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Sun Restructured

„Beyond The Wizard’s Sleeve Reanimation“. Eine geheimnisvolle Wortkette, mit der Erol Alkan und Richard Norris ihre Songs da getaggt haben. Genau genommen sind es gar nicht einmal ihre Songs. Und ihre Idee war das Ganze auch nicht. Ersonnen, zu Papier gebracht und eingespielt hat sie vielmehr eine Band, die sich ohne jeden Zweifel zu den Durchstartern des Jahres zählen darf: Temples. Glücklicherweise, ergibt doch ein Makeover wie dieser eigentlich nur dann Sinn, wenn schon das zugrundeliegende Songmaterial integer ist. Und in dieser Hinsicht bietet ‚Sun Structures‘ wenig Anlass zur Sorge.

Das DJ-Gespann hatte sich zum Ziel gesetzt, das Album zu einem naht- und zäsurlosen, ganzheitlichen Hörerlebnis zu entwickeln – und hat das Soll am Ende mehr als erfüllt. ‚Sun Restructured‘ tut genau das, was ihm auf die Stirn geschrieben steht: restrukturieren. Was in Anbetracht des in Wahrheit zu Hörenden fast schon als Euphemismus durchgeht. Nach einem undurchdringlichen, höchstens nur ihnen selbst schlüssigen Algorithmus haben Beyond The Wizard’s Sleeve sowohl Tracklist als auch Tonspuren zu einem psychedelisch-vernebelten Klumpen durcheinandergeschwurbelt, hier und da Synthies und Gitarren eingestreut, Rhythmus-Schemata auf- und James Bagshaws Gesangspassagen auf das Notwendigste heruntergebrochen. Herausgekommen ist – was auch sonst? – der Trip der Trips des Jahres. Fünf ausgewählten Stücken haben die Remixer ihre Eigenständigkeit gelassen; alle übrigen Tracks auf ‚Sun Restructured‘ sind nicht mehr als knappe, psychotrope Skizzen ihrer Originale, die flüchtig sind wie das Schillern auf der Oberfläche einer Seifenblase. Die Grenzen zwischen ihnen so gut wie restlos verwischen und den Weg in verwunschene Dimensionen ebnen. Aus Puzzle wurde Teppich. Und was für einer.

‚Sun Restructured‘ zählt zu den lohnenswerteren unter den Meta-Alben und dürfte gute Dienste leisten, seine Vorlage zum Jahresende noch einmal sehr präsent werden zu lassen. Hier verketten sich alle Elemente, die ‚Sun Structures‘ ausmachten, zu einem reizvollen, wohlig verschwimmenden Ganzen, das nachträglich noch einmal ungemein auf das Phänoment Temples anfixt. Zumal Beyond The Wizard’s Sleeve mit den markantesten Passagen von ‚Sun Structures‘ ganz bewusst geizen und es insofern nicht über ein „Anfüttern“ hinausgeht. Auch deswegen: Ganz gleich, wie viel Freude wir als Hörer mit ‚Sun Restructured‘ haben werden – Erol Alkan und Richard Norris hatten mehr.

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