HOLLYWOOD VAMPIRES – Rock in Rio
Alice Cooper, Joe Perry, Tommy Henriksen und Johnny Depp plus Matt Sorum und Duff McKagan und noch Zak Starkey, Lizzy Hale und Andreas Kisser – wenn das nicht ein Namedropping der Extraklasse ist. Da springt der Rock-Fan im Dreieck. Nun gibt es die ersten vier Protagonisten ja schon seit ein paar Jahren als Hollywood Vampires, doch „Rock in Rio“ (earMUSIC) ist ein Event zum Zungeschnalzen. Motto des Abends in Südamerika war es, den verstorbenen Helden Tribut zu zollen. Jimi Hendrix, Keith Moon, John Bonham, John Lennon, Charlie Watts, Marc Bolan – ruhet in Frieden.
Dem entsprechend tragen Hollywood Vampires eine lange Set-list an Cover-Songs vor. Auf CD ist das schon ein Vergnügen, doch dies auch live und in Farbe zu sehen, die Stars, die Mega-Bühne und die 100.000 und mehr Fans lässt einen schon hin und wieder eine Gänsehaut den Rücken herauf kriechen. ,Raise The Dead‘ – die einzige Eigenkomposition – eröffnet den Reigen – stilecht eingeleitet von Sir Christopher Lee. ,My Generation‘ und ,I Got A Line On You‘ rocken dann schon ein mal richtet gut los. Das erste Highlight ist das gejammte ,Five To One/Break On Through (to the Other Side)‘. Dabei zeigen alten Herren, dass sie es noch können und dabei auch eine Menge Spaß haben.
Alice Cooper leitet souverän wie ein Zirkusdirektor durchs Programm, Joe Perry kitzelt den Rock aus den sechs Saiten, Tommy Henriksen hält sich eher im Hintergrund auf und welche Aufgabe Johnny Depp zu Teil wird ist indifferent. Mal zupft der Schauspieler an der Gitarre, was nicht als spielen zu bezeichnen ist, dann hängt er sich mal rein, oft schleicht er wie ein Zombie über die Bühne, hin und wieder posiert er nett Rock’n’Roll-Style, aber ansonsten ist seine Rolle on stage keine wichtige, was die Musik angeht. Da sind die Helfershelfer der Vampires schon engagierter bei der Sache, bestes Beispiel ist ,7 and 7‘, bei dem es ordentlich ab geht.
Rock-Klassiker von Rock-Klassikern performt
Extrem cool kommt der ruhige Anfang zu ,Whole Lotta Love“ bis Lizzy Hale den alten Säcken Feuer unterm Arsch macht. Ebenso macht es Zak Starkey am Schlagwerk bei ,I’m a Boy‘; er wird noch weiter am Rande in die Kessel hauen. Wird Depp seine Rolle zugestanden ist das Happening voller Spielfreude und macht echt Spaß. Die schicken, laufenden Bilder zeigen, was auf und vor der der Bühne los ist, ohne dass die Kamera das Heft in die Hand nimmt, keine schnellen Schnitte, keine wilden Überblendungen oder ähnlichen Schnickschnack. Wäre auch ziemlich un-Rock’n’Rool.
Sich selber zu covern wird vielen gealterten Rockstars immer wieder vorgeworfen, doch im Fall Hollywood Vampires macht dies der Meister des Horrors mit einem Augenzwinkern. Bei ,School’s Out/Another Brick in the Wall Part 2‘ kommt sogar noch Herr Kisser auf die Bühne, um mit ,Billion Dollar Babies‘ den Höhepunkt des Abends zu zelebrieren. Nach ,Train Kept A-Rollin’‘ und ,Brown Sugar‘ sagt das unglaubliche Staraufgebot nach fast genau 55 Minuten „Tschüß“.
Für ein einmaliges Event ist „Rock in Rio“ in der Ausgabe der Hollywood Vampires Rock’n’Roll-Spaß pur für junge und junggebliebene Rock-Fans. Da gibt es nichts zu meckern, die Alten Säcke haben es noch drauf. Auch ist die Songauswahl nicht immer die obligatorische, wenn es um solch einflussreiche Bands geht, denen gehuldigt werden soll. Dafür macht die Diskussion danach um so mehr Spaß. Also, ich hätte nicht gerade diesen Song, sondern diesen ausgewählt, ist repräsentativer. Allein Captain Jack Sparrow ist eher eine Nebenrolle in „The Walking Dead“, schlurfend, ausdruckslos und blutleer.
Bewertung: 2
Homepage der Hollywood Vampires
https://www.facebook.com/hollywoodvampires