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Opus

Al Di Meola ist einer der wenigen Musiker, die sowohl von Jazz-, Klassik- als auch Rockfans mindestens respektiert, meist aber eher regelrecht verehrt werden. Seine makellose Technik, ob auf einer Nylon-, Steelstring- oder elektrischen Gitarre ist legendär. Gleiches gilt für seine Arbeiten mit Return To Forever, im Trio mit John McLaughlin und Paco DeLucia und natürlich seine ersten Soloalben – allen voran das großartige „Elegant Gypsy“, das in perfekter Weise rockige Fusion-Energie und lateinamerikanisches Flair verband.

Auf dem neuen Album „Opus“ präsentiert sich Di Meola nun vergleichsweise entspannt. Wie schon auf dem Vorgänger „Elysium“ verzichtet Di Meola weitgehend auf die experimentellen World-Music-Ansätze, stattdessen gibt es recht eingängige und lyrische Kompositionen. Die sind natürlich technisch immer noch auf allerhöchstem Niveau angesiedelt, doch das Gerase, für das der Amerikaner berühmt-berüchtigt ist, gibt’s auf „Opus“ so gut wie gar nicht zu hören. Der frischgebackene Papa gibt auch zu Protokoll, derzeit so glücklich zu sein wie selten zuvor, und das schlägt sich auch auf dem Album nieder. Weniger komplex als noch vor ein paar Jahren auf beispielsweise „Pursuit of Radical Rhapsody“, dafür elegisch, melodisch und unüberhörbar gutgelaunt. Die typische Lebens- und Spielfreude Al Di Meolas ist nach wie vor prägend und klar zu hören, sie manifestiert sich nur etwas anders. Ja, sogar so mancher Fan der ruhigeren Santana-Stücke könnte hier fündig werden, gerade, wenn auf ‚Notorious‘ oder dem für „Opus“-Verhältnisse rockigen Rausschmeißer ‚Rebels‘ die PRS ausgepackt wird.

Natürlich fehlt „Opus“ ein wenig der Kontrast, der frühere Alben so interessant gemacht hat. Das zehnminütige ‚Ava’s Dream Sequence Lullaby‘, das Al für sein Töchterchen komponiert hat, klingt bisweilen schon arg süßlich – wie auch sonst bei diesem Thema? Und das ist auch der Knackpunkt. Doch es ist Di Meola fraglos und absolut zu vergönnen, im fortgeschrittenen Alter einfach auch mal nur schöne Musik für sich und seine Familie zu machen. Auch wenn man irgendwie von einem neuen Studiowerk des Meisters immer noch erwartet, dass es die Kinnladen der Hörer mustergültig nach unten klappt. Aber, mal so ganz generell: muss ein 62jähriger Musiker, der schon so ziemlich alles gemacht hat, was man sich so vorstellen kann und dabei mehrere Generationen von Nachfolgern über alle Genregrenzen hinweg geprägt hat, immer noch das Rad mit jedem Album neu erfinden? Lässt man diese Erwartungshaltungen außer Acht, bekommt man mit „Opus“ erneut ein gutes Album geliefert, das keinen Fan enttäuschen wird und aufgrund seiner Zugänglichkeit sogar eventuell neue Fans ansprechen könnte. Speziell die, denen „Friday Night In San Francisco“ oder „Elegant Gypsy“ zu anstrengend klangen (Sachen gibt’s…).

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