SWEDEN ROCK Festival Review Part 2 – Headbanger statt Pippi Langstrumpf in Südschweden
Die Festivalreise unseres Redakteurs Andre geht weiter. Nach dem Metalfest in Pilsen zieht es ihn in den hohen Norden. In diesem zweiteiligen Review berichtet er von seinem ersten Besuch auf dem Sweden Rock Festival. Hier nur der zweite Teil des Berichtes. Den ersten Teil könnt Ihr hier nachlesen.
Tag 3:
War es in den letzten beiden Tagen auf dem Sweden Rock südländisch heiß, zeigen sich heute ein paar Wolken am Himmel über dem Festivalgelände. Auch am dritten Tag läuft der Einlass reibungslos. Bei der üblichen Durchsuchung wird kein Unterschied zwischen Headbanger und Metalqueen gemacht. Männliche Ordner tasten die Damen ab und umgekehrt. Sehr ungewohnt ist es, dass Klappstühle auf das Festivalgelände mitgebracht werden dürfen.
Bevor es jedoch zur Zeltbühne geht, will die Sucht befriedigt werden. Seinen Nikotinhunger auf dem Sweden Rock Festival zu stillen ist jedoch nicht so einfach. Seit 2019 gibt es in Schweden sehr strenge Gesetze zum Schutz der Nichtraucher. Dies bedeutet: Auf dem gesamten Gelände herrscht Rauchverbot. Lediglich fünf kleine Ecken sind als Raucherzonen ausgewiesen. An sich eine gute Idee und eine Überlegung wert, endlich mit dem Rauchen aufzuhören.
Nach der Kippe geht es zur Rockklassiker-Stage, der Zeltbühne. Es ist dem Redakteur bis heute nicht bekannt, aus wem die „Rockklassiker Allstars“ bestehen. Sind es allesamt Moderatoren des gleichnamigen Radiosenders? Wie auch immer, die Band bringt das Zelt mit ihren Coverversionen von Iron Maiden bis Metallica zum Kochen. Mit „The Final Countdown“ wird das Set standesgemäß beschlossen.
Auf dem Weg zur Rockstage gibt es einen kleinen Hindernislauf durch die mitgebrachten Besucherstühle. Amaranthe hat zwei Tage vor ihrem heutigen Auftritt bekanntgegeben, dass Growler Henrik Englund Wilhelmson die Band aus familiären Gründen verlassen hat. Natürlich ist die Spannung groß, wer Henrik ersetzt.
Samy Elbanna, Sänger der finnischen Thrash-Band Lost Society, hat sich das Repertoire von Amaranthe wohl in kürzester Zeit draufgeschafft und kann gemeinsam mit Elize Ryd am Mikrofon überzeugen. Die um diese Zeit eingesetzte Pyrotechnik kommt angesichts der Helligkeit nicht wirklich zum Tragen.
[ngg src=“galleries“ ids=“84″ display=“basic_slideshow“]Es bleibt noch etwas Zeit für ein hopfenhaltiges Kaltgetränk, bevor es zur Mainstage geht. D-A-D, früher bekannt als Disneyland After Dark, gibt sich die Ehre. Kein Wunder, dass die Bühne entsprechend gestaltet ist. Drummer Laust Sonne sitzt mit seinem Set in der Kulisse eines Kinderkarussells. Die dänische Rockband kann nicht nur die erwachsenen Besucher überzeugen. Das Sweden Rock Festival wird ausdrücklich als Familien-Festival angepriesen. So befinden sich zahlreiche Kinder, natürlich mit entsprechenden Gehörschutz, vor dem Wellenbrecher.
Für die Minderjährigen wird neben der Musik auch ein breitgefächertes Programm angeboten. Zahlreiche Spielmöglichkeiten laden zum Mitmachen ein. Auf dem Weg in den Pressebereich geht es am Autogramm-Zelt vorbei. Amaranthe hat zur Signing-Session geladen und die Schlange steht gefühlt bis Stockholm.
Während Saxon konkurrenzlos eine hervorragende Show auf der Festivalstage spielen kann, muss sich etwas später Ross the Boss auf der Sweden Stage gegen das Heimspiel von The Hellacopters behaupten. Alte Manowar-Klassiker gegen schnellen, melodischen Hard- und Sleazerock. Das Ergebnis geht knapp für die Schweden aus.
In Flames wurden für den dritten Tag als Headliner gebucht. Die Show auf der Mainstage beginnt mit 25 Minuten Verspätung. Die Crowd nimmt diese Verzögerung mit nordischer Gelassenheit hin und jubelt frenetisch, als die Band die Bühne betritt. Die Schweden liefern ein solides Set an diesem Abend. Lediglich die Strobo-Effekte treiben die Kamera zur Schwerstarbeit. Als Versöhnung für die Verspätung, welche nicht ganz reingespielt wird, gibt es ein großes Feuerwerk zum Abschluss des Auftritts.
[ngg src=“galleries“ ids=“85″ display=“basic_slideshow“]Tag 4:
Es geht auf die letzte Meile. Das hervorragend arbeitende Presseteam vom Sweden Rock hat eine Mail geschickt. Das Management von Social Distortion möchte alle Fotos vom Auftritt sehen und genehmigen, bevor diese veröffentlicht werden. Dies ist mittlerweile normal bei manchen Stars und sorgt unter den Fotografen nur noch für ein Schulterzucken.
Auch heute gibt es wieder einige Heimspiele auf den Bühnen in Sölvesborg. The Halo Effect besteht aus ehemaligen Mitgliedern von In Flames. Obwohl die Band erst 2020 gegründet wurde, kann die Formation mit ihren zehn Tracks, allesamt Live-Debüts oder Welt-Premieren, die Crowd vor der Mainstage überzeugen.
Es wird Zeit für einen Blick über das Festivalgelände hinaus. Dieses liegt direkt am Meer, das zum Baden einlädt. Trotz der etwas kühlen . Ob das Getränk dadurch länger kühl bleibt, ist nicht bekannt.
Auf dem nahen Campingplatz Norjeboke fällt eine Künstlerin auf, welche ihren Wohnwagen bemalt. Sie erklärt, dass sie das Kunstwerk immer während der Festivals erweitert. Die Konzerte sind ihr nicht so wichtig, sie ist nur sehr selten im Infield zu finden. Ein Bild von ihrer Arbeit findet Ihr in der Galerie.
Und dann ist es soweit. Der erste Regen fällt in Sölvesborg. Das Wetter war in den letzten Tagen immer mal wechselhaft zwischen heiß und kalt, gerade in den Abendstunden. Aber zumindest drohte kein Tod durch Ertrinken wie vor wenigen Tagen in Tschechien. Da sich der Regen nur als kleiner Schauer entwickelt, geht es lebenderweise zu den weiteren Acts.
[ngg src=“galleries“ ids=“86″ display=“basic_slideshow“]Social Distortion entern die Festivalstage. Viel Zeit für den Auftritt bleibt allerdings nicht. Nach den üblichen drei Fotosongs werden die Beine in die Hand genommen und es geht zur kleinen Silja-Stage. Rage hat hier längst nicht so viel Platz wie im Amphitheater von Pilsen, kann die Meute vor der Bühne aber komplett mitreißen.
Auch heute ist es unmöglich, alle gesehenen Bands detailliert zu beschreiben. Guns N‘ Roses wurde für den letzten Festivaltag als Headliner gebucht, kann aber nicht wirklich überzeugen. Der Platz vor der Mainstage leert sich nach und nach sichtlich. Auch für den Verfasser dieser Zeilen wird es Zeit sich auf den Weg zu machen. Anmerkung des Redakteurs: Da den Fotografen das fotografieren der Band verboten wurde, gibt es keine Fotos von dem Auftritt.
Mit dem Sweden Rock Festival geht die Reise erst einmal zu Ende. Beide Veranstaltungen, Metalfest und Sweden Rock, könnten unterschiedlicher nicht sein und haben ihren eigenen Charme. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass diese kleine musikalische Reise eine Wiederauflage erlebt …
Text und Photo Credit: Andre Schnittker
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