NORTH WEST – Hamburg
Aus Ostfriesland in die große weite Welt. Naja, zumindest in das etwa 200 Kilometer entfernte Hamburg. So kann man die Kurzgeschichte der Indie-Popper von North West zusammenfassen, die sich aus dem beschaulichen Leer in die Welt- und Hansestadt aufgemacht haben, um dort zu leben und musizieren. Nach einer ersten EP – noch in der Heimat – die man eher unter dem Motto „Versuch und Irrtum“ abtun kann, legt das Quartett nun mit „Hamburg“ seinen ersten Longplayer vor.
Ein leises Keyboard und vorsichtige Gitarrentöne eröffnen, bevor der Gesang einsetzt und sich der Opener „Hamburg“ langsam entwickelt. Im Refrain wird es melodiös und deutlich schneller, und ein im besten Sinne radiotauglicher Chorus entwickelt sich. Einen ähnlichen Aufbau findet sich bei den folgenden Titeln wieder, ohne dass man sich wie einer Dauerschleife vorkommt und alles gleich klingt – im Gegenteil. Ein munterer Popsong folgt auf den nächsten. Zur Halbzeit gibt es mit „1998“ zumindest in den ersten zwei Minuten eine lupenreine Tasten-Ballade, in der erst im Endspurt die restliche Band einsteigt, und dadurch wie ein zweiter, eigenständiger Track wirkt.
Ein fast schon Gitarren-Rocker findet sich bei „Instagram“, das mit einem starken Riff beginnt und bei Spotify mit einem warnenden „E“ versehen ist, weil die Jungs hier von einem „Instagram Girl Who´s Got It, She‘s So Hot, Ready To Go To A Club, Just To Get Little Fucked Up“ singen. Ob das in der heutigen Zeit wirklich noch eine Warnung wert ist, sei mal dahingestellt, auf jeden Fall ist es die mit Abstand schnellste Nummer auf der Scheibe, auch wenn die Truppe mit „Is This Realy True“ als Rausschmeißer noch einmal nachlegt.
Was bleibt nach etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit und neun Liedern? Ein insgesamt rundes und gelungenes Pop-Album, handwerklich und kompositorisch gut gemacht, das sich wahrlich nicht verstecken muss. Wer auf laute Stromgitarren steht, wird hier wohl eher nicht glücklich, wer dagegen beispielsweise die wiedervereinigten Jeremy Days gerne mag, sollte sich auf jeden Fall „Hamburg“ anhören.
Note: 2