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Time And Trauma

Seit über 20 Jahren sind 36 Crazyfists aus dem kalten Alaska bereits im Geschäft. Mit ‚Time And Trauma‘ erscheint in Kürze ihr nunmehr siebentes Studioalbum, mit dem die Band in melodischere Gefilde vorstößt, während die harten Metalcore-Einschläge früherer Alben im Kielwasser abebben. Die Musik nimmt einen deutlich gemächlicheren und zuweilen fast schon balladenähnlichen Kurs auf. Wieder mit an Bord ist allerdings das Vibrato in der Stimme von Sänger Brock Lindow, das wohl mittlerweile zum Markenzeichen von 36CF geworden ist. Dies wirkt zuweilen jedoch arg aufdringlich und gekünstelt, da es dem Hörer wirklich bei jeder Gelegenheit unter die Ohren gerieben wird.

Musikalisch und gesanglich erinnert ‚Time And Trauma‘ sehr an Bands wie Killswitch Engange. Dabei wechseln sich ausladende Melodieparts, untermalt von einer klaren Gesangsstimme, mit metallischen Klängen, unterstützt von Growls und Screams ab. Während Letztere in den vorangegangenen Veröffentlichungen allerdings noch lautstark-aggressiv daherkamen und vom Stil her an Bands wie As I Lay Dying oder Parkway Drive erinnerten, schlagen die verrückten Fäuste in ‚Time And Trauma‘ eher rockigere Klänge à la Godsmack an. Auf der eine Seite ist es natürlich erfreulich, wenn sich eine Band vom Genrestandard abhebt. Zudem sind Breakdowns im Metalcore mittlerweile so ausgelutscht sind wie alter Kaugummi. Auf der anderen Seite wirkt ‚Time And Trauma‘ dadurch sehr glattgebügelt. Keiner der Titel hat wirklich Alleinstellungsmerkmale. Im Wesentlichen erstreckt sich das gleiche Tempo und dieselbe Songstruktur über das gesamte Album.

Lediglich die beiden letzten Lieder heben sich etwas vom Rest ab. ‚Gathering Bones‘ und ‚Marrow‘ spannen durch leise Gitarrenparts am Anfang und am Ende sowie einen lautstarken Klimax, einen deutlicheren Erzählbogen. ‚Marrow‘ wird darüber hinaus durch eine weibliche Gaststimme bereichert, die sich sehr gut in den melodiösen Gesangsstil einfügt. Beide Tracks wirken dadurch allerdings noch langsamer als der Albumdurchschnitt. Wer einen etwas flotteren Takt bevorzugt, ist mit ‚Lightless‘ und ‚The Noose‘ besser bedient. Alles in allem zieht sich Time And Trauma merklich schleppend dahin. Wer von einem Metalcore-Album in erster Linie harte Breakdowns und schnelles Double-Bass-Gekloppe erwartet, wird mit diesem Album nichts anfangen können. Wer hingegen ausschweifende Melodie- und Gesangseinlagen bevorzugt, dürfte angemessen bedient werden. Derjenige darf sich dann allerdings auch nicht von dem schrecklich abgedroschenen 08/15-Album-Cover abschrecken lassen.

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