Poor And Infamous
Die skandinavische Punk’n’Roll-Flagge weht momentan nicht besonders hoch, aber seit Bands wie The Hellacopters oder Backyard Babies in den letzten Jahren ein kleines Comeback gegeben haben, hängt sie zumindest wieder auf Halbmast. Als noch junge Band wollen Scumbag Millionaire nun helfen, die Fahne wieder weiter hochzuziehen. Nach ihrem 2018er Werk „Speed“ ist „Poor And Infamous“ (Suburban) ihr zweiter Longplayer. Dem gegenüber stehen in sechs Jahren Bandgeschichte übrigens nach eigenen Angaben circa 17 bis 20 Singles. So genau weiß es das Quartett offenbar selbst nicht. Untätig waren sie jedenfalls nicht.
Musikalische Überraschungen darf man auf „Poor And Infamous“ mit seinen zwölf Songs natürlich nicht erwarten. Scumbag Millionaire lassen die Hochzeit des Punk’n’Roll der 1990er Jahre wieder hochleben. Die Uptempo-Nummern wie „Demi God“, „Ain’t No Doubt“ oder die beiden kurzen Raketen „Trouble City“ und „Dead Man’s Hand“ kommen mit knarzenden Riffs und quietschenden Soli daher. Sie wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit mit eingängigeren Midtempo-Liedern wie dem zum Mitgröhlen einladenden „Inferno“ ab. In den Tracks werden manchmal kleine Details, wie hier ein Piano oder dort eine Polizeisirene, eingestreut. Diese Feinheiten sorgen dafür, dass auch beim zweiten und dritten Durchlauf noch etwas zu entdecken ist.
„Poor And Infamous“ fühlt sich an wie eine kleine Zeitreise, die durch die Optik der Band auf dem Cover sowie die leicht trashigen, jedoch stilvollen Musikvideos abgerundet wird.
Scumbag Millionaire schaffen es zumindest für ein paar Durchläufe ein wunderbares Rock’n’Roll-Gefühl zu kreieren, bei dem ein bisschen das Feeling wie in einem heißen, schwitzigen und verrauchten Club aufkommt. In diesen Zeiten ist dies zu Hause etwas Wohltuendes.
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