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Phantom Antichrist

2012 werden 30 Jahre Thrash Metal zelebriert. Holy Moses, Tankard, Destruction, Sodom viele weitere Acts und natürlich Kreator haben diese drei Dekaden maßgeblich geprägt. Die Mannen um Mille und Ventor sind auch ohne große Pause seit Anbeginn dabei und präsentieren dieser Tage ihr 13. Studioalbum „Phantom Antichrist“ (Nuclear Blast). Die Erwartungen sind nichts besonders groß, da Kreator sich noch nie einen Ausrutscher – vielleicht bei „Endorama“ – geleistet hat. Also wird auch Opus Nummer 13 den typischen Thrash Metal offerieren, den die Jungs seit „Violent Revolution“ spielen: aggressiv, melodisch, im gewohnten Sound mit Milles so lieb gewonnenem Gekeife.

Genauso kommt es auch. Was sofort ausfällt ist der bombastische, zeitgenössische, aber sehr glatte und polierte Sound, der in dieser Form von Kreator nicht erwartet werden konnte Das erste UPPS! Das zweite UPPS sind die übermelodischen Gitarrenharmonien, die ständig um einen herumfliegen, besonders bei den Refrains, die dadurch von Pathos nur so triefen. Jetzt stellt sich die Frage, wie geht man mit diesen beiden Neuerungen um. Finde man sie gut, oder ist das ein zu großes Zugeständnis an aktuelle Trends, besonders nach der von so viel Ballast befreiten „Hordes of Chaos“. Nach acht bis neun Durchgänge, vorwärts und rückwärts ist ein „Ist okay. Kann man mit leben.“ durchaus gerechtfertigt.

Zu viel Midtempo anstatt roter Drehzahlbereich

Im Detail heißt das: Ein esotherisches Intro geht in den Titel-Thrasher über, der wuchtig aus den Lautsprecher schmettert. Guter Auftakt. Typisch Kreator. Und weiter geht es im rasanten Tempo mit „Death to the World“ und einem gelungenen Midtempo-Riff. „King in Heaven …“ meets Accept-Chöre, das ist „From Flood into Fire“ und eher ein Tiefpunkt, auch wenn zwischendurch ordentlich getrasht wird. „Civilization Collapse“ ist wieder herrlich stürmisch. Da wünscht man sich doch glatt eine Headbanger-Matte. „United in Hate“ hisst die Flagge des Hasses ein weiteres Mal und versprüht eben solchen zu Hauf.

„The Proud, the Few, the Broken“ plätschert ein wenig mit einem extrem rockigen Soli im Midtempo-Bereich dahin. Irgendwie ist der Song zu theatralisch. „Your Heaven My Hell“ zieht den Karren zwar nicht aus dem Dreck, ist aber ganz originell mit dem Spoken Words-Intro-Part. „Victory Will Come“ rettet mit typischem Kreator Thrash zum Ende hin das Niveau, bevor das sehr pathetisch anmutende „Until Our Paths Cross Again“ eine gute, aber wirklich nur ein „gute“ KREATOR-Scheibe beendet.

Absteigende Tendenz oder Konsolidierung

„Phantom Antichrist“ kann sich nicht mit „Violent Revolution“ messen, sondern pendelt sich im KREATORischen Mittelmaß ein, von dem aber viele Thrash-Bands nur träumen können. Trotzdem sind mir die neun Songs zu melodisch und zu wenig thrashig, zu wenig bodenständig. Richtige Begeisterung kommt nur selten auf, obwohl man eingestehen muss, dass Kreator neue Sachen ausprobieren. Bleibt zu hoffen, dass diese Anzeichen, zusammen mit den extrem lauen Auftritten beim Thrashfest in Hamburg und Hannover, keine absteigende Tendenz beinhalten.

Homepage von Kreator

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