Autonomous
Atmosonic? Wer von dieser Band noch nie etwas gehört hat, muss sich nicht schämen, denn ‚Autonomous‘ ist das Debüt der vier Marburger. Wenn man in einem Musikvertrieb arbeitet, hat man eigentlich keine andere Möglichkeit, als selber auch Musik zu machen. Wenn drei von vier Bandmitglieder in einem Musikvertrieb arbeiten, dann werden aus Kollegen schnell Mukke-Kumpels. Für die Vocals, sowohl gerappt als auch gesungen, haben sich die Drei einen Lehrer an Land gezogen. Entstanden ist ein Comeback des Crossover. Elemente aus Stoner, Rap, Metal und Punkrock verschwimmen zu einem abwechslungsreichen Song nach dem nächsten.
Auffällig ist, dass alle Songs sehr klar strukturiert daherkommen. Es gibt klare Parts, die recht elegant miteinander verbunden werden. Ins Chaos stürzt sich der Hörer also nicht gerade. Drummer Frank Rohe variiert seine Beats ständig und weiß, was wann benötigt wird. Sowohl vom Aufbau des Drumsets als auch die Art es zu spielen erinnern an Boysetsfire. Atmosonic mögen es halt fett. Fette Beats, fetter Bass und fette Riffs. Hier hängt es jedoch leider manchmal an der Besetzung, denn eine zweite Gitarre würde den Songs mehr Fülle verleihen. Besser gesagt: Atmosonic sind (noch) nicht so ein Brett, wie sie es sein könnten. Sänger Janosch, der auch für alle Texte zuständig ist, setzt Akzente mit Sprechgesang, melodiösen, fast souligen Refrains und immer mal wieder Effekten, wie im Opener ‚Sick Of It‘.
Dieser Song ist zweifelsohne auch einer der Hits der Platte. Auch ‚Honey Trap‘ und ‚People‘ bleiben sofort im Ohr. Die Lieder sind aufgeräumt, aber nicht langweilig. Vorhersehbarkeit kann eben auch etwas Positives sein, denn so vermitteln Atmosonic ein irgendwie wohliges und heimisches Gefühl. Erst klingt es nach Stoner-Wüsten-Rock, im nächsten Moment geht es funkig in Richtung Rage Against The Machine. Ansonsten fallen Vergleiche schwer, denn eigentlich war Crossover seit den 90ern tot. Atmosonic bringen ihn wieder zurück und überzeugen mit eingängigen und abwechslungsreichen Songs, die groovig, emotional und manchmal einfach nur hart sind und den Hörer süffisant grinsend mit dem head bangen lassen. Bei Sänger Janosch fällt es schwer, zu entscheiden, was besser gefällt: Rap oder Gesang. Insgesamt scheint die Band in ihrer noch recht jungen Geschichte schon ein gutes Gefühl dafür entwickelt zu haben, was wann in welchem Song gebraucht wird. Dieses Gefühl macht ‚Autonomous‘ zu einem ausgewogenen und aufgeräumten Album, auf dem jeder Song schlichtweg funktioniert.