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METALFEST PILSEN – Es darf wieder gerockt werden! Review Part 1

Unser Redakteur Andre besucht schon seit vielen Jahren das Metalfest in Pilsen. In diesem Jahr war er zum ersten Mal für Whiskey-Soda vor Ort. Seine Eindrücke von seinem ersten Festival in diesem Jahr schildert er im zweiteiligen Review.

Natürlich bangt man bis kurz vor Beginn des Festivals. Sollte es nach zwei Jahren endlich wieder stattfinden? Die Bilder des Veranstalters in den Sozialen Medien sorgen für Klarheit. Die Infrastruktur wächst, die Bühne wird aufgebaut. Zeit, die Klamotten zu packen und den Wohnwagen anzuhängen.

Das erste Ziel ist ein Campingplatz etwas außerhalb von Pilsen. Idyllisch an einem See namens Velky Bolevecky rybnik gelegen, bietet dieser mit Strom und sauberen Duschen einige Annehmlichkeiten für einen Metalhead Mitte 50. Diese Annehmlichkeiten wissen auch viele andere Fans der Rockmusik zu schätzen. Zahlreiche schwarz gekleidete Menschen, überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, kreuzen ständig die Wege.

Festivaltag eins: es geht los!

Die knapp vier Kilometer bis zum Festivalgelände sind auch dank Straßenbahn recht gut zu bewältigen. So trifft der Verfasser dieser Zeilen überpünktlich im Amphitheater Lochotin ein. Der Tausch Ticket – Bändchen geht reibungslos und schnell über die Bühne. Der Veranstalter hat in diesem Jahr erstmals das bargeldlose Bezahlen eingeführt, somit ist der obligatorische Armschmuck mit einem Chip ausgestattet. Diese Methode bewährt sich schon beim ersten Bierkauf, welcher schnell erledigt ist. Wie schon in der Vergangenheit treten die Bands nacheinander auf einer Bühne im Rund des Amphitheaters auf.

Der Donnerstag sorgt mit acht Bands, unter anderem Suicidal Angels, Evergrey, Bloodbound und Kreator für mächtig Abwechslung. Zwischen Power Metal und Thrash wird hier einiges geboten. Der Keyboarder der russischen Melodic-Metal-Band Amalgama trägt während des Auftritts eine Clownsmaske. Bei diesen Temperaturen durchaus eine schweißtreibende Angelegenheit.

Neben Bloodbound sind die Thrasher von Kreator die Headliner. Letztere sorgen mit einer imposanten Beleuchtung und Pyro-Effekten für ordentlich Bewegung im Infield. Den ganzen Tag über hat die Security im Graben alle Hände voll zu tun, die zahllosen Crowdsurfer aus der Menge zu fischen.

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Festivaltag zwei: heiß!

Schon früh deutet sich an, dass es sehr sonnig und heiß werden soll. Der Sunblocker ist also oberste Pflicht, um nicht zu verbrennen. Heute geht es etwas später los, schließlich erledigt sich die Redaktionsarbeit nicht von alleine.

Pünktlich zu Tri State Corner wird das Infield erreicht. Trotz der späten Ankunft gibt es noch genug freie Sitzgelegenheiten auf den Rängen im Amphitheater. Tri State Corner ist bereits 2019 auf dem Metalfest aufgetreten und kann mit ihrem Bouzouki-Metal wieder einmal überzeugen. Sänger Lucky macht heute eine Doppelschicht und wechselt bei der nächsten Band das Instrument. Neben seinem Job als Sänger ist Lucky der Schlagzeuger von Rage.

Peavy, Bassist und Sänger der deutschen Power-Metal-Band Rage zeigt sich in absoluter Höchstform. Die beiden 2020 hinzugekommenen Saitenspieler Stefan Weber und Jean Bormann werden scheinbar nach Kilometern bezahlt. Die beiden nutzen die große Fläche vor der Bühne und rennen ständig spielenderweise zu den Fans vor dem Wellenbrecher. Das Publikum ist einmal mehr begeistert.

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Es ist immer wieder ungewöhnlich, wenn eine deutsche Band in einem Land wie der Tschechischen Republik in Landessprache singt. Saltatio Mortis ist das beste Beispiel, dass dies funktioniert. Songs wie „Wo sind die Clowns“ oder „Für immer jung“ werden aus nahezu allen Kehlen lauthals mitgesungen.

Trotz Sunblocker und mehrmaligem eincremen verwandelt sich die Nase des Redakteurs in ein Stück Holzkohle. Im Infield nimmt die Meute dankbar die Duschen aus einem Strahlrohr der Feuerwehr an. Immer wieder gibt es Ansagen auf Tschechisch, Englisch und Deutsch, dass die Besucher sich ausrechend mit Flüssigkeit versorgen und schattige Plätze aufsuchen sollen. Abgesehen davon, dass es letztere nur in sehr geringen Maßen gibt, muss man die Fürsorge des Veranstalters positiv erwähnen.

Während Battle Beast die Bühne bespielt, wird es Zeit für ein erstes Bier. Mit ca. 2,43 Euro ist der halbe Liter im Vergleich zu deutschen Preisen mehr als erschwinglich. Ein Gast des Festivals sucht sich seine fünf Minuten Ruhm, indem er verbotenerweise über eine Absperrung klettert und auf einen ungefähr 20 Meter hohen Flutlichtmast steigt. Zwar wird er von der jubelnden Menge angefeuert, nach seinem Abstieg jedoch von den Sicherheitskräften abgeführt. Ob es das Wert war, sei dahingestellt.

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Chris Bay, Sänger und Mastermind von Freedom Call, erzählt, dass die Show in Pilsen für eine DVD aufgezeichnet wird. Angesichts der Stimmung im Amphitheater mag dies nicht die schlechteste Idee sein. Die Band und die Masse verbinden sich zu einer Einheit, Metal ist eben doch „for everyone“.

Es wird Zeit für den Headliner des zweiten Festivaltages.  Eluveitie bietet eine imposante Show. Neben Nebel und guten Lichteffekten steigen immer wieder hohe Flammensäulen in den Nachthimmel. Obwohl sie recht weit vom Bühnengraben entfernt stehen, strahlen diese eine enorme Hitze ab. Die bereits arg strapazierte Nase scheint sich nun in Staub zu verwandeln.

Pünktlich nach der obligatorischen „three songs, no flash“-Anweisung für die Fotografen im Graben öffnen sich dann alle Schleusen. Ein Gewitterschauer epischen Ausmaßes erreicht das Amphitheater. Es wird Zeit, das wertvolle Fotoequipment in Sicherheit zu bringen. Also werden die Beine in die Hand genommen, um eines der zahlreichen Taxis am Eingang zu erwischen. Man hat zwar das Gefühl, dass die Fahrer die Preise würfeln  -die Fahrt am ersten Tag hat nur die Hälfte gekostet – aber das wichtige Ziel, den Campingplatz halbwegs trocken zu erreichen, wird geschafft.

Text und Photo Credit: Andre Schnittker

Metalfest Homepage

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