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Call The Judges

Abramowicz. Wer hier noch immer ausschließlich an den extrovertierten russischen Milliardär denkt, der nur so zum Spaß Fußballclubs kauft, hat eine der größten deutschen Entdeckungen des vergangenen Musikjahrs verpasst. Als die Hamburger vor gut einem Jahr mit ihrer Debüt-EP aus dem nichts aufkamen, haute sich nahezu jeder MUsikjournalist vor Freude den Kugelschreiber ins Bein, um auch nur ansatzweise zu klingen wie Sänger Sören Wartenkin.

Der glänzt zwar auch auf der neuen EP nicht gerade durch rockige Soul-Arien á la Brian Fallon und auch sonst reicht seine stimmliche Range vielleicht gerade mal vom Hals der Whiskeyflasche bis zur Kehle. Aber genau das macht den Charme aus, wegen dem sich alle Kritiker sofort verliebt haben. Abramowicz werden oft mit The Gaslight Anthem verglichen, was auch wirklich nahe liegt, denn die vier Songs der EP hätten auch gut als Bonusmaterial der letzten TGA-Platte getaugt. Rockige, melodiöse Springsteen-Songs, die mit ein bisschen Indie-Flow aufgepeppt wurden. Dabei gibt Sänger Sören in jedem einzelnen Song alles. Sein angestrengtes Gebrülle wirkt mächtig und riesig. So stellt man sich eigentlich einen Wikinger vor, der mit seinem Speer und einem Horn voll Met zum gemeinsamen Feiern aufruft. Im Kontrast dazu steht oft der instrumentale Part, der locker, aber gleichzeitig intensiv rüberkommt. Die gesamte EP strotzt nur so vor Energie und Emotionen. Wer hier liegen bleibt, dem ist nicht mehr zu helfen. Und außerdem: Wer muss schon drei Oktaven mit seiner Stimme überbrücken können, wenn man Rock’n’Roll macht? Da reicht auch die halbe Oktave von Sören. Die Hamburger legen mit ‚Call The Jugdes‘ ein ordentliches Brett nach, dass den großen Vergleichen mit The Gaslight Anthem und Co in nichts nachsteht.

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