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Adam Angst

Adam Angst – Kunstfigur und Band zugleich. Felix Schönfuss, besser bekannt als Frontmann von Escapado und Frau Potz hat sich ein neues Ventil für seine grenzenlose Wut auf die Gesellschaft geschaffen. Wird dieses Ventil geöffnet, sprich das selbst betitelte in den CD-Player gelegt, prasselt ein Feuerwerk des Rock’n’Roll gepaart mit gnadenlos ehrlichen Texten, die vor Ironie, Sarkasmus, aber auch schnörkellosen Ehrlichkeit sprühen. Schon der Opener, ‚Jesus Christus‘ ist eine Abrechnung von Jesus mit seinen geliebten Menschen…so sollte es jedenfalls sein, aber der anfangs racheerfüllte Jesus merkt, dass sich die Menschen verändert haben, im heiligsten Sinne des Wortes leichtgläubiger geworden. Die erste Singleauskopplung ‚Ja, ja ich weiß‘ folgt auf dem Fuße und macht genauso viel Tempo. Diesmal regen sich Adam Angst über ein Problem auf der Erde, quasi aus dem Wohnzimmer aller Pärchenhaushalte auf. Hier werden die Sachen gnadenlos ausgesprochen, die in einer Beziehung, meist unter dem Vorwand, dass man ja schon solange zusammen ist, von beiden verschwiegen werden. Mit viel Witz kreischt Felix Schönfuss seine Zeilen runter und erinnert an die vereinzelt wütenden Ausbrüche, die auch Madsen ganz gut zu Gesicht stehen. Rock’n’Roll-Riffs mit fast metallischem Sound und angepissten Geschrei, dass teilweise in Richtung Turbostaat geht. Besonders im Song ‚Am Ende geht es immer nur um Geld‘ liegt dieser Vergleich nahe. Hier verzichtet Schönfuss bewusst auf die Melodie im Gesang und schreit seine Zeilen nur heraus.

Für einen deutschen Act, der auch noch auf deutsch singt und Rockmusik macht, sind die Songs sehr ausgereift, nicht abgedroschen und ungewöhnlich hart. Klar taugen Songs wie ‚Was der Teufel sagt‘ als Pseudo-Tango-Nummer, die auch von Die Ärzte hätte sein können, einwandfrei fürs Radio. Dennoch gibt der Rest der Platte wieder, was Schönfuss erreichen will: Aufschreie, Aufregung und Wachrütterln. Oft erzeugt Schönfuss sarkastische, aber irgendwie vorstellbare Bilder: ‚An den Imbissbuden stehen die Professoren zwischen Currywurst, Oettinger und Doppelkorn. / Sie wissen genau, was fehlt im Land. / Ich hab’nen Nazi am Geruch erkannt.‘ Trotzdem kommt er immer wieder zum Klartext zurück, damit auch wirklich jeder versteht, um was es ihm geht: ‚Ein bisschen mehr Liebe und ein bisschen mehr Respekt. / Nicht jeden Schwachsinn glauben, lass die Zweifel doch mal weg. / Die Grenzen endlich offen, doch für dich sind sie noch da.‘

Im Grunde stellen sich Adam Angst in eine Reihe mit erfolgreichen Kollegen wie Madsen, Turbostaat oder auch Die Ärzte. Das Debüt wird demnach wohl auch im Mainstream stattfinden. Trotzdem sind Adam Angst weitaus angepisster und kritischer, als die genannten Bands. Felix Schönfuss und seine neue Band haben was zu sagen und das tun sie auf eine für den Mainstream, sprich fürs Radio, recht harte Art und Weise. Zu hart? das wird sich herausstellen. Klar ist: Adam Angst klingen rau, frisch und ehrlich. Den unnötigen Tango mal ausgenommen, ist ‚Adam Angst‚ ein starkes, deutsches Rockalbum, so stark, dass einem bewusst wird, dass die bekannten deutschen Rockbands auch mal so hart und energiegeladen herkamen.

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