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METALFEST PILSEN – Es darf wieder gerockt werden! Review Part 2

Unser Redakteur Andre besucht schon seit vielen Jahren das Metalfest in Pilsen. In diesem Jahr war er zum ersten Mal für Whiskey-Soda vor Ort. Seine Eindrücke von seinem ersten Festival in diesem Jahr schildert er im zweiteiligen Review.

Festivaltag drei: ausschlafen!

Da der alte Mann bekanntlich kein D-Zug ist, wird heute erst mal ausgeschlafen. Der gestrige Tag steckt noch etwas in den Knochen, aber die Sachen sind wieder trocken.

Majestica um Sänger Tommy Johansson stehen auf der Bühne und liefern einen tollen Auftritt. Allerdings werden trotz lauter Forderungen aus dem Infield keine Songs von Sabaton gespielt. Johansson ist Gitarrist bei der Band. Angeblich kennt der Sänger die Texte nicht.

Ein Hungergefühl macht sich breit, also ab auf die Fressmeile, welche für jeden Geschmack etwas zu bieten hat. Die Preise für die Speisen liegen etwas unter dem gewohnten deutschen Niveau. Heute ist es endlich Zeit, mal wieder die leckeren Reibekuchen zu essen. Enttäuschung macht sich breit, da diese nicht mehr mit Speckwürfeln angeboten werden.

Doro hat mittlerweile die Bühne geentert und liefert gewohnt gut ab. Zu ihrer Version von „Breaking The Law“ meint ein Trottel, er müsse mal was völlig neues machen. Also ab auf den Flutlichtmast, sich von der Menge bejubeln lassen, runtersteigen, abgeführt werden. Sehr originell. Doro ist mittlerweile bei „Für immer“ angekommen, welches sie dreisprachig singt. Sie ist und bleibt einfach eine Rampensau. Immer wieder verlässt sie die Bühne und nutzt die halbrunde Fläche davor, um wie ein losgelassenes Raubtier zu agieren. Ihre Power überträgt sich nahtlos auf das Infield, die Stimmung ist einmal mehr grandios. Im Foto-Graben gibt es viele fragende Gesichter, als ca. 15 Damen mittleren Alters nacheinander als Crowdsurfer auf die Füße gestellt werden. Man ist sich schnell einig, es muss sich um einen Kegelclub handeln, welcher eine Wette verloren hat. Geht ja gar nicht anders. Auf jeden Fall eine starke Aktion.

Running Wild beschließt als Headliner den heutigen Tag. Schon mit den ersten Tracks zeigt sich, dass der Veranstalter die Band zurecht als Höhepunkt gebucht hat. Sänger und Gitarrist Rock ‘n‘ Rolf ist ausgesprochen gut drauf und verzichtet auf zu viele Ansagen zwischen den Songs. Auch heute sorgen Flammensäulen dafür, dass die arg gebeutelte Nase sich nicht erholen kann. Nach dieser guten Show wird es Zeit für ein Absackerbier. Währenddessen leert sich das Venue. Trotz eines Nadelöhrs am Eingang erfolgt der Rückzug geordnet und problemlos.

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Festivaltag 4: Endspurt!

Noch auf dem Campground erscheint in den Sozialen Medien eine News. Within Temptations Sängerin Sharon del Adel ist etwas angeschlagen, daher muss die geplante Autogrammstunde mit ihr entfallen. Die Show jedoch soll planmüßig über die Bühne gehen.

Es ist arg schwül, als das Amphitheater erreicht wird. Während Victory im Hintergrund scheinbar eine gute Performance bietet, wird das Sitzkissen auf einem freien Platz drapiert. Eine weitere News erscheint in der Facebook-App. Ein Mitglied von Ensiferum hat ebenfalls mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und muss den Auftritt in Pilsen absagen. Als Ersatz wird Elvenking den Slot füllen. Sowohl der schnellen Kommunikation als auch dem schnellen Umplanen seitens des Veranstalters gebührt ein großes Lob. Heute ist der Flutlichtmast durch die Security gesichert. Wer da hoch will, benötigt sehr gute Argumente, um an den großen Jungs vorbei zu kommen.

Gyros mit Nudeln ist heute angesagt. Zugegeben, die Mischung ist etwas ungewöhnlich, schmeckt aber fantastisch. Beim Zurückkommen gleicht das Infield einem Tollhaus. Während das Night Flight Orchestra seine Songs spielt, findet sich gefühlt das halbe Amphitheater in Polonaisen wieder, die durch das weite Rund ziehen. Wer etwas fußfaul ist und die vielen Treppen scheut, beteiligt sich an diversen Circle Pits oder beweist sich einmal mehr als Crowdsurfer. Hier ist Party pur angesagt.

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Während Elvenking als vollwertiger Ersatz für Ensiferum punkten kann, steigt die Spannung. Gloryhammer hat sich 2021 von Sänger Thomas Winkler getrennt und ihn durch Sozos Michael ersetzt. Es ist immer schwer, wenn es am Mikrofon einen Wechsel gibt. Zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass die Entscheidung nicht immer zum Guten ausfällt. Doch vor dem Auftritt wird noch schnell die Spültoilette aufgesucht. Für 40 Cent eine gute Alternative zu den zahlreich vorhandenen Dixis.

Schon in den ersten Minuten zeigt sich, dass die Auswahl des neuen Sängers ein Volltreffer ist. Michael agiert ähnlich auf der Bühne wie der ehemalige Sänger. Auch die Show hat sich nicht groß verändert. Für Fans der Band gibt es also keine großen Überraschungen. Dass es davon sehr viele im Infield gibt, zeigen die zahlreichen Plastikschwerter im Publikum, die permanent in den Pilsener Himmel gereckt werden. Gloryhammer liefern ein solides Set in der Tschechischen Republik.

Nachdem auch die finnischen Power-Metaller von Sonata Arctica einen hervorragenden Auftritt abgeliefert haben, geht es in die Umbaupause für Within Temptation, den Headliner des letzten Festivaltages. Zeit, mal mit den Leuten zu quatschen. Es zeigt sich schnell, dass alle dieses Festival herbeigesehnt haben. Niemand hat hier Angst vor dem Virus oder trifft besondere Vorsichtsmaßnahmen. Die Leute möchten einfach nur endlich wieder wie gewohnt abrocken.

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Pünktlich betreten die Musiker von Within Temptation die Bühne. Die Organisation läuft an allen Tagen wie am Schnürchen. Die Slots werden bis auf die Minute eingehalten. Hier wird absolut professionell gearbeitet. Sängerin Sharon den Adel scheint trotz der News am Vormittag recht fit zu sein und hat scheinbar keine Probleme, auch die höheren Töne zu treffen. Dem Management nach wurde die Setlist entsprechend des Zustandes von Sharon angepasst.

Eine aufwendig inszenierte Lightshow unterstützt den Auftritt des Headliners. Das Amphitheater ist komplett gefüllt, Songs wie „Paradise“ werden lauthals mitgesungen. Zu „Stairway To The Skies“ holt die Sängerin unter nicht enden wollendem Jubel zwei Kinder auf die Bühne und sorgt für leuchtende Augen bei den Minderjährigen. Alles in allem ein sehr gelungener Auftritt von Within Temptation.

Nach zwei Jahren Zwangspause sorgt das Metalfest endlich wieder für ein ordentliches Festivalfeeling. Die Bezahlung per Chip funktioniert einwandfrei und sollte unbedingt beibehalten werden. Pilsen, wir sehen uns im kommenden Jahr!

Text und Photo Credit: Andre Schnittker

Metalfest Homepage

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