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The Horse Comanche

Wer oder was zur Hölle ist das Pferd Comanche?! In den USA dürfte jedes Kind das Kavallerieross kennen, das nach der verheerenden Schlacht am Little Big Horn 1876 schwer verletzt zwischen toten Soldaten und Artgenossen gefunden und nach seiner Genesung zu einer Art Maskottchen wurde. Sein Präparat, dessen Grundgerüst das Cover von Chadwick Stokes‚ neuestem Wurf ‚The Horse Comanche‘ ziert, wird immer noch ausgestellt.

Für Stokes, der sämtliche Songs der Platte während einer Wohnzimmertour quer durch die Staaten geschrieben hat, ist Comanche nach eigener Aussage nicht nur mysteriös, sondern auch ein Sinnbild für den Ritt des Lebens: Niemand weiß, wo die fantastische, abenteuerliche Reise hingeht – so auch nachzuhören im Titeltrack.

Wie alles, was Stokes musikalisch anfasst, ist die Scheibe ein Prisma aus verschiedensten Gefühlslagen und Musikstilen. Leise Melancholie schleicht sich bei der gutherzigen ‚Mother Maple‘ ein, die zu den Klängen von zaghaften E-Drums für jeden mehr als genug Porridge in Reserve hat.

Karibische Leichtigkeit beflügelt in ‚Prison Blue Eyes‘, ein verspieltes Glockenspiel leitet die Anti-Resignations-Hymne ‚Our Lives Our Time‘ ein, schleppende Gitarren und Harmoniegesang tragen das sphärische ‚Hazy Maze‘.

Chadwick Stokes ist einer der wenigen Künstler, denen es mit jeder Platte gelingt, sich neu zu erfinden, ohne dabei ihren eigenen Stil zu verraten. Auf ‚The Horse Comanche‘ wurde dieses seltene Talent von den Impulsen des hochkarätigen Produzenten-Trios Sam Beam (Iron & Wine), Brian Deck (Modest Mouse) und Noah Georgeson (Joanna Newsom) auf die Spitze getrieben.

‚The Horse Comanche‘ ist eine Hymne an die Schönheit des Lebens, die Liebe und den Willen, die Welt zum Besseren zu verändern. Was bei anderen Musikern schnell in zuckersüßem Kitsch versandet, ist bei Chadwick Stokes schlicht die raffiniert erzählte Geschichte seines Lebens – eines Lebens, das offenbar erfüllter nicht sein könnte.

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