A Place Where There’s No More Pain
Life Of Agony waren mal Vorreiter einer ganzen Welle von Bands die ihren Zorn einerseits und ihre Melancholie andererseits ziemlich genau auf einem Level halten konnten und dementsprechend äußerst spannende Alben ablieferten.
Von Type 0 Negative -Musikern produziert behandelte das legendäre Debutalbum „River Runs Red“ das Thema Selbstmord in vielen Facetten. Wie kommt man mit dem Leben klar? Wie findet man seinen Platz und ist mit sich im Reinen? Wie kittet man Zerrissenes, Zerbrochenes? Das Album traf im Jahr 1993 ins Mark der Szene und lieferte sowohl der Metal- als auch der Hardcore- der Doom- und der Depri-gemeinde frisches Musikblut.
Nun, 24 Jahre und eine Geschlechtsumwandlung später ist davon nichts mehr übrig. Natürlich, die Protagonisten werden älter, altersweiser, ruhiger, gesetzter. Aber selbst nach so langer Zeit und mit fortgeschrittenem Alter gibt es noch zerrissene Menschen, die grandiose, fantastische Musik machen.
„Leider“ scheint Mina Caputo nach ihrer Geschlechtsumwandlung eine tonnenschwere Last von den Schultern gefallen zu sein. Keine zwei Seelen mehr im Körper, keine Unrast, keine Zerrissenheit. Dafür kann man sie persönlich zutiefst beglückwünschen.
Für ihre Musik ist es das Todesurteil.
Diese zwei Stimmen, die aus einer Person sprachen, damals in 1993, machten Life Of Agony zu dem, was sie waren. Begeisternd, mitreißend. Heute ist das nur noch oberflächliches Geseiere, das höchstens so tut als wäre es eine Alice In Chains – Kopie. Von Zerrissenheit, Dynamik, Melancholie keine Spur. Gesittete Damen und Herren machen gesittete Musik. Es gibt kein lebensverneinendes Geschrei mehr, nur druckloses Vor-sich-hin-Gesinge. Ein Trauerspiel. Das ist musikalisch zwar klar erkennbar Life Of Agony, aber Life Of Agony Light. Nein. Life Of Agony Zero.
Der Titel „A Place Where There’s No More Pain“ passt perfekt auf dieses Album. Schmerz, Trauer, Wut, alles weg.