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Chapter IV: The Reckoning

Ein zunehmender Trend zeigt, dass die Grundschule des Heavy Metal auch bei jüngeren Bands ihre Spuren hinterlassen hat. Ein allgemeines „Back to the Roots“ überstrahlt nicht nur eine mittlerweile mehrjährige, neue schwedische Hardrock-Welle, auch im Metalbereich wagt man sich zunehmend gegen den angesagten Strom der Extreme zu bewegen. So hat sich zum Beispiel das schwedische Label Ulterium Records einer Reihe von Bands angenommen, die im melodischen und eher traditionellen Bereich des Metal angesiedelt sind. Unter welchen unter anderem auch Signum Regis aus der Slowakei amtieren. Ihr respektabler Backkatalog von drei Alben und einer EP hat in einigen Underground-Magazinen zwar die Runde gemacht, doch zum Szenendurchbruch hat’s noch nicht gereicht. Aber dies dürfte sich bald ändern. Denn ehrgeizig und unbeirrt an seiner Soundvision festhaltend, hat Bassist und Mastermind Ronnie König die Band unterdessen auf ein Niveau gebracht, das so manch bekannte Band ihres Genres in Verlegenheit bringen dürfte.

Was Signum Regis von unzähligen anderen Melodic/Power Metal-Bands unterscheidet, ist die Tatsache, dass Signum Regis auf jegliche Gimmicks wie computergenerierte Drums und übertrieben bombastische und nicht selten kitschige Synthie-Kulissen verzichten und trotz einer sauberen und druckvollen Produktion darum bemüht sind, einen möglichst authentischen und live-ähnlichen Sound zu kreieren. Dass die fünf Slowaken nämlich allesamt hervorragende Musiker sind, konnte man bereits auf den Vorgängeralben heraushören. Auf „Chapter IV: The Reckoning“ -hat die Band einen Qualitätssprung gemacht. Die Kompositionen sind kompakter, die Songs sind allgemein direkter und weniger verspielt und die Hooks sind noch ausgereifter.

Es mag sein, dass man mit komplexen und vertrackten Songstrukturen kreativ und künstlerisch bei Kritikern das grosse Los zieht, aber es ist eine mindestens genauso hohe Kunst, Inspiration, Kreativität und Komplexität auf eine simple und zugängliche Art herunter zu brechen. Signum Regis ist dies auf eindrückliche Weise gelungen. Ihre unbestreitbare musikalische Klasse, sowie ihre unüberhörbare Liebe zur klassischen Musik verschachteln sie in zehn einzelne Songperlen, ohne diese künstlich auszuwalzen. Vom flotten Opener ‚Lost And Found‘ bis hin zum epischen, schleppend-balladesken Abschlusstrack ‚Bells Aare Tolling‘ lassen Signum Regis nichts aus, was sich der Freund von melodischem Schwermetall wünscht. Egal ob im Mid-Tempo gehalten oder aufs Gaspedal gedrückt – Signum Regis sind jeder Situation gewachsen und bestechen immer wieder durch die messerscharfe und dennoch filigrane und präzise Gitarrenarbeit von Filip Kolus, der perfekt harmonierenden Rhythmussektion um Drummer Jaro Jancula und Bassist Ronnie König, der gezielten, aber nie aufdringlichen Synthie-Veredelung von Keyboarder Jan Tupy und dem markant-kraftvollen Gesang von Mayo Petranin.

Sei es das hymnenhafte ‚The Voice in the Wilderness‘, der grossartige Mid-Tempo-Reisser ‚Kingdom of Heaven‘, der Nackenbrecher ‚Prophet of Doom‘ oder das energiegeladene und stürmische ‚Quitters Never Win‘ – sie sind nur eine kleine Auswahl der Referenzklasse, welche man auf „Chapter IV: The Reckoning“ am Fließband serviert bekommt. Signum Regis ziehen alle Register ihres Könnens, heben einen Querschnitt durch ihr bisheriges Material heraus und veredeln es optimiert und perfektioniert auf den Tonträger – schlicht ein wahres Freudenfest für jeden Melodic-Metal-Liebhaber, egal aus welcher Altersklasse.

Ob am Schluss die Rechnung aufgeht und sich Signum Regis in der mittlerweile kaum mehr überschaubaren Release-Flut durchzusetzen vermögen, bleibt natürlich offen. Genauso aber bleibt unumstößliche Tatsache, dass „Chapter IV: The Reckoning“ nicht nur Signum Regis‚ bisheriges Referenzwerk geworden ist, sondern sich die Höchstwertung uneingeschränkt verdient hat. Definitiv ein heißer Anwärter bei den Best-of-Alben des Jahres im Bereich des Melodic-Metal!

geschrieben von Rosario Fazio

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