Il Risveglio Del Principe
Die italienische Band Celeste hat 1976 ihr einziges offizielles Album veröffentlicht, das aufgrund seiner Rarität und der daraus resultierenden Obskurität unter Italo-Prog-Fans einen enormen Kultstatus erreichen konnte. Nach zwei Archivveröffentlichungen hat Keyboarder Ciro Perrino nun mit einer komplett neuen Mannschaft den Bandnamen wiederbelebt und mit „Il Risveglio Del Principe“ ein neues Album vorgelegt.
Nun ist dem Klischee nach der italienische Prog – und die bisherigen Veröffentlichung von Celeste im Speziellen – nicht für exzessive Rock-Attitude bekannt, aber „Il Risveglio Del Principe“ dürfte selbst den entspanntesten Prog-Freunden ein wenig ZU pastoral und harmonieverliebt sein. Viel Mellotron, Flöte und Akustikgitarre sorgen für ein grundsätzlich sympathisch-organisches Klangbild, aber um ehrlich zu sein hat das Endergebnis mit Progressive Rock oder auch nur Popmusik trotzdem nicht viel zu tun. Tendenziell kein Problem, ein Anthony Phillips schafft es auch, mit durchweg ruhiger und unaufgeregter Musik ohne Rock/Pop-Elemente progressive Meisterwerke zu erschaffen. In dieser Liga spielen Celeste aber leider nicht, weder qualitativ noch stilistisch. Unkonventionelle Songstrukturen, komplexe Arrangements, atmosphärische Wechsel oder verzwirbelte Melodielinien gibt es hier nämlich nicht zu hören. Jeder einzelne Song folgt relativ simplen Harmonien, die Soli sind allesamt eher auf Schönklang gebürstet und die (wenigen) Vocals bedienen leider auch noch alle Italo-Schlager-Klischees. Von „RPI“-Schwergewichten wie PFM, Banco oder Le Orme sind die flachen Melodielinien von „Il Risveglio Del Principe“ meilenweit entfernt. Das bedeutet leider unterm Strich, dass Celeste in ihrer aktuellen Inkarnation eher nach entspannter Fahrstuhlmusik zwischen Easy-Listening-Jazz und Kreuzfahrtreisendokumentations-Soundtrack klingen als nach einer legendären Symphonic-Prog-Band.
Das macht es nun auch schwer, das Album irgendeiner Zielgruppe zu empfehlen. Wer Musik sucht, um Opas Diashow vom Sizilien-Urlaub 1977 zu digitalisieren oder wem Anthony Phillips immer noch zu kantig komponiert, findet hier vermutlich das perfekte Album. Der durchschnittliche Whiskey-Soda-Leser wird aber hiermit nichts anfangen können – genau wie der Rezensent. Zu beziehen bei den Import-Spezis von Just For Kicks.