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Midnight In The Void

Sich 23 Jahre mit dem dritten Album Zeit zu lassen…. wenn das nicht Rekord ist? Die meisten würden so etwas nicht tun, aber es gibt immer wieder Bands, die dann doch nach Auflösung und so langer Zeit plötzlich anfangen, weiterzumachen. Beim zum zehnten Mal letzten Album von Rohrkrepierern wie Unheilig sind die pekuniären Elemente wohl ausschließlich, bei einer Band wie Dark Millennium aber geht es wohl wirklich ums Kreative. Zwar gilt das Debutalbum „Ashore The Celestial Burden“ bei einigen Kennern als die Geburt des hochprogressiven Doom-Death Metals, aber wahnsinnig viel Geld scheffelt man mit so etwas nicht – weder 1993 noch 2016. Der Nachfolger „Diana Read Peace“ spaltete dann sowohl die Fans als auch die Band selbst, denn wegen künstlerischer Uneinigkeit löste sich die Band danach auf.

Nun, diese schlappen 23 Jahre danach, erscheint mit „Midnight In The Void“ das dritte Album von Dark Millennium. Die ersten Fragen die sich stellen: Immer noch so? Ganz anders? Modern? Zurückgeblieben? Die Antwort lautet: Genau richtig. Man erkennt in jeder Sekunde, dass da Dark Millennium am Werk sind. Die extreme Abgehobenheit von „Diana Read Peace“ hat die Band ad acta gelegt und der eine oder andere kürzere Track vernachlässigt sogar die Progressivität und kommt ziemlich straight daher. Besonders der Gesang von Christian Mertens fällt ins Ohr, da er klingt als wäre er nicht eine Sekunde gealtert – dazu ist der Gesang bandtypisch auch noch sehr in den Vordergrund abgemischt. Unter anderem wegen diverser eher peinlich wirkender Textzeilen (z.B. der Refrain „what the hell…what the fuck?“ bei „Insanity Suck System“ klingt irgendwie eher nach Strickmützencore) zuckt die Augenbraue beim Hören etwas verwundert, aber zum Glück nutzt die Band diese Form des Storytelling nur sehr sporadisch.
Wie die Band bereits geäußert hat wurde an der einen oder anderen Stelle tatsächlich die Technik von 1992 eingesetzt, das gibt dem Album einen wunderbar warmen, erdigen Retrotouch.

Zu absoluter Höchstform laufen Dark Millennium aber auch auf. Zwar gibt es keinen absoluten Instantklassiker wie „Below The Holy Fatherlands“, aber Dark Millennium beweisen, dass sie immer noch Songwriter der Extraklasse sind. „Set In Motion“, das herausragende „The Failure“ und das mit knapp 18 Minuten kurz-knackige „From A Thousand Years Of Yore“ können als Doom-Death-Prog-Referenz definitiv mit „Ashore The Celestial Burden“ mithalten. Die wilden Breaks, die akustischen und die nicht verzerrten Gitarren sind Trademarks, die die Band unverwechselbar machen. Nebenbei bemerkt ist das Coverartwork absolut herausragend.

Es ist wirklich toll, Mertens, Theissen & Co. wieder im Reich der Aktiven zu wissen. Hoffen wir dass das vierte Album nicht noch einmal 23 Jahre auf sich warten lässt.

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