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In der Disko mit Metronomy

Ab 21 Uhr gleicht die Bühne des Alten Schlachthofs an diesem Freitag einer 80er-Disko: Weiße, runde Aufsteller und wechselnd bunte Beleuchtung kreieren den perfekten Boden für die in schicken weißen Anzügen gekleidete Band. Trotz der großen Aufmache bleiben Metronomy aber bescheiden wie eh und je: Keine Spur vom großen Hype und auch lahmende Routine findet man nirgends, als sie das Publikum durch ihr anderthalbstündiges Programm führen.

Die Hits tummeln sich nur so auf der großzügig gespickten Setlist. Alte Dauerbrenner wie ‚Corinne‘ nebst neuem Material wie ‚Month Of Sundays‘ geben Anlass für Begeisterung. Ob nun Band oder Publikum mehr Spaß an der Performance hat – kaum zu sagen. Das Dauergrinsen jedenfalls fällt beiden nicht von den Lippen. Verwegene Händeschnipser zum Beat, hinreißende

‚Shoop doop doop aaah‘

s bei ‚I’m Aquarius‘ und in erster Linie Bassist Gbenga Adelekans akrobatische Körperbewegungen versprühen allein beim Zusehen gute Laune und lassen kein Bein ruhig stehen.

Und die Erfolgsformel? Die ist eigentlich recht simpel. Der Auftritt besteht nicht einfach nur aus einem als Massenware ausgefertigten Best-Of-Zusammenschnitt der letzten Jahre, vielmehr ist jeder Schritt Teil eines großen Spektakels gemacht von Musikern, die aus purer Leidenschaft spielen. Da oben steht schlichtweg eine Band, die es schafft voller Freude eine Show aufrecht zu erhalten, die Ihnen jeder im Saal abkauft. Wo andernorts desöfteren exakt eines der Bandmitglieder im Fokus steht, funktioniert bei Metronomy die Show durch den Zusammenfluss der Beiträge eines jeden Bandmitglieds. Anna Prior, beim Dresdner Publikum heimlicher Star des Abends, wird umjubelt, als ihre Drums den Jungs den Takt weisen oder sie genauso gekonnt wie auf der Albumversion von Roxanne Clifford (Veronica Falls) ‚Everything Goes My Way‘ singt. Oscar Cash holt die Gitarre zu einem sehr erfrischenden Cover von ‚Here Comes The Sun‘ heraus, das dem Original in nichts nachsteht, aber eine Prise Pepp beifügt und Gbenga Adelekan hat eh schon seit Sekunde eins gewonnen – dem verwegenen Hüftschwung sei Dank.

Auf Konzerten beweist Kreativkopf Joe Mount mit seinen Weggefährten jedes Mal eindrucksvoll, dass aus heimischen Computer-Projekten mal große Taten springen können. Im Fall von Metronomy eine der authentischsten Indie-Bands dieser Tage. Eine, die ihr Publikum live vom Hocker reißt. Es braucht nicht einmal Songs wie ‚The Bay‘ oder ‚Love Letters‘ als Zugabe, um das Publikum wie wild nach einer weiteren flehen zu hören. Erst die grellen Saalleuchten holen den letzten Tanzwütigen zurück aus der Indiedisko.

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