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In Dream

Es ist Tom Smiths ganz großer Auftritt. Seit mittlerweile vier Alben leiht der Mann mit dem gewöhnlichen Namen seine außergewöhnlichen Stimme einer Band namens Editors. Nach einem letzten und aller Ehren werten Aufbäumen vor rund zwei Jahren allerdings ist das Prinzip Bandmusik im fünften Anlauf endgültig zum Erliegen gekommen, um nicht zu sagen: gescheitert. Gitarren-Post-Punk, das war einmal – in der Waagschale von heute liegt die ganze baritone Bedeutungsschwere des Briten, gebettet in einen Hauch von instrumentalem Nichts. ‚In Dream‘, so der Titel des bislang anorganischsten Werkes der Editors, klingt ganz so, als hätten sich vier Fünftel der Band die meiste Zeit die Beine in den Bauch gestanden, während Smith die Aufnahmegeräte mit Klängen aus der Büchse speiste.

Die Promo-Info spricht in dem Zusammenhang vorsichtig von einem durch „elektronische[.] Musik beeinflussten Schaffensprozess“. Etwas verwunderlich angesichts der auf Hochglanz polierten, unverhohlen synthetischen Machart dieser vom als trittsicher geltenden Alan Moulder produzierten Platte. Echte Instrumentaleinsätze lassen sich zumindest sprichwörtlich an einer Hand abzählen; die Kompositionen wirken kühler als vermutlich beabsichtigt, teils wie nach Schablone aus dem Lakritzblock gefräst und auch in ihren entfesselndstgemeinten Momenten sonderbar starr. Damit führen Editors im Nachtrag zu Ende, was sie 2009 mit ‚In This Light And On This Evening‘ bereits andeuteten, und das, obwohl noch der Vorgänger ‚The Weight Of Your Love‘ nach wahrhafter und leidenschaftlicher Bandarbeit klang.

Das Zusammenspiel der drei Ur-Editoren mit neu ergänzter Umlaufbahn – namentlich Justin Lockey und Elliott Williams – fiel dann scheinbar doch nicht rosig genug aus, um wieder dort anzuknüpfen. Sollte doch mal etwas für einen Moment lebendig klingen, kommt schon Augenblicke später der Verdacht einer Schleifenschaltung auf. Die ‚In Dream‘-Partitur erscheint bis ins kleinste Sekundenbruchteil durchgetaktet. Aller harmonischen Findigkeit, Falsett-Variationen, melassigen Streicher-Dreingaben und Gast-Features von Slowdive-Sängerin Rachel Goswell zum Trotz: So richtig schwelgen mag man in diesen robotisch daherstapfenden Klangklötzen aus künstlich riechendem 80er-Imitat nicht. Und mit der spiegelblanken Politur der Tonspuren hat man sich ebenso wenig einen Gefallen getan: Allzu leicht ist es abgefrühstückt; die Größe seiner hüftsteifen Gesten verschrumpelt im Lichte einer kosmetisch ausgeleuchteten Düsternis; aus Dringlichkeit wird Aufdringlichkeit, aus Unwägbarkeit Flatterhaftigkeit. Eine unheilvolle Vorahnung kehrt zurück: Ereilt die Editors das Coldplay-Schicksal?

Zweifel, die sich bis zum nächsten Album nicht so einfach aus dem Weg räumen lassen werden. Kurz vor Toresschluss wartet mit ‚At All Cost‘ nämlich auch noch die gesangliche Zumutung. Vor eingefahrener Kulisse und als Karikatur seiner selbst wimmert und schluchzt sich Smith um die Relevanz. Ein stolzer Preis für die Feuerzeuge der Konzert-, Verzeihung: Tribünengäste. Und als sich im abschließenden Brocken namens ‚Marching Orders‘ andeutet, Editors könnten die Kurve doch noch kriegen, laufen tatsächlich auch schon die letzten Minuten dieses zeitlos faden Disko-Albums. Der Drops: gelutscht, die Chance: vertan. Verflixt, zugenäht und schade um so vieles. Eject!

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