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Demand The Impossible!

‚And how could I rest / I got a storm in my chest‘

. Jenny Wilson kocht innerlich. Da ist Wut, Trauer und Fragilität. Da ist Entschlossenheit, Lebenssinn und Rebellion. Vor einiger Zeit erkrankte die Schwedin zum zweiten Mal an Brustkrebs und besiegte den Tumor. Neue Kraft schöpfend thematisiert sie im aktuellen Werk keineswegs nur die Erinnerungen an eine schwere Zeit, sondern viel eher die Symptome der modernen Gesellschaft in einem gottlosen Gottesstaat zwischen Anpassung und Selbstzerstörung. ‚Demand The Impossible‘ heißt es, angelehnt an Zeiten, in denen das Fieber der Revolution brannte und man dem Verlust der Individualität den Krieg erklärte. Selbst erfindet sie sich dabei als ‚Straßenphilosophin‘ neu. Schon das Albumcover, auf dem Wilson im dunklen Schimmer auf der Straße karikiert ist, visualisiert dieses Statement.

Es geht um das Herausstellen der eigenen Sichtweise auf das, was wir aus uns machen, und darum, den Sinn zu erkennen. Es ist der Kanal für ihren unbändigen Lebenshunger. Auf ihrem vierten Album vernetzt Jenny Wilson eigene Schicksalsschläge und Weltschmerz und leitet uns zu ihren tiefsten Gefühlen, zu ihrer Seele:

‚I got a hole in my pocket / So it all falls out / just follow the trace / it leads you to my soul‘

(‚I Wanna Have It All‘). Dieses Album ist die Brücke zwischen eigener Selbsterkenntnis, Verarbeitung und Neuerfindung. So erklärt es sich fast von selbst, dass Songs wie ‚Autobiography‘ und ‚Mean Bone‘ einen klaren Bezug zu selbst Erlebtem haben. Daneben maßregelt sie soziale Strukturen. Besonders deutlich drückt die Power-Schwedin das auf ‚University To My Soul‘ aus:

‚Libraries are shutting down / schools are burning down / our leaders must fall down / and let the women wear the crown / let them take over from the underground.‘

In diesem Album geht es folglich darum den formulierten Bekundungen einen Raum zu geben. Die gesammelte Energie kocht über in einem musikalischen Topf voller Wut und Aggression. Tiefe Trommelschläge und dominierende Drum Maschines legen das Fundament für eine Welle an Synthesizern, Xylophon- und Klavierklängen, die den meisten Songs ein wenig der Strenge zu nehmen versuchen. Dazwischen Jenny Wilsons dominantes Stimmorgan, das sie in allen möglichen Facetten zeigt. Obwohl die Atmosphäre gleich bleibt, gibt es eine beachtliche Vielfalt an Klangerlebnissen. ‚Opposition‘ setzt ein mystisches Ambiente durch exotische Geräusche. Pop paart sie mit R’n’B Einflüssen, wie auf ‚Wanna Have It All‘ oder ‚Battle With God‘.

‚Demand The Impossible‘ ist eine stringente Erklärung für die Wichtigkeit der Individualität in einer grauen Gesellschaftsblase. Mit Sicherheit ist dieses Album Wilsons leidenschaftlichstes und persönlichstes Werk.

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