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Seven Spires – Symphonic Metal mit viel Espresso


Eben noch waren sie auf den Metaldays, haben gerade ihren ersten Longplayer “Solveig“ veröffentlicht und werden schon mit Genregrößen wie Arch Enemy verglichen. Seven Spires starten durch, höchste Zeit also für uns, euch mit den netten Amis einmal näher bekannt zu machen. Gründungsmitglied und Gitarrist Jack Kosto stand uns Rede und Antwort.

Seven_Spires_Band.jpg „Die Geschichte von Seven Spires begann mit dem typischen „Junger Mann trifft junge Frau“-Szenario, in diesem Fall im Buchladen des Berklee College of Music im amerikanischen Boston. Dort trafen die Sängerin Adrienne Cowan und der Gitarrist Jack Kosto erstmals aufeinander. „Wir haben uns gleich prima verstanden“, erinnert sich Kosto und berichtet, dass Adrienne zu diesem Zeitpunkt schon einige Songs geschrieben hatte. „Sie erzählte mir von einem düsteren und theatralischem Symphonic Metal Projekt, das ihr im Kopf herumgeisterte. Ich war ganz heiß darauf, dafür Gitarre spielen zu können. Wie sich herausstellte, entwickelte sich zwischen uns eine sehr gute Songwriting-Chemie, und so war es keine Frage, dass wir gemeinsam Musik geschrieben haben.“

Schnell war für die beiden klar, dass weitere Musiker her mussten, und die junge aufstrebende Band erfuhr – wie dass oft so ist – noch einige Änderungen im Line-Up, bis schließlich Peter De Rayna am Bass und Schlagzeuger Chris Dovas dazu stießen. „Mit den beiden haben wir die richtige Mischung gefunden“, schwärmt der Gitarrist. Chris Dovas wird im Booklet zum aktuellen Album noch als „Live Drummer“ aufgeführt, und tatsächlich war er bei den Studioaufnahmen für „Solveig“ noch nicht mit im Boot. „Jetzt ist Chris absolut und ohne jede Frage der Drummer für Seven Spires, sagt Kosto. „Er kam erst dazu, nachdem wir die Aufnahmen schon abgeschlossen hatten, darum war es sein eigener Wunsch, auf der CD nur als Live Schlagzeuger betitelt zu werden. Er ist ein wunderbarer Drummer, und er wird definitiv auf unserem nächsten Album dann auch im Studio mit dabei sein. Und er ist natürlich auch bei all unseren Live-Auftritten in Aktion.“

seven_spires_jack_kosto.jpg „Das Quartett selbst bezeichnet seine Musik als „Theatrical Metal“ und stellt auf dem ersten Longplayer „Solveig“ immer wieder unter Beweis, dass es nichts von musikalischen Grenzen und Genreschubladen hält. Das Konzeptalbum erzählt von einer Reise in eine Unterwelt mit sehr bildhaften, theatralischen Passagen. „Bilder und das Visuelle sind sehr wichtig für uns“, verrät Gitarrist Jack Kosto und freut sich darüber, dass dieses „Visuelle“ auch beim Hören des Albums „überspringt“. „Es wäre großartig, wenn unsere Musik für Filme, Videospiele, Comics, Ausmalbücher oder andere Medien benutzt würde.“ Er erkärt, dass Adrienne Cowan auch orchestrale Musik arrangiert. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie einmal Filmmusik schreiben wird.“ Wer weiß also, in welche Richtung sich die Band noch weiter entwickeln wird. Vielleicht hören wir Seven Spires schon bald in einem Hollywood-Soundtrack? Ideen gibt es mehr als genug, und das Schicksal wird wohl entscheiden, welche davon als erstes das Licht der Musikwelt erblicken. Jack Kosto ist da ganz optimistisch.

„Solveig“ wurde übrigens mittels einer Crowdfunding-Kampagne finanziert. „Eigentlich war es aber mehr eine Art Vorbestellungs-System, das heißt, die Vorbesteller für die CDs, T-Shirts, Fan-Pakete und so weiter finanzierten die Pressung des Albums. Das hat noch viel besser funktioniert, als wir erwartet haben“, berichtet Kosto von der Finanzierung. Es gab viel positives Feedback für verschiedene Special Editions und Boxsets, welche die Band extra hatte anfertigen lassen. Daher stehen die Chancen gut, dass auch das Nachfolgealbum eine ähnliche Behandlung erleben wird.

Seven Spires vermischen viele musikalische Ideen zu einem stimmigen Ganzen. Alle vier Bandmitglieder begeistern sich für unterschiedliche Stilrichtungen und bedienen sich verschiedener Genres, um ihre Geschichte auf „Solveig“ zu erzählen. Der Song ‚The Paradox‘ wurde beispielsweise vom Black Metal beeinflusst, während ‚Serenity‘ eher folkig daher kommt und ‚Stay‘ oder ‚Distant Lights‘ klassischer Power Metal sind.  Sogar Rock’n’Roll, Jazz und Death Metal werden von Seven Spires verschmolzen. „Das hängt alles davon ab, was die Geschichte gerade braucht“, meint Jack Kosto, der ergänzt, dass sein eigenes Spiel von Musikern wie  Michael Angelo Batio, einem der schnellsten amerikanischen Rockgitarristen, Joe Stump oder auch Joe Satriani beeinflusst wurde. „Ich mag die Shred-Gitarristen der 80er und 90er“, verrät der Musiker. „Wir alle stehen auf Bands wie Fleshgod Apocalypse, Dimmu Borgir und Behemoth. Unser Drummer Chris ist ein Fan von Thrashbands wie Testament und Overkill, während Peter sich eher für Jazz und Klassik interessiert. Adrienne ist ein riesiger Fan der Filmmusiken von Hans Zimmer und Howard Shore. Da wir alle Musik studiert haben, fällt es uns relativ leicht, gute Musik zu würdigen, ganz gleich aus welchem Genre.“

seven_pires_adrienne_cowan.jpg „Einige der Songs auf Solveig waren zuvor schon auf der ersten EP der Band veröffentlicht worden. Kosto erklärt, dass die EP als „erster Akt“ der Geschichte zu verstehen ist, und jetzt auf dem Album finden sich eben beide Akte hintereinander. „Wir wollten damals unbedingt die EP veröffentlichen, um unsere Musik zu präsentieren und etwas hinaus in die Welt zu schicken, um unser Publikum zu finden, damit wir dann später die gesamte Geschichte in vollem Glanz zeigen konnten. Inzwischen haben wir ja auch viel mehr Erfahrungen sammeln können, wie man Songs aufnimmt und auch live spielt“. Dem Quartett hat es also gefallen, das alte Material noch einmal neu und frisch aufzunehmen und natürlich zu ergänzen. „Außerdem war jetzt Pete am Bass dabei, der damals noch nicht in der Band war. Sein Spiel hat die ganze Sache auf einen völlig neuen Level gehoben.“

Das Songwriting wird überwiegend und an erster Stelle von Frontfrau Adrienne Cowan übernommen, wobei Jack Kosto bei den meisten Tracks ebenfalls beteiligt ist. „Manchmal kam Adrienne zu uns und hatte einen wunderbaren Song wie ‚Ashes‘ oder ‚Closure‘ schon komplett fertig geschrieben“, erinnert sich der Gitarrist. „Dann gab es Momente, wo wir alle gemeinsam in ihrem Studio gesessen und gemeinsam einen Song komplett von Anfang an entwickelt haben.“  Irgendwann kommt der Moment, an dem die Sängerin und der Gitarrist nichts mehr an ihrem Werk verbessern können. Dann kommen Chris und Peter ins Spiel, welche die Songs oft noch weiter verbessern und mit ihrem eigenen musikalischen Können an ihren Instrumenten neue Aspekte hinzufügen. „Zum Ende jammen wir alle gemeinsam und spielen die neuen Stücke ein paar Mal live auf unseren Konzerten, um zu sehen, wie die Fans drauf reagieren. Man sieht also, unsere Songs entstehen ganz unterschiedlich, aber grundsätzlich erwachsen sie alle aus Adriennes Ideen.“

Mit den neuen Songs ging es ins Studio, und Solveig nahm Gestalt an. Mischung und Mastering erfolgte dann in Deutschland durch Sascha Paeth. Kosto berichtet, dass die fertigen Spuren über das Internet nach Deutschland geschickt wurden, wo sich Paeth um alles Weitere gekümmert hat. „Als er soweit war, sind Adrienne und ich nach Deutschland geflogen und haben uns mit Sascha in seinem Wolfsburger Studio getroffen“, sagt der Amerikaner. „Wir haben noch ein paar Kleinigkeiten im Mix gemacht, und Adrienne hat einige ihrer Vocals neu aufgenommen. Über Sascha kann man nur sagen, dass er ein Genie ist und es für uns eine große Ehre und Freude war, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Außerdem ist er ein toller Gitarrist! Wir hoffen, dass wir noch einmal mit ihm arbeiten können. Dann werden wir auch wieder seinen ganzen Espresso austrinken!“

Seven_Spires_live.jpg „Zur Veröffentlichung des Albums haben Seven Spires auf dem Metaldays Festival in Slowenien gespielt, von dem wir euch ebenfalls live berichtet haben. Die Band erinnert sich gerne an das Festival zurück, auch wenn die Umstände nicht die besten waren. Es war der erste Auftritt in Europa, strömender Regen und ein Stromausfall sorgten leider für einen vorzeitigen Abbruch des Gigs. Aber dennoch: „Wir haben uns riesig über die Hingabe und Begeisterung der europäischen Metal-Community gefreut, und die Fans waren super drauf. Sie standen im Wind und Regen und haben trotzdem geheadbangt und laut mitgesungen. Es war riesig. Wir hoffen, bald wieder nach Europa zurückkommen zu dürfen.“ Noch stehen leider keine weiteren Gigs in Europa oder gar Deutschland auf dem Programm, aber wir dürfen sicher sein, dass dies nur eine Frage der Zeit ist.

Seven Spires stehen für theatralischen kraftvollen Metal verschiedener Stilrichtungen. Aber was bedeutet jetzt eigentlich der Bandname? Kosto erklärt, dass man bei Bandgründung nach Namenssuche ein paar mögliche Antworten parat gelegt habe, um den Namen zu erklären: Eine Spitze / einen Turm für jede der Todsünden, die sieben Türme am Tor zur Hölle und so weiter. Und der Name selbst? „Um ganz ehrlich zu sein“, verrät der Gitarrist, „ist das der Name, der am wenigsten Scheiße klang!“

Die Band möchte sich bei allen deutschen Fans bedanken, insbesondere bei allen, die auf den Metaldays waren und allen, denen das Album gefällt und die es gelobt haben. „Wir werden uns bald wiedersehen!“ verspricht Kosto. Das wollen wir aber auch stark hoffen.

Interview und Übersetzung: Michael Buch
Fotos: Tom Hettinger / Offizielle Pressefotos

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