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Virus

Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Aquarius“ vor (erst) zehn Jahren haben die englischen Progressive-Metaller Haken eine beeindruckende Karriere mit nur einer Richtung hingelegt. Nach oben. Während die Band seit ihren Anfangstagen eigenständiges Songwriting und hohe Musikalität kombiniert, hatte das Sextett mit dem letzten Album „Vektor“ ein neues Level erreicht. Man hatte sich ein wenig in Richtung Metalcore bewegt, war allgemein „härter und kantiger“ geworden und hat schlicht und ergreifend beeindruckend sein Standing als absolute Top-Band der neueren Prog-Welle bestätigt.

Der Titel des neuen Albums „Virus“ (InsideOut Music) stand schon lange vor der Corona-Krise fest, entbehrt aber nicht einer großen Ironie. Die Band knüpft nicht nur konzeptionell an „Vektor“ an, sondern bietet mit „Prosthetic“ auch einen Titel, der einen Übergang zwischen beiden Alben darstellt und institutionellen Missbrauch thematisiert. Derbe sind die Riffs und Drums zu Beginn der Platte, die grandios mit Ross Jennings verzerrten Vocals das Thema des Songs verkörpern. Dann ein spektakulärer Chorus. Wow, was für ein Einstieg. „Invasion“ knüpft beim gleichen Zweiklang an. Jennings warme, ausdrucksstarke Stimme und eine „holprig-charmante“ Taktart scheinen zunächst sperrig, entfalten aber mit jedem hören einen größeren Reiz.

„Carousel“ beginnt als wohlig-warme Ballade, aber bei dieser Band hat dieser Eindruck natürlich seinen Haken. ‚Tschuldigung. Wortspiel. Es ist ein komplexer Song von über zehn Minuten und er entfaltet eine Bedrohlichkeit, die schier greifbar ist. Auch wenn sehr hübsche Spielereien am Keyboard eingebaut sind. „Canary Yellow“ ist eine opulente Artrock-Ballade von traumwandlerischer Eleganz.

Und dann ist da natürlich das Kernstück des Albums. Der 17-minütige Fünf-Akter „Messiah Complex“, mit überdeutlichen, überragenden Reminiszenzen an „The Mountain“ und dessen ehrerbietenden Verbeugung an Gentle Giant. Die Suite alleine bietet mehr zu entdecken als manch anderes Album insgesamt. Haken sind und bleiben Haken. Verspielt, charmant, aber vor allem verdammt eigenständig. Und eine der besten Bands des Genres. Spielend.

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