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Sing For The Chaos

Udo, bist du’s?

‚Killer Machine‘, der Opener des zweiten Albums des Schwedenhappens The Devil’s Gun, lässt unweigerlich erst einmal nachschauen, ob man nicht vielleicht doch versehentlich eine neue U.D.O.-Scheibe vorliegen hat. Simples Auf-die-Fresse-Riff mit klarem Accept-Einschlag, straight nach vorne stampfende Rhythmusgruppe und nicht zuletzt eine hundertprozentig nach Udo Dirkschneider zu „I’m A Rebel“-/“Breaker“-Zeiten tönende Glasschneiderkreische. Dazu einen mitgröhlbaren, megaeingängigen Refrain mit tiefen Gangvocals – nee, originell klingen The Devil’s Gun mit Sicherheit nicht. Sie sind quasi die schwedischen Greta Van Fleet, nur geht’s eben hier nicht um Led Zeppelin, sondern um klassischen Teutonen-Metal der reinsten Accept-/U.D.O.-Schule.

Als Fan der entsprechenden Bands wird man es aber trotz der rotzfrechen Abkupferei schwer haben, sich „Sing For The Chaos“ zu entziehen. Das Album tritt nämlich in direkte Konkurrenz zum fantastischen letzten U.D.O.-Output „Steelfactory“, wenn es um die besten Accept-Songs seit (mindestens) „Blood Of The Nations“ geht. Ob zum Mitshouten animierende Stampfer wie der erwähnte Opener und das ohrwurmelige ‚Lights Out‘ oder Uptempo-Banger wie ‚Bad To The Bone‘ und ‚Electrical Shock‘, The Devil’s Gun halten auf ihrem Zweitwerk ein den Originalen keinerlei Schande machenden Standard. Wie vor fünfzehn Jahren die ebenfalls aus Schweden stammenden Hellfueled, die die beiden besten Ozzy-Alben seit „No More Tears“ veröffentlichten, haben The Devil’s Gun die Rezeptur der Originale offensichtlich komplett verinnerlicht und machen es sich vollkommen schamlos ziemlich komfortabel in den großen Fußstapfen. Lustigerweise ist es ausgerechnet der einzige nicht zu 100% nach Accept klingende Song ‚Alligator Fuckhouse‘, der den einzigen Ausfall des Albums darstellt. Der erinnert stilistisch eher an einen bluesigen Motörhead-Boogieshuffle, was noch kein Deal-Breaker wäre – ist dann aber doch etwas zu flach ausgefallen. Um Euch eine Vorstellung davon zu geben: der Titel ist noch nicht das Platteste am Song…

Mit einem Skip-Kandidaten kann man aber zweifelsohne leben. Das Einzige, was dem Album zum Anschluß an die Originale fehlt, ist ein echter Klassikeranwärter im Format von ‚Metal Heart‘, ‚Balls To The Wall‘, ‚Holy‘, ‚They Want War‘, ‚Rising High‘ oder ‚Teutonic Terror‘. Und aufgrund der Tatsache, dass die Band wirklich ALL ihre stilistischen Merkmale eins zu eins bei Accept und U.D.O. abgekupfert hat, muss der um Fairness bemühte Rezensent aber in diesem Fall trotzdem Punkte abziehen. Ansonsten hat man mit The Devil’s Gun aber eine wunderbare Alternative zu den Altvorderen, wenn bei denen mal wieder Verschnaufpause angesagt ist.

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