Michaels musikalisches Best-Of-2014 – Sonata Arctica, Transatlantic und Co.
Powermetal-Album des Jahres:
Sonata Arctica – Pariah’s Child
„Im Frühjahr veröffentlichten die Finnen ihr achtes Studioalbum und landeten damit nicht nur beim uns einen großen Hit. Wer hymnischen Powermetal mit eingängigen Melodien, Tempo und musikalischer Vielfalt sucht, ist hier genau richtig. Zurück zu den Wurzeln, bietet „Pariah’s Child“ vom grandiosen Opener ‚The Wolves Die Young‘ bis hin zum epischen Longtrack ‚Larger Than Life‘ abwechslungsreichen Powermetal vom Feinsten auf einem der besten Sonata-Alben überhaupt. Anspieltipp: ‚Cloud Factory‘.
Progressive-Rock-Album des Jahres:
„Die Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden, aber für mich ist „Kaleidoscope“ die Prog-Scheibe des Jahres geworden, was auch an dem epischen Longtrack ‚Into The Blue‘ liegt, einem fast halbstündigen Meisterwerk, das von seiner musikalischen Perfektion und den unzähligen Stimmungswechseln lebt. Auch im verfrickelten Progrock kann man echte Ohrwürmer erschaffen, Anspruch und Eingängigkeit schließen einander nicht aus, und so gehört ‚Kaleidoscope‘ zu den ganz großen Prog-Alben des vergangenen Jahres.
Hardrock-Album des Jahres:
Adrenaline Rush
„Wow, was für ein Debüt! Fünf junge Schweden zeigen der Rockwelt, wie ein Erstling auszusehen hat. Schnell, melodiös, frech, rotzig, groovig, energiegeladen, eben ein echter Adrenalinstoß. Frontfrau Tave Wanning und ihre Band lassen es von vorne bis hinten rocken. Anspruch? Komplexität? Tieferer Sinn? Das muss bei diesem Album alles überhaupt nicht sein, denn hier zählen nur Spaß und Power, und beides liefern Adrenaline Rush zur Genüge. Ganz eindeutig die Hardrock-Überraschung des Jahres und ein absoluter Geheimtipp!
Bluesrock-Album des Jahres:
Jimi Barbiani Band – Blue Slide
„Das vergangene Jahr hat so viele Bluesrock-Alben gesehen, neben den Veröffentlichungen von Joe Bonamassa oder den Blues Pills erschien eine Vielzahl fesselnder Alben. Aber ‚Blue Slide‘ ragte doch ein wenig heraus, fesselte insbesondere durch technische Perfektion und mehr als gelungenes Songwriting. Dieses Album zeigt, wie moderner Bluesrock zu klingen hat. Da wundert man sich, warum Jimi Barbiani noch nicht bekannter ist.
Bonusrunde:
„Wenn man aber von den Alben des Jahres spricht, soll an dieser Stelle auch ein „Oldtimer“ genannt werden, den ich dieses Jahr für mich neu entdeckt habe und der viele Neuveröffentlichungen immer noch in den Schatten stellt. Die Rede ist von ‚Misplaced Childhood‘, dem legendären 1985er Konzeptalbum der Neo-Progger Marillion. Was habe ich dieses Album im Laufe des Jahres hoch und runter gehört! Jeder kennt natürlich ‚Kayleigh‘ und ‚Lavender‘, die beiden größten Hits der Band, aber es lohnt sich, auch den Rest dieses vor starken Melodien nur so strotzenden Albums in Ruhe zu genießen. Im typischen 80er-Stil dominieren bei vielen Songs die Keyboards, aber auch Steve Rotherys geniales Gitarrenspiel kommt natürlich nicht zu kurz. Persönlicher Höhepunkt: Die von vielen Stimmungswechseln gepärgte ‚Bitter Suite‘. Wow, was für ein Album. Auch noch nach fast 30 Jahren.
Weitere persönliche Highlights:
Southern Rock aus dem amerikanischen Nordwesten:
Sweetkiss Momma – A Reckoning Is Coming
Eingängiger und sehr spannende Progressive Metal der Extraklasse:
Threshold – For The Journey
Persönliche und teils intime Songs eines Multitalents:
Neal Morse – Songs From November
Ja, ich höre auch Pop:
Abba – Live From Wembley Arena
Und sonst noch so:
Seien wir doch ehrlich: Neben den ganzen Alben und Songs ist es doch am schönsten, eine Band live auf der Bühne erleben zu dürfen. Darum hier einmal eine kleine persönliche Hitliste der Live-Events 2014:
Die New Yorker Meister (manche sagen auch Götter) des Progressive Metal Dream Theater luden im Februar in der niedersächsichen Hauptstadt zum „Evening with…“. Ganz ohne Vorband gehörte dieser dreistündige Abend komplett dem frickeligen und in höchster Vollendung perfekten Spiel des legendären Quintetts. Der Preis für diese Perfektion war eine präzise wie ein Uhrwerk ablaufende Show ohne jeden Raum für Improvisationen. Selbst Ansagen oder Interaktionen mit dem Publikum beschränkten sich auf ein Mindestmass. Wenn man so die Finger eines John Myung oder John Petrucci beobachtete, fragte man sich wirklich, wann dort ein Knoten entsteht. Bei soviel Präzision war kein Platz für Improvisation, es glich vermutlich jeder Abend der Frühjahrstour genau dem anderen. Komplexe Musik in höchster Vollendung, aber eben auch irgendwie ohne jede Überraschung. Dies mag bei anderen Rockbands nicht funktionieren, aber bei Dream Theater, den Irgendwie-Dann-Doch-Göttern des Prog Metals,war dies ein Preis, den die Fans gerne für einen technisch perfekten Abend bezahlt haben. Und damit Platz drei der persönlichen Konzert-Highlights des letzten Jahres.
Traditionell stand im Juli wieder einmal das Rockharz Open Air auf de Programm. Mit diesjährigen Headlinern wie Sabaton, Children Of Bodom oder auch Powerwolf und In Extremo war auf diesem kleinen beschaulichen Festival wieder einmal für jeden Geschmack etwas dabei. Das Rockharz überzeugt immer wieder durch seine familiäre Atmosphäre und ein abwechslungsreiches Line-Up und gehört für mich seit fast zehn Jahren zum sommerlichen Pflichtprogramm. Ein verdienter zweiter Platz dafür.
„Was macht ein Konzert oder ein Festival zu etwas ganz Besonderem? Nun, da gibt es verschiedene Kriterien. An erster Stelle steht da natürlich die jeweilige Band, aber auch Stimmung im Publikum und nicht zuletzt die Location spielen eine große Rolle. Und wenn alles zusammen kommt und passt, dann hat man ein perfektes Festival. So geschehen diesen Juli an der Loreley beim Night Of The Prog Festival.
Nicht nur die Headliner Marillion und Transatlantic konnten mit perfekten Shows überzeugen, auch alle anderen Bands wie Anathema oder Long Distance Calling blieben positiv im Gedächtnis und machten zusammen mit dem heißen Sommerwetter und der unschlagbaren Aussicht auf den Rhein dieses Festival zum Highlight des Jahres. Damit ein mehr als verdienter Platz eins der persönlichen Hitliste. Perfekter kann ein Festivalwochenende eigentlich gar nicht sein.
„Außer Konkurrenz möchte ich noch ein kleines privat organisiertes Festival erwähnen, dass für mich zu den ganz großen positiven Überraschungen des Jahres zählt: Das Gut Sandbeck Open Air bot im August in der Nähe von Bremen zwei Tage Blues und Rock vom Feinsten und hat bewiesen, dass nicht immer große Namen notwendig sind, um ein Festival zu einem Erfolg zu machen. So ist schon die Neuauflage für 2015 in voller Planung, wenn wieder lokale Blues- und Rockbands auf zwei Bühnen ihr Talent und Können beweisen und dem Publikum kräftig einheizen. Für mich war dieses kleine sympathische Festival ganz eindeutig die Überraschung des Jahres.