|

PALE – Ein aller (vor-) letztes Mal

5022 Tage ist es her, dass die Jungs von Pale ihren Abschieds-Gig gespielt haben – und es eigentlich dabei belassen wollten.

Doch „Das Leben ist schneller“, wie Frontmann Holger Kochs in einer der ersten Ansagen am endgültig (vor-)letzten Konzert der Band im ausverkauften Gleis 22 in Münster verkündet. Damit meint er insbesondere die tödlich geendete Krebs-Erkrankung von Gitarrist Christian und die schwere Diagnose seines Bruders und Schlagzeugers Stephan, die die Truppe zwar wieder zusammen, aber doch nicht gemeinsam in diesen Club geführt haben.

Als die beiden ehemaligen Mitglieder ihre Krankheiten -am selben Tag- mitgeteilt bekamen, traf sich die Band, um vor dem Unvermeidlichen noch einmal neue Lieder entstehen zu lassen. Diese wurden im letzten Jahr in Form des sehr gelungenen Albums „The Night, The Dawn And What Remains“ veröffentlicht, und ein letzter Auftritt wurde für Anfang März im Kölner Gloria anberaumt. Da diese Show sofort ausverkauft war, entschieden sich die Musiker zu einem Warm-Up in Westfalen – auch hier waren die Tickets in kürzester Zeit vergriffen. Nicht schlecht, in Zeiten, in denen zahlreiche Tourneen aufgrund mangelnder Verkäufe abgesagt werden müssen.

Chuzpe kann es wohl nennen, wenn man einen solchen besonderen Auftritt mit einer Instrumental-Nummer, zumal von der neuen Scheibe, beginnt. Apropos aktuelle Platte – „The Night“ wird tatsächlich komplett durchgespielt, und fügt sich wunderbar zwischen die Klassiker ein. Ansonsten spielen die Jungs sich konsequent durch ihre Historie, ob „Drop That Beat“, „You Wanna Be So Good“ und natürlich das unverwüstliche „Goodybye Trouble“ als Rausschmeißer. Es ist verwunderlich, wie textsicher die Fans, trotz der mehr als eine Dekade andauernden Pause, noch sind, was sie beinahe durchgehend unter Beweis stellen.

Auf der Bühne gibt es – insbesondere an den Gitarren – ein munteres Bäumchen-wechsel-dich, ob Phillipp Breuer, der erste Gitarrist der Band (fast 30 Jahre nicht dabei gewesen) oder Gastmusiker Peter Tiedeken (Ex-One Man And His Droid und aktuell Duchamp) – es herrscht ein stetiges Kommen und Gehen. Am Bass ist dafür Ex-Mitglied Hilly wieder an Bord, dem gar ein eigenes T-Shirt am Merch-Stand gewidmet ist. Am Schlagwerk verrichtet Benni Thiel von der Schrottgrenze die Arbeit und an den Tasten sitzt Jonas Gervink. Man merkt den Herren die lange Pause und die völlig neue Formation nicht an. Sie wirken passgenau eingespielt und versprühen – trotz des traurigen Hintergrundes und den Grüßen an die schmerzlich vermissten ehemaligen Wegbegleiter – eine wunderbare Party-Stimmung und grenzenlose Freude von oben, die die Gäste begeistert aufnehmen und mit fleißig Applaus belobigen.

Leider ist aber nach 100 Minuten und insgesamt vier Zugaben viel zu schnell wieder Schluss, und man verlässt irgendwie unschlüssig den Saal: Soll man froh sein, Pale noch ein letztes Mal erlebt haben zu dürfen, oder traurig, weil es nun wirklich vorbei ist? Wohl denen, die letztmals in Köln dem endgültigen Finale beiwohnen und die Lieder feiern können! In jedem Fall gelingt den Aachenern ein würdiges Comeback, das zugleich den unwiderruflichen Abgang markiert.

 

Pale bei Facebook

 

Fotocredit: Sebastian Igel

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar