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Pervy Perkin – ‚Wir sind halt unkommerziell‘

WS: Habt ihr nach den guten Reaktionen auf „Ink“ bei der Produktion des Albums dieses Mal Erwartungsdruck verspürt?
Axel: „Nicht wirklich! Wir waren begeistert von der Kreation neuer Musik und hatten bei dem ganzen Prozess jede Menge Spaß. Wir haben natürlich trotzdem gelegentlich miteinander darüber gesprochen. ‚Wird ihnen das gefallen? Wie werden sie auf DAS HIER reagieren?‘ – aber immer mit einem Lächeln. Und jetzt ist es großartig, es ist raus, die Leute mögen es und haben genauso viel Spaß damit wie wir – das ist magisch, der Zauber der Musik!“

WS: Die offensichtliche Frage ist natürlich die nach den Unterschieden zum Debüt aus Bandsicht. Also, was hat sich für Euch geändert?.
Axel: „Gute Frage! Ich denke, dieses Album ist in jeder Hinsicht besser geworden. Wir sind seit „Ink“ als Musiker sehr gereift, und das Songwriting hat sich seit dem auch verbessert. Die Songs wirken kompakter und weniger „amorph“, wenn ich das mal so sagen darf. Das Album selbst ist prägnanter, aber besser gemacht, trotzdem mit dem selben verrückten Spirit. Wir haben die Extreme weiter ausgereizt. Die sanften Parts sind sanfter, die harten Sachen sind härter. Aber insgesamt denke ich, dass es gefälliger und abwechslungsreicher als das letzte Album ausgefallen ist. Es gibt viele Experimente und verrückten Scheiß, den wir mögen, und ganz wichtig, es ist dank unseres Freundes André Hidalgo viel besser produziert. Wir haben mit ihm in seinem Lasting Noise Studio daran gearbeitet, unseren Sound zu verbessern, und das Resultat ist großartig.“

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WS: Auch die Texte der Band sind erwähnenswert, sind sie doch prog-untypisch meist eher satirisch und bisweilen sarkastisch-bissig ausgefallen. Woher nehmen die Jungs hierbei ihre Inspiration?
Carly: „Oh, das ist schwierig! Wir schreiben gewöhnlich über alles, worüber wir so reden, beispielsweise Philosophisches, SciFi, soziale Themen, Gefühle, Bücher und so weiter. Wir teilen unsere persönlichen Ansichten gerne und lassen die Musik die Richtung für diese Visionen vorgeben, das funktioniert für uns am Besten.“

WS: Beeinflussen da eher die Texte die Musik oder umgekehrt?
Carly: „Wir schreiben gewöhnlich die Musik zuerst, aber beim letzten Album haben wir die Songideen etwas stärker mit dem textlichen Konzept verbunden. Es ist mittlerweile so etwa halb und halb, würde ich sagen, aber die Musik gibt die Richtung vor.“

WS: „ToTeM“ wird erneut von der Band in Eigenregie veröffentlicht. War das eine bewußte Entscheidung?
Carly: „Nun, die größeren Labels hatten einfach kein Interesse an Pervy Perkin. Das ist aber absolut in Ordnung, wir mögen die Freiheit, die wir derzeit haben. Mit einem Label an Bord wäre vieles oder alles von dem, was wir machen, schwierig oder fast unmöglich. Wir sind halt unkommerziell. Wir gehen Risken ein, schreiben schweinelange Songs, wir fluchen, wir schreiben über umbequeme Themen, wir experimentieren… und das ist es, was wir machen, was wir machen wollen und was Pervy Perkin ausmacht. Und obwohl es ein Haufen Arbeit ist, sich immer um alle unsere Belange zu kümmern und alles bei so einer Veröffentlichung selbst zu machen, würden wir es um nichts in der Welt eintauschen wollen.“

WS: Auf der Facebook-Seite der Band sieht man einige Live-Photos, auf denen die Band mit diversen Props wie Gasmasken, Pferdeköpfen und Schminke agiert. Ist das ein Hinweis auf eine möglicherweise zukünftig theatralischere Livepräsentation im Stile von The Tubes oder dem frühen Frank Zappa?
Juan: „Wir versuchen immer, ein bißchen Show aufzuziehen, aber das ist nicht notwendigerweise immer allzu durchgeplant. Wir schleppen immer diese seltsamen Teile mit uns herum und benutzen sie, wenn uns danach ist. Obwohl immer einige Songs dabei sind, bei denen wir ein wenig schauspielern oder eine spezielle Maske tragen müssen, kommt der Rest doch eher spontan. Wir würfeln diese Gimmicks aber auch gerne durcheinander, damit die Fans nicht auf jedem Konzert die exakt selbe Show geboten bekommen, auch nicht auf der gleichen Tour. Das Ziel ist, einfach etwas mehr als die Musik zu bieten, so daß jeder unterhalten wird.“

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WS: Gibt es Pläne, außerhalb Spaniens zu touren?
Dante: „Wir arbeiten gerade daran, Gigs in Portugal und Frankreich festzumachen. Wir wurden so oft gefragt, ob wir dort spielen können, daß wir jetzt alles in unserer Macht stehende tun werden, um das möglich zu machen. Ich hoffe, in der nahen Zukunft werden wir das noch weiter ausbreiten können und vielleicht auf einigen europäischen Festivals auftauchen!“

WS: Abschließend, mit welchem Act würdet ihr gerne die Welt betouren, wenn ihr euch einen Einzigen aussuchen könntet?
Carly: „Wir sind Fans der neuen Welle an Progbands wie Leprous, Haken, Native Construct und vielen mehr, das wäre eine großartige Erfahrung, mit denen zu touren. Für mich persönlich wäre es aber das Devin Townsend Project, dieser Kerl ist meine größte Inspiration in meinem Blick auf Musik und auch das Leben. Wir würden aber auch gerne mit einigen spanischen Freunden von uns touren. Die Jungs von „Unwritten Law“ wären eine verdammt großartige Wahl. Ich hoffe, daß die endlich Studioaufnahmen machen, das wird eine richtig große Band werden.“

Soweit die Jungs von Pervy Perkin zum aktuellen Album. Wer „ToTeM“ noch nicht gehört hat, klickt sich nun sofort auf die Bandcamp-Seite der Band und überzeugt sich selbst von den Qualitäten der Band.

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