚Punk & Roll‘, den sich Massendefekt auf die Fahnen geschrieben hat. Keiner der Jungs fällt auch nur irgendwann aus seiner Rolle. Es entsteht der Eindruck, dass sie es nicht schaffen, die Handbremse vollständig zu lösen-. Genau darum geht es in der Rockmusik jedoch. Sänger und Gitarrist Sebastian Beyer klingt in den Strophen beinahe gelangweilt, dabei schimmern in seinen Zeilen Wut, Emotionen und manchmal eine Prise Ironie durch. Eigentlich drei Gründe, um das Kreuzfahrtschiff zu verlasen und auf ein Speedboot zu wechseln. Massendefekt bleiben jedoch auf ihren All-inclusive-Sonnenbänken liegen, statt den Wellenbrecher zu spielen, der sie durchaus sein könnten. In ‚Neue Helden‘ kommt das Potenzial zum ‚Ausrasten‘ durch. Hier haben wir unsere Hymne. Der Song reißt mit, hat eine unschlagbare Hook-Line (‚Lasst die Fahnen endlich fallen, weil die alten nichts mehr wert sind / Wir müssen weiter‘) und nimmt endlich zuvor schmerzlich vermisste Fahrt auf.

Insgesamt kommt ‚Echos‘ leider etwas zu glattgebügelt daher. Der ‚Punk & Roll‘ wirkt dann doch sehr poppig, was durch einen zu kontrollierten Instrumental-Part und dem unaufgeregten Gesang noch verstärkt wird. Das die Rheinländer das Zeug zu guten Deutsch-Rock mit dem Herz am richtigen Fleck haben schimmert immer mal wieder aus. Bitte mehr davon!

Incite & Conspire

Die Krawallmacher von Wolf Down sind wieder da. Nachdem die Ruhrpottler die Politik wieder in den Hardcore zurückgebracht haben, sind sie noch lange nicht am Ende angelangt. Es gibt wohl noch einiges, über das es sich aufzuregen gilt. Mit ‚Incite & Conspire‘ macht die Band auch gleich wieder eine Ansage, wo es hingeht. Wolf Down rufen Gleichgesinnte zusammen, um gegen die Missstände in der Welt vorzugehen.

Textlich nehmen sie dabei kein Blatt vor den Mund. Bei Titeln wie ‚Against The Grain‘ und ‚Invisible War‘ dürfte klar sein, wo der Hase lang läuft. Musikalisch, sprich instrumental ist das Album recht homogen. Fette Gitarrenriffs, treibendes Schlagzeug und der erhobene Mittelfinger in Form von fiesen Shoutings von Sänger Dave. Wolf Down haben sich dem Kampf der Entpolitisierung des Hardcore verschworen – gegen dumpfes Gerumpel und leere Phrasen. ‚Incite & Conspire‘ ist also auch so etwas wie Kritik am eigenen Genre. Vielleicht auch an sich selbst? Instrumental kommt die Platte nämlich nicht gerade innovativ daher. Es sind brutale, direkte Bollwerke von Songs, die sich aneinanderreihen, ohne dass jemals ein Detail, ein Refrain oder eine Zeile herausragen. Der metallische Sound und die einfache Struktur der Songs erinnern an Hatebreed, als sie noch gehypt wurden.

Live werden diese Songs eine geballte Ladung Energie freisetzen. Zuhause, im Wohnzimmer verpufft diese Energie jedoch von Song zu Song mehr. Ab und an ist hier der ein oder andere Beatdown-Einfluss zu hören, was wiederum an Nasty erinnert. Die schaffen es jedoch mit ihren Songs zu überraschen und etliche Elemente aus Metal und Punk mit einfließen zu lassen. Wolf Down wirken schwermütig, schließlich geht es auch um ernste, teilweise traurige Themen. Eine punkige Sing-A-Long-Hymne würde wohl auch nicht zur aktuellen Lage der Flüchtlingsdebatte passen. Dennoch hören sich die Songs zu ähnlich an. Das macht das Album zwar recht rund, aber eben nicht besonders aufregend. Kurzum: ‚Incite & Conspire‘ klingt wie Hatebreed, nur mit Aussage und Inhalt.

Autonomous

Atmosonic? Wer von dieser Band noch nie etwas gehört hat, muss sich nicht schämen, denn ‚Autonomous‘ ist das Debüt der vier Marburger. Wenn man in einem Musikvertrieb arbeitet, hat man eigentlich keine andere Möglichkeit, als selber auch Musik zu machen. Wenn drei von vier Bandmitglieder in einem Musikvertrieb arbeiten, dann werden aus Kollegen schnell Mukke-Kumpels. Für die Vocals, sowohl gerappt als auch gesungen, haben sich die Drei einen Lehrer an Land gezogen. Entstanden ist ein Comeback des Crossover. Elemente aus Stoner, Rap, Metal und Punkrock verschwimmen zu einem abwechslungsreichen Song nach dem nächsten.

Auffällig ist, dass alle Songs sehr klar strukturiert daherkommen. Es gibt klare Parts, die recht elegant miteinander verbunden werden. Ins Chaos stürzt sich der Hörer also nicht gerade. Drummer Frank Rohe variiert seine Beats ständig und weiß, was wann benötigt wird. Sowohl vom Aufbau des Drumsets als auch die Art es zu spielen erinnern an Boysetsfire. Atmosonic mögen es halt fett. Fette Beats, fetter Bass und fette Riffs. Hier hängt es jedoch leider manchmal an der Besetzung, denn eine zweite Gitarre würde den Songs mehr Fülle verleihen. Besser gesagt: Atmosonic sind (noch) nicht so ein Brett, wie sie es sein könnten. Sänger Janosch, der auch für alle Texte zuständig ist, setzt Akzente mit Sprechgesang, melodiösen, fast souligen Refrains und immer mal wieder Effekten, wie im Opener ‚Sick Of It‘.

Dieser Song ist zweifelsohne auch einer der Hits der Platte. Auch ‚Honey Trap‘ und ‚People‘ bleiben sofort im Ohr. Die Lieder sind aufgeräumt, aber nicht langweilig. Vorhersehbarkeit kann eben auch etwas Positives sein, denn so vermitteln Atmosonic ein irgendwie wohliges und heimisches Gefühl. Erst klingt es nach Stoner-Wüsten-Rock, im nächsten Moment geht es funkig in Richtung Rage Against The Machine. Ansonsten fallen Vergleiche schwer, denn eigentlich war Crossover seit den 90ern tot. Atmosonic bringen ihn wieder zurück und überzeugen mit eingängigen und abwechslungsreichen Songs, die groovig, emotional und manchmal einfach nur hart sind und den Hörer süffisant grinsend mit dem head bangen lassen. Bei Sänger Janosch fällt es schwer, zu entscheiden, was besser gefällt: Rap oder Gesang. Insgesamt scheint die Band in ihrer noch recht jungen Geschichte schon ein gutes Gefühl dafür entwickelt zu haben, was wann in welchem Song gebraucht wird. Dieses Gefühl macht ‚Autonomous‘ zu einem ausgewogenen und aufgeräumten Album, auf dem jeder Song schlichtweg funktioniert.

Kontakt

FJØRT waren und sind Exoten. Man hört in der (Post-)Hardcore-Szene nun wahrlich oft deutsche Texte, die durch das Mikrofon gebrüllt werden. Noch dazu legen die drei Herren dabei eine Lyrik an den Tag, von der Größen wie die „New York Hardcore!“-brüllenden Agnostic Front nur träumen können. Durch ihre immense Energie und ihren Tiefgang haben sich die Aachener eine Sonderstellung erspielt. Nun folgt das dritte Album. Sänger Chris sieht das Ganze eher pragmatisch und trifft damit den Nagel auf den Kopf:

‚Am Ende des Tages wollen wir uns auskotzen.‘

Auch auf ‚Kontakt‘ wird viel gekotzt, was in diesem Zusammenhang jedoch eher eine Metapher für besonders viel kreativen Output statt für das Absondern übelriechender Reste ist.

Von der ersten Sekunde an zieht einen das Trio in den Bann. Der Opener heißt ‚In Balance‘. Treffender könnte man das, was dann folgt, auch nicht beschreiben. FJØRT stellen eine Ausgewogenheit her zwischen Laut und Leise, zwischen aggressiv und ruhig zur Perfektion. Nur Wut, die ist immer zu spüren. Die Dramatik fließt quasi aus den Boxen. Im Laufe des Albums fühlt man sich wie in einem nervenaufreibenden Thriller, dessen Ende nicht vorhersehbar und dessen einziger Anhaltspunkt die Wut ist. Auch textlich ist ‚Kontakt‘ mal wieder sehr ausdrucksstark und anspruchsvoll. Es ist schier unmöglich, nach dem ersten Hören jede Metapher richtig zu deuten. Sänger Chris malt Bilder mit seinen Wörtern, die meist düster sind. Es geht um unsere Gesellschaft und was hier schief läuft, um zwischenmenschliche Beziehungen, die zum Scheitern verurteilt sind.

‚Bitte sei für mich / Was ich bin für dich / Doch damit kann nur verlieren / Wir sind nur gleich auf dem Papier‘

Zwei Singles haben FJØRT im Vorfeld schon ausgekoppelt. Zwei Songs, die zweifellos zu den Hits der Platte gehören. ‚Lichterloh‘ und ‚Anthrazit‘ sind jedoch auch die Anker, die das Album festhalten. Es sind also keine typischen Hits, sondern gehören eher zu den solideren Songs, an denen man sich immer wieder festklammern kann, wenn einem der Rest zu viel wird. Auffälliger und, besser noch, unbequemer sind da schon Songs wie ‚Abgesang‘, ‚Mantra‘ oder ‚Lebewohl‘. Diese Lieder rufen die verschiedensten Gefühle in kürzester Zeit hervor. Eine ähnliche Atmosphäre erzeugen die Nordlichter von Turbostaat. FJØRT sind nur deutlich lauter und klingen noch wütender. In Sachen Kreativität – egal ob textlich oder instrumental – liegen die beiden sicherlich auf Augenhöhe. ‚Kontakt‘ klingt nach FJØRT ohne, das man neue Einflüsse vermisst. Das Album ist ein Gesamtwerk: Die Songs funktionieren zwar einzeln, entfachen ihre ganze Wirkung erst, wenn man das Album von vorne bis hinten durchhört. Die Aachener haben hier ein äußerst spannendes und brachiales Album geschaffen, bei dem man hin und her, rauf und runter geschüttelt, in die Luft geworfen und auf den Boden zurückgeholt wird.

FJØRT mit neuem Video

Pünktlich zum Release des neuen Albums ‚Kontakt‘ liefern die Post-Hardcorer von FJØRT nach ‚Lichterloh‘ ihr zweites Video. Dieses Mal wird der Song ‚Anthrazit‘ schon mal präsentiert, und wir können schon mal sagen: Das macht Hunger auf mehr! Aber seht selbst: