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Slade Alive! (The Art Of The Album-Deluxe Edition)

„The Art Of The Album“ nennt sich eine neue Serie von BMG, die einflussreiche, wegweisende oder besonders wichtige Alben der Rockgeschichte in schicken Digibooks mit aufwändiger Bookletgestaltung und neuen Linernotes, die das Album in einen zeitgeschichtlichen Kontext setzen, wiederveröffentlicht. Eines der ersten Alben, dem diese Behandlung zuteil wird, ist das generell eher unterbewertete, 1971 erschienene „Slade Alive!“ der britischen Rabaukentruppe Slade (wer hätte das bei dem Titel gedacht?).

Kurz gesagt: Recht so! Denn „Slade Alive!“ ist, wie Insidern schon lange bekannt, eines der besten und kompromisslosesten Livealben der frühen Hardrockszene. Im Gegensatz zu ihrem Image als lustige Teeniebopper-Hitmaschine waren Slade nämlich ein Haufen recht harter Knochen, die schon jahrelang die Clubs und Bars beackert hatten und in der damals noch eher in der linken politischen Ecke zu verortenden Skinheadszene der 1960er verwurzelt waren. Vom trügerisch leisen Start des wenig später explodierenden Ten Years After-Songs ‚Hear Me Calling‘ bis zum letzten Ton des aufs teuflischste massakrierten ‚Born To Be Wild‘ stellt „Slade Alive!“ eine wahre Tour De Force dar, die auch heute noch schmutzig, authentisch und mitreißend wirkt. Livemitschnitte von Rockbands waren Anfang der 1970er noch eher den Superstars vorbehalten, da die technischen Limitationen des konventionellen (sprich: bezahlbaren) Aufnahmeequipments den lärmigen Sound der Shows für gewöhnlich nicht einfangen konnten. Slade nahmen ihr Livealbum deshalb gleich in einem perfekt ausgestatteten TV-Studio auf und luden sich knapp 300 Fanclubmitglieder ein, die für eine entsprechende Kulisse sorgten.

Das Endergebnis hat bis heute nichts an Faszination verloren. Natürlich ist trotz des hochwertigen Aufnahmeequipments der Sound keineswegs audiophil – es waren die frühen Siebziger, und es war laut. Allerdings wiederlegt „Slade Alive!“ eben auch perfekt die These, nach der Slade so etwas wie die Teletubbies der Glamrock-Ära gewesen waren. Das „Little Richard-auf elf“-Geschrei aus Noddy Holders Kehle prägt natürlich auch hier das Gesamtbild, aber Gitarrist Dave Hill tut sein Bestes, dem eine entsprechend rüde Gitarrenarbeit entgegenzusetzen. Der unnachgiebige Groove von Drummer Don Powell und die gerne unterschätzte abwechslungs- und detailreiche Bassarbeit von Jim Lea runden das Paket perfekt ab. AC/DC haben nie einen Hehl daraus gemacht, ihren frühen Stil an Slade angelehnt zu haben (in ihrer Prä-Plattendeal-Phase waren sie sogar auch mit Glitzerkostümen aufgetreten), Lemmy und die Ramones waren Fans und Kiss benannten bekanntlich ihr erstes Livealbum nach vorliegender Scheibe. Ruhig wird’s hier nur in der Hippie-Ballade ‚Darling Be Home Soon‘, die durchaus gefühlvoll dargeboten wird – auch wenn Noddys hochentspannter Rülpser ins Mikro eventuell der Stimmung abträglich sein könnte. Die komplette zweite Hälfte besteht dafür aus fiebrigem Rock’n’Roll, der selbst die damals (zurecht) als Genre-Könige geltenden Status Quo vergleichsweise zivilisiert wirken ließ.

Auch die Aufmachung der Wiederveröffentlichung kann absolut überzeugen. Die kurze Bandhistory bis zum damaligen Punkt enthält alle relevanten Punkte, die Kommentare der Band sind so amüsant wie bisweilen erstaunlich selbstkritisch, und das komplette Booklet ist im Stil des Album-Artworks designt. Zwar gibt es keine Bonustracks oder Ähnliches, aber das passt schon so – „Slade Alive!“ ist perfekt, so wie es ist. Wer sich selbst als Rock’n’Roller bezeichnet und dieses Album nicht besitzt, ist nur ein Schwindler. Punkt.

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