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If/When

Da haben es die New-Jersey-Progger (?) The Tea Club doch tatsächlich geschafft, bislang erfolgreich vor diesem Rezensenten zu verstecken, obwohl „If/When“ bereits das fünfte Studiowerk der Band darstellt. Wie dem auch sei, ab sofort stehen die Jungs definitiv auf der „Geilomat“-Liste.

„If/When“ ist, kurz gesagt, moderner Artrock mit Folk-, Alternative- und Prog-Einflüssen. Ein wenig Leprous hört man bisweilen heraus, aber auch Neunziger-Britpop, klassischen Prog, Smashing Pumpkins, Elbow, Jane’s Addiction, Porcupine Tree (prä-Metal), Queen, die Spätneunziger-Phase von Marillion und sogar den jungen Elton John, 10 CC und Supertramp. Was hingegen komplett fehlt, sind Metal-Elemente: und das ist auch gut so. Denn für sinnlose Kraftmeierei und Tausendmal-Gehört-Riffs sind The Tea Club einfach zu, nun ja, gut. Ob sie nun im Opener ‚The Way You Call‘ zerbrechlichen Singer-/Songwriter-Folk präsentieren oder im folgenden ‚Say Yes‘ mit Bombast und überschwänglicher Exzentrizität in den Fußstapfen von „Queen II“ wandeln, The Tea Club agieren mit einer Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit, die wahrhaft erstaunlich ist. Speziell Sänger Dan McGowan muss hier erwähnt werden, der mit enormer stimmlicher Reichweite und trotz vieler Ausflügen ins Falsett jederzeit das Geschehen dominiert und im Gegensatz zu vielen Kollegen auch in jeder Lage kraft- und gefühlvoll klingt.

In der ersten Hälfte des Albums fasst sich die Band eher kurz und präsentiert Songs wie die eingängige Ballade ‚If I Mean When‘ oder das folkige ‚Came At A Loss‘, bei dem es fast unmöglich ist, nicht zumindest ein wenig an Roger Hodgson zu denken. Lediglich das düstere ‚Rivermen‘, das akustisch mit Radiohead-Flair beginnt und sich in ein lärmendes Smashing-Pumpkins-meets-Tool-Finale steigert, fällt ein wenig aus dem Rahmen. Dafür gibt’s in der zweiten Hälfte mit ‚Creature‘ einen 27minütigen Longtrack, der so ziemlich alle Prog-Klischees aus dem Fenster wirft. Da treffen Drone-Elemente auf Pop-Melodien, eine Oldfield-mäßige Lead-Gitarre auf noisig verzerrte Klangwände und Radiohead-Akkordwendungen auf eine Runrig-mäßige, hymnische E-Bow-Gitarrenlinie, und zum Ende wird die Melodie des Openers noch einmal aufgegriffen. Das Ganze klappt, ohne einmal den Faden zu verlieren oder gar die Essenz der Band zu verwässern. Ganz großes Kino und einer der schlüssigsten Longtracks der letzten Jahre.

Auch die Produktion ist frei von Prog-Manierismen und betont eher die Alternative-Seite der Band. Genau dieser „Schmutz“ steht dem Album aber nach einer Eingewöhnungsphase durchaus gut zu Gesicht und hilft, die Band weiter vom Genre-Standard abzuheben und trotz durchaus bekannter Zutaten komplett eigenständig und originell klingen zu lassen. Beeindruckend!

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