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The Bearer Of Bad News

‚With the voice of the lord ringing in his ears / and the note to his wife that confirmed his fears / he sat down on the edge of the bed / read the letter again to see who’d sent it / but it was signed ‚forever yours‘.‘

Wendell Walker

Geheult habe er wie in Jahren nicht, gesteht Kyle Morton, seines Zeichens Leadsänger der Band Typhoon. Polarnächte schwebten ihm vor, kleine, spärliche Feuerstellen, Selbstentfremdung und Einsamkeit. Er schreibt vom Verlust eines Glaubens an die Musik, vergleichbar mit dem an den Weihnachtsmann. Und darüber, wie dann plötzlich ein Album kommt und diesen Glauben wieder neu entfach und das drohende Versteinern des Herzens verhindert. Es ist das Vorwort zu einem jener Alben. Das Vorwort einer scheinbaren Apposition: „Andy Shauf, The Bearer Of Bad News“.

Dabei kocht auch dieser Andy Shauf lediglich mit Wasser. Na gut, er kann auch Klarinette. Aber das, was den Einsiedlerpop des kanadischen Songwriters so ungemein besonders macht, ihn von den Ergüssen seiner Brüdern und Schwestern im Geiste abhebt, ist das Gewöhnliche. Androgyn und irgendwie etwas schlaftrunken klingt Shaufs Tenor, aus der Zeit gefallen die Instrumentierung. Keine ambitionierten Arrangements, keine protzigen Effekte, kein widernatürlicher Hall, keine transzendental anmutenden Sujets. Aufgenommen über die Dauer von vier Jahren im behelfsmäßigen Tonstudio im Keller seiner Eltern in Regina, Saskatchewan. Es sind Songs aus der ländlichen Semi-Enöde, aus einem Kosmos, in dem nicht viel geschieht. Dennoch schafft es Andy Shauf immer wieder, sich an einen Punkt zu spielen, an dem er die Rampe nehmen um sich unter aufwallendem Orchestralismus im Pathos der kleinen Dinge verlieren könnte. Doch er ist sich selbst genug, kurvt sanft an diesen Rampen vorbei und tut damit genau das Richtige.

Wo Andere also gequält mit den Schwingen fuchteln, schreibt Andy Shauf lieber einen Song, die Ruhe und den Reichtum zu entdecken, die allem innewohnen. Die kleine Geschichte zu erzählen, die hervor will. Und wenn er trotzdem mal nicht schlafen kann, singt er von dem, was er täte, wüsste er als Lyriker nicht was Besseres:

‚When I close my eyes / I’m not falling asleep / I am opening drawers / I am sifting through papers.‘

Wie er dies singt, erinnert er an Kollegen wie Ben Kweller oder Chris Garneau. Nur haben die offenbar keine Zeit für solch liebevolle Klavier-Vorspiele nach Hausmacher-Art, wie Shauf sie seinen Stücken gern vorausschickt.

Die meisten Erscheinungen nennen sich einfach nur „Album“. ‚The Bearer Of Bad News‘ aber kann auch eines sein: Mit Sepia-Note und Seidenpapier, mit Staub und mit Eselsohren. Und vielen, vielen Geschichten, die beim Blättern zum Leben erwachen.

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