|

Hear You

Die Genrebezeichnung ‚Post Rock‘ wird verwendet, wenn die Muster des Rocks nicht mehr greifen. Zu beobachten beim instrumentalen Rock, bei dem in den Neunzigerjahren Indierockbands auf Gesang verzichten und damit aus dem Raster der klassischen Rockmusik fallen. Im Aufbau der Songs entsteht durch den fehlenden Gesang eine Lücke, die mit längeren Riffs oder zusätzlichen Keyboardmelodien gefüllt wird, die bestehende Genreschublade passen nicht mehr und neue Genrebezeichnungen werden gebildet. Verwirrend wird es, wenn Bands, die vorher instrumentale Stücke gespielt haben, wieder auf Gesang zurückgreifen oder experimentelle Elemente einfließen lassen. Deswegen passt die Bezeichnung ‚Instrumental Rock‘ nicht, sondern ‚Post Rock‘, unter dessen Mantel hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Menge Bands gesammelt.

Unter ihnen: Toe aus Japan, deren Post-Rock-Eigenschaften in den Songs aus der Verwendung von nicht verzerrten Gitarrenriffs, jazzigem Schlagzeug und repetitive Melodien bemerkbar werden. Durch die Abweichung einzelner Töne in einer Wiederholung der Melodie wird vermittelt, dass die Band nicht auf künstliche Loops setzt. Dennoch werden Keyboards, Samples und Beats benutzt, die die künstliche Tonerzeugung unterstreichen. Damit entsteht ein Spiel von Natürlich- versus Künstlichkeit, das ebenfalls bei der Instrumentenwahl gespielt wird. Wurde auf den Vorgängeralben meistens die E-Gitarre in den Songs verwendet, wird auf dem dritten Album mehr zur Akustikgitarre gegriffen, deren Seiten gezupft und selten geschrammelt werden. Der Wechsel findet ebenfalls bei den Tasteninstrumenten statt, da sich Keyboard (mit künstlichen Tönen) und ein Klavier abwechseln. Hinzu kommen Soundelemente, die durch einmalig auftretende Samples verstärkt werden.

Auf dem Album befindet sich eine Minderheit von Songs mit Gesang. Dieser ist mal mit einer weiblichen und einer männlichen Stimme besetzt und gibt durch seine ruhigen Art den Stücken einen Hauch des Dream Pops – eine weitere Facette der Band. Im Song ‚Time Goes‘ wird auf den Sound eine elektrischen Orgel gerappt, während Beats fehlen. Die Beats kommen erst im darauffolgenden Song, der das musikalische Thema des Vorgängerstücks fortführt, anstatt des Sprechgesangs wird in dem Stück gesungen. Damit zeigt sich ein weiteres mal, dass Toe mit Widersprüchen spielen und dabei experimentelle Wege gehen. Diese fallen im Gesamtkonzept nicht auf, da ‚Hear You‘ auf Betrachtungsabstand melodisch Songs mit einer zu ruhigen Art tendierenden Songs offenbart.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar