| |

Pantophobie

Für alle, die im Prog das Extreme suchen, hat die französische Band ni (nicht verwandt mit den gleichnamigen Rittern aus dem UK) mit „Pantophobie“ ein mit Sicherheit interessantes Album aufgenommen. Wenn Deine Lieblingsphase von King Crimson die Ära der „ProjeKcts“ ist und Du am liebsten zu Spastic Ink und, an besonderen Tagen, Converge Dein Frühstücksmüsli mümmelst, ist „Pantophobie“ ganz definitiv das Album für Dich.

Größtenteils instrumental, mit Ausnahme gelegentlicher, eher in den Hintergrund gemischter Dillinger Escape Plan-Screams, vertont das Album diverse Phobien – darunter ‚Alektorophobie‘, die Angst vor Hühnern, oder auch die ‚Lachanophobie‘, die Angst vor Gemüse, die für Veganer gar tödlich verlaufen kann. Naja, ganz so schlimm ist es dann doch nicht, ni spielen für Genreverhältnisse relativ „konventionellen“ Mathrock mit Progressive-Rock-Elementen, der zuvorderst exzellent produziert ist und ebendeshalb nie Gefahr läuft, in die pure Noise-Ecke abzurutschen. Dass das Ergebnis für zart besaitete Menschen dennoch nichts ist, sollte klar sein, aber gerade, wer die Double-Duo-Formation von King Crimson schätzt, wird hier viel Begeisterndes finden. ‚Leucoselophobie‘ (die Angst or einem weißen Blatt) hätte exakt so auch auf deren „The Power To Believe“ stehen können, ‚Catagelophobie‘ (Angst vor Verspottung) klingt zu Beginn wie eine von Mike Patton gesprengte Primus-Jam-Session, bevor die zweite Hälfte wieder sehr crimsonoid klingt. Die Sounds von ni sind eindeutig Metal-mäßiger als bei den Erwähnten, die Attitude „punkiger“ und im Vergleich zu King Crimson gibt’s weniger Atonales und weniger Avantgarde-Improvisation. Auch die elektronischen Elemente fallen hier vollkommen flach. Dennoch ist deutlich zu hören, dass die Crimson-Arbeiten von 1994 bis 2004 für das Album ganz klar stilprägend sind. Da Fripp als Nachlassverwalter derzeit kein Interesse zeigt, diesen Stil weiterzuverfolgen (und das ohne Trey Gunn und Adrian Belew wohl auch nicht möglich wäre), ist es durchaus legitim, dass sich andere Bands dieses Vokabulars bedienen.

Einziges Manko der Scheibe ist das völlige Fehlen von Abwechslung, die es trotz einiger durchaus eingängiger Riffs schwer macht, die einzelnen Songs zu unterscheiden und auf Dauer doch zur Eintönigkeit führt. Ist im Genre freilich weit verbreitet, aber die Königsklasse besteht eben daraus, trotz Dissonanzen und krummer Takte im Dauerwechsel verschiedene Stimmungen zu erzeugen. Hier dürften ni also gerne noch ein wenig experimentierfreudiger werden. Für Fans dieser speziellen King-Crimson-Phase und generell für Math-Rock-/-Metal-Enthusiasten ist „Pantophobie“ aber auf jeden Fall ein heißer Tipp. Die Scheibe bekommt Ihr am einfachsten im Webshop der Import-Experten von Just For Kicks.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar