The Essence Has Changed But The Details Remain
In einer Zeit, in der sich viele Dinge rasend schnell verändern und viele den Anschluss verlieren, scheinen diejenigen die Meinungshoheit zu besetzen, die am lautesten schreien und im Grunde nichts zu sagen haben. Doch die eigentlichen Probleme bleiben dieselben. Die Polnische Post-Metal/Post-Black-Metal-Formation Fleshworld analysiert diese Entwicklungen auf „The Essence Has Changed But The Details Remain“ (This Charming Man Records) und zeichnet musikalisch ein düsteres Bild voller unheilvoller Schatten, in denen überall Zerstörung und Elend lauert.
Knapp 40 Minuten lang reibt sich das Quintett an den gegenwärtigen Zuständen auf und fordert die Zuhörer in großem Maße. „The Essence Has Changed …“ ist weit davon entfernt, als easy-listening eingestuft zu werden, dafür ist das Hörerlebnis zu erdrückend, zu nervenaufreibend. Ohne jegliche Vorwarnung trifft einen der Weltschmerz, schroff, manisch und unausweichlich.
Die blechernen Gitarren und der hypnotische Rhythmus – zwischen stampfendem Beat und schwarzmetallischen Blast-parts – setzen den gequälten, verzweifelten Vocals, die sich nur schwer gegen den Lärm behaupten können, mächtig zu. Die sieben Songs scheinen in einer leeren, riesengroßen, baufälligen Industriehalle aufgenommen geworden zu sein. Der scheppernde Hall nimmt dadurch angsteinflößende Ausmaße an. Ruhige Passagen, in denen sich die Nerven beruhigen können, gibt es nur wenige. Fleshworld spielen unnachgiebig auf der Klaviatur des kurz bevorstehenden Nervenzusammenbruchs, aber sie übertreiben dabei nur selten. Kurz vor der Ohnmacht gönnen sie dem Zuhörer eine kleine Pause, bevor sie sich wieder leidenschaftlich dem Mahlstrom ihrer neuen Kompositionen widmen.
Auf „The Essence Has Changed …“ gibt es keine schönen Momente, dafür aber ein ausdrucksstarkes, 40-minütiges Noise-Gewitter, das als Resonanzverstärker für die vielen kleinen persönlichen Neurosen, Phobien und Depressionen dient. Daher ist der erste richtige Longplayer Fleshworlds mit Vorsicht zu genießen. Das aber in voller Lautstärke!