CELLAR DARLING, ATLANTEAN KODEX & THE HU – Daniels Highlights 2019
Nummer 5
Song des Jahres
Flying Colors
Love Letter
Die AOR-Prog-Supergroup Flying Colors um Mike Portnoy und Neal Morse hat bereits zwei Alben auf ihrem Konto. Trotz voller Terminkalender aller Beteiligten ohne Ermüdungserscheinungen. Im Gegenteil, mit „Love Letter“ hauten die fünf Herren locker-flockig den wohl imposantesten Pop-Rock-Song der letzten zehn Jahre raus. Hier trifft die Leichtigkeit und das Melodiegefühl der Beatles auf den mehrstimmigen Good-Vibrations-Gesang der Beach Boys. Wundervoll!
Nummer 4
Konzert des Jahres
The Hu, Zürich @ Moods Club
2019 hatte viele Live-Höhepunkte zu bieten. Doch wahrlich zum Kochen brachten die Mongolen-Rocker The Hu das Publikum in Zürich bei ihrer ersten Europa-Tour. Der kleine Club dürfte neben den sieben Musikern mit ihren exotischen Instrumenten wohl auch einen Großteil der mongolischen Exil-Gemeinde in der Schweiz beherbergt haben. Die ansonsten zurückhaltenden Schweizer wurden schlicht und ergreifend von der Begeisterung des Abends überrollt. Die Atmosphäre mit exstatischen „Hu!“-Rufen war unbeschreiblich.
Nummer 3
Metal-Album des Jahres
Atlantean Kodex
The Course of Empire
Die bayrischen DIY-Metaller Atlantean Kodex gelten immer noch als heißer Undeground-Tipp, obwohl die Alben jedesmal für Lobgesänge sorgen. 2019 war es sechs Jahre nach dem Vorgänger wieder so weit. „The Course of Empire“ ist klassischer Heavy Metal, der sich im Referenzrahmen von Manowar, Bathory, Candlemass und Manilla Road bewegt, aber doch weit darüber hinaus geht. Der Begriff „episch“ sollte tunlichst aus Musikartikeln herausgehalten werden. Eigentlich. Denn bei Atlantean Kodex ist „episch“ nicht nur kein Schimpfwort, sondern schlicht und ergreifend die beste Beschreibung. Dieses Meisterwerk ist von bombastischer Opulenz, die Essenz von Heavy Metal.
Nummer 2
Überraschung des Jahres
Progressive-Power-Metal-Nachwuchs
Power-Metal soll tot sein? Fakt ist, daß gerade der von vielen verpönte, kitschige Power-Metal mit Bands wie Avantasia, Powerwolf oder Sabaton kommerziell auch 2019 die größten Erfolge feiert.
Erstaunlich ist da schon eher, daß die progressivere, komplexere Spielart des Genres, die für gewöhnlich tief im Underground dümpelt, es 2019 zu etlichen hervorragenden Debüt-Alben gebracht hat.
Im Frühjahr begeisterten die Finnen Silver Bullet mit ihrem Zweitwerk „Mooncult“, einem symphonisch-bombastischen Konzeptalbum. Blind Guardian und Nightwish dienen als offenbar verehrte Referenzpunkte, doch das skandinavische Quintett erschöpft sich in keinster Weise in Verehrung der klassischen Qualitäten des Genres, sondern gibt ihrem Sound mit thrashigen Elementen, wunderbar-verspielten Keyboard-Soli, Grenzgängen zum Pathos und sackstarkem Gesang eine selbstbewußte, eigene Note.
Im Frühsommer erscheint das heiße Debüt von Northtale mit „Welcome To Paradise“. Die Musiker der amerikanisch-skandinavischen Band haben sich ihre Sporen bei Namen wie Dirkschneider, Twilight Force oder Yngwie Malmsteen verdient. Das merkt man! Mit wahnwitzigen Solo-Duellen, einem Spitzensänger und einem nostalgisch geschulten Gespür für große Melodien haut die Truppe ein Hammer-Debüt raus!
Mitte Oktober dann ein dritter Genre-Höhepunkt – und erneut ein Erstlingswerk. Induction verknüpfen auf ihrem selbstbetitelten Debütanten Melodik und Pathos von Filmsoundtracks (inklusive Streichern und Chören) mit kräftigem Schwermetall (inklusive Growls und thrashigen Einlagen) auf frische, innovative Art und Weise. Sinbreed-Sänger Nick Holleman sorgt eindrucksvoll für die hohen Töne am Mikrofon und der junge, tschechische Bandleader Martin Beck für Gitarrensoli zum Verlieben. Das alles in völliger Eigenregie ohne Unterstützung eines Labels.
Nummer 1
Album des Jahres
Cellar Darling
The Spell
Der Schatten von Eluveitie war groß für Anna Murphy, Ivo Henzi und Merlin Sutter. Aber mit dem melancholischen Folk-Prog-Konzeptalbum „The Spell“ ist das Schweizer Trio Cellar Darling endgültig und wahrhaft beeindruckend aus dem Dunstkreis ihrer alten Band getreten. Gemeinsam mit dem rumänischen Künstler Costin Chioreanu, der sich für das komplette Artwork inklusive (bisher) acht animierter Musikvideos verantwortlich zeigt, hat die Band ein visuell-akustisches Gesamtkunstwerk erschaffen, das seinesgleichen sucht. Für das Video zu „Insomnia“ hat die Band einen Prog-Award gewonnen. Die Geschichte von einem Mädchen, das sich in den personifizierten Tod verliebt, ist so bittersüße Poesie, so tiefgründig und zeitlos, wie es nur große Kunst ist.
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