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Fünf

Fünf Jahre nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums erschien nun das fünfte Album der Berliner Rockband RotoR. Der Titel: ‚Fünf‘. Was die Namensgebung angeht, sprühen die Rotoren nicht gerade vor Kreativität und ja, die vorangegangenen Platten hießen in der Tat ‚Vier‘, ‚Drei‘, ‚Zwei‘ und ‚Eins‘. Auch die Songtitel bestehen überwiegend aus nicht mehr als einem Wort. Die eigenen Namen verrät das Quartett aus der deutschen Hauptstadt gleich gar nicht. Ein wortkarger Haufen, diese RotoR-Typen… Habe ich schon erwähnt, dass sie Instrumentalmusik machen? Nein?
Doch keine Bange! Wer nun befürchtet, die Band käme auch musikalisch nicht über drei Akkorde hinaus und würde genau wie ihr Bandname vorwärts wie rückwärts klingen, kann beruhigt sein. Wer bei den Worten ‚Instrumental‘ und ‚Rock‘ nun automatisch an verspielten Post-Rock denkt, liegt jedoch genauso falsch.

RotoR machen stattdessen ziemlich bodenständigen Stoner- und Desert-Rock mit einer ganz eigenen Note, irgendwo zwischen Kyuss und Monster Magnet (nur halt ohne Gesang). Die Betonung liegt hier durchaus auf ‚Rock‘, denn ‚Fünf‘ ist nicht nur ein Album zum Abschalten und genießen, sondern auch zum Haare schütteln (sofern man noch welche hat). So zum Beispiel Lied Nummer zwei, das den zauberhaften Titel ‚Fette Kette‘ trägt und sich auch irgendwie so anfühlt. In eine ähnliche Richtung geht auch ‚Volllast‘, das seine brutalen Rockriffs immer mal mit düsteren Klangeinlagen abwechselt, um am Ende mit vollem Beckeneinsatz auf dem Schlagzeug abzugehen. Optimistischere Klänge schlägt ‚Rabensol‘ an, bei dem man sich einfach nur locker flockig von der Bassline durch Wellen beflügelnder Gitarrenmelodien ziehen lassen kann. Auf ‚Fünf‘ ist sowohl für Rocker als auch für Genießer etwas dabei.

Dank der Verstärkung durch eine zweite Gitarre klingen RotoR nun deutlich voluminöser und variantenreicher als zu früheren Zeiten. Trotz der Einsilbigkeit bei der Namensfindung wirkt der Sound keinesfalls kühl und kalkuliert, wie man vielleicht vermuten möchte, sondern strahlt, nicht zuletzt durch den typischen Stoner-Sound, viel Wärme und Leidenschaft aus. Wem Musik alleine Message genug ist und grunzende Bässe und effekthaschende Gitarren als eine Wohltat erscheinen, der sollte sich RotoR auf jeden Fall einmal zu Gemüte führen. Wer sich dabei komplett wegbeamen möchte, kann während des Hörens auch die ganze Zeit über auf das psychedelische Cover schauen. Ist die Band gut? Ohne Worte.

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