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4 1/2

Steven Wilson ist wieder da. Nein, er war nie weg. Das Multitalent überzeugte letztes Jahr nicht nur uns mit seinem wunderbaren Album „Hand.Cannot.Erase.“, sondern veröffentlichte zudem ein ganz spezielles Best Of. Der Brite tourt aktuell noch durch Deutschland und Österreich und meldet sich jetzt schon wieder mit neuem Output zurück. „Neu“ stimmt in diesem Fall allerdings nicht, wohl aber „unveröffentlicht“.

„4 1/2“ verkürzt den Fans die Wartezeit auf das nächste Studioalbum. Wie der Name schon suggeriert, handelt es sich um eine Interims-Platte, ein Album für Dazwischen. Vier der insgesamt sechs Songs, die „4 1/2“ eine Gesamtlaufzeit von rund 37 Minuten bescheren, stammen aus den Studio-Sessions zu „Hand.Cannot.Erase“ und fügen sich nahtlos in dieses wunderbare Album ein. Dass es diese Songs nicht auf das Konzeptalbum geschafft haben, auf dem sich Wilson mit der Isolation und dem Vergessenwerden beschäftigt hat, soll nicht heißen, dass sie nicht gut genug für „Hand.Cannot.Erase“ gewesen wären. Nein, denn hier wird das Album im typischen Wilson-Stil erweitert und quasi fortgesetzt. Schon der epische fast zehn Minuten lange Song ‚My Book Of Regrets‘ gibt die Marschrichtung vor: ausgeklügeltes Songwriting, wunderbare Arrangements, mitreißende und erstaunlich rockige Gitarrenparts. Vielleicht war der Song tatsächlich zu heiter für „Hand.Cannot.Erase“?

Wie auch immer, wer Steven Wilson und sphärisch-singende Gitarren mag, darf auch bei „4 1/2“ bedenkenlos zugreifen. Ob instrumental wie bei ‚Year Of The Plague‘ und dem chilligen ‚Sunday Rain Sets In‘ oder unerwartet fröhlich wie in der poppigen Up-Tempo-Nummer ‚Happiness III‘: Steven Wilson gibt sich auch auf einem eingeschobenen Interim-Album mit nicht weniger als absoluter Perfektion zufrieden.

Das instrumentale ‚Vermillioncore‘ stammt aus den Sessions zum Vorgängeralbum The Raven That Refused To Sing und ist aufgrund der exzellenten Qualität viel mehr als nur ein Lückenfüller. Jazzige Parts wechseln sich mit elektronischen Spielereien und handfesten Gitarrenriffs ab, die ohne Umweg direkt in die Füße gehen. Zum Schluss gibt es noch ‚Don’t Hate Me‘, ursprünglich von Steven Wilson mit Porcupine Tree aufgenommen, jetzt als Duett mit der Sängerin Ninet Tayeb, die bereits auf „Hand.Cannot.Erase.“ mitwirkte.

Mit „4 1/2“ setzt Steven Wilson seinen Weg unbeirrt fort, schließt nahtlos an den grandiosen Vorgänger an und schürt schon jetzt die Vorfreude auf das reguläre nächste Studioalbum. Offiziell wird die Scheibe als EP deklariert. Nun, manche regulären Alben anderer Musiker sind auch nicht länger. Und nur wenige besser.

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